Fußball-EM

Portugal siegt mit Ronaldo-Rekordtoren

Portugal ist am Dienstag in der schweren Gruppe F mit einem Sieg in die EM gestartet. Der 3:0-Sieg des Titelverteidigers in der mit 61.000 Fans voll besetzten Puskas-Arena von Budapest wurde allerdings in der Schlussphase fixiert. Durch einen Treffer von Raphael Guerreiro (84.) und einen Doppelpack von Cristiano Ronaldo (87./Elfmeter, 92.). Der Superstar hält damit nun bei insgesamt elf Toren bei einer EM-Endrunde und ist damit alleiniger Rekordhalter.

Ronaldo verbuchte im Duell gegen die Ungarn gleich mehrere Bestmarken. Der 36-Jährige wurde zum ersten Spieler, der bei fünf Europameisterschaften eingesetzt wurde, und absolvierte seine insgesamt 22. EM-Partie. Seinen ersten EM-Einsatz hatte der fünfmalige Weltfußballer am 12. Juni 2004 gegen Griechenland im Rahmen der Heim-Euro bestritten. Mit seinen Toren Nummer zehn und elf überholte er auch endgültig Michel Platini als besten EM-Torschützen aller Zeiten. Der Franzose hatte seine neun Treffer nur bei der EM 1984 erzielt.

Für Portugal, das auch im 14. Duell gegen Ungarn ungeschlagen blieb, waren aber vor allem die drei Punkte wichtig. In der Hammergruppe mit Weltmeister Frankreich und Deutschland wäre ein Remis für den Nations-League-Sieger von 2019 gegen den vermeintlich schwächsten Gegner ein herber Rückschlag gewesen.

Ronaldos historischer zehnter EM-Treffer

Cristiano Ronaldo verwandelt in der 87. Minute einen historischen Elfmeter. Mit seinem insgesamt zehnten EM-Treffer überholte der Superstar endgültig Michel Platini in der ewigen Bestenliste.

Ungewohnte Atmosphäre im Puskas-Stadion

Portugal-Coach Fernando Santos schickte seine Truppe mit dem gewohnten 4-3-3-System in die Partie. Gespickt war die von Kapitän Ronaldo angeführte Startelf mit namhaften Spielern wie Diogo Jota, Bruno Fernandes und Bernardo Silva. Atletico-Legionär Joao Felix saß zunächst nur auf der Bank. Die Ungarn setzten in der Startformation auf den Deutschland-Block um Goalie Peter Gulacsi, Abwehrchef Willi Orban (beide Leipzig) und die Stürmer Adam Szalai (Mainz) sowie Roland Sallai (Freiburg).

Im einzigen voll besetzten EM-Stadion genossen die Spieler eine lange nicht gekannte Atmosphäre, vor allem für die Ungarn sollte das zu einem echten Heimvorteil werden. Das Kommando übernahmen aber wie erwartet die Portugiesen. Jota prüfte von der Strafraumgrenze gleich einmal Gulacsi, der zur Ecke klärte (5.). Der Liverpool-Legionär übersah dabei aber den weit aus besser positionierten Ronaldo. Die spielerisch unterlegenen Hausherren nahmen die Herausforderung jedenfalls an und hielten mit ihrem defensiven 5-3-2-System dagegen.

Attila Fiola (HUN) und Nelson Semedo (POR)
Reuters/Bernadett Szabo
Attila Fiola und Nelson Semedo lieferten sich ein kompromissloses Luftduell ohne Nachwehen

Portugal schlägt aus Überlegenheit kein Kapital

Der Titelverteidiger tat sich gegen die ungarische Defensive schwer, weshalb der Schuss von Jota die einzige Chance in der ersten Viertelstunde blieb. Da die Ungarn bei Balleroberung auch nicht in ihr Umschaltspiel kamen, ergaben sich wenige Torszenen. Die Dominanz von Portugal wuchs von Minute zu Minute, knapp 70 Prozent Ballbesitz wies die Statstik nach einer halben Stunde aus. Der Output aus dieser Überlegenheit hielt sich allerdings mehr als in Grenzen.

Die Ungarn brachten ihrerseits erst in der 37. Minute den Ball erstmals auf das gegnerische Tor. Nach einer Freistoßflanke platzierte Adam Szalai seinen Kopfball aber zu zentral, Goalie Rui Patricio hatte keine Probleme. Auf der Gegenseite scheiterte Jota mit einem Drehschuss aus knapp fünf Metern an Gulacsi (39.). Danach vergab Ronaldo die größte Chance der Partie. Der Superstar schoss alleine vor dem Tor aus kürzester Distanz über das Tor (43.). Mit einem 0:0 ging es in die Kabine, womit klar war: Die Portugiesen hatten ein Geduldspiel.

Cristiano Ronaldo (POR) hält dich nach einem misslungenen Torschuss die Hände vor sein Gesicht
Reuters/Laszlo Balogh
Cristiano Ronaldo konnte es nicht fassen, dass er die Riesenchance vor der Pause nicht nutzte

Ungarns Abwehrwall hält noch stand

Portugal kam personell unverändert aus der Pause, brachte aber in den zweiten 45 Minuten aber mehr Tempo im Angriffsspiel, um die ungarischen Abwehrketten, die relativ problemlos verschieben konnten, auszumanövrieren. Ein Kopfball von Pepe nach einem Corner blieb aber auch in der Anfangsphase nach dem Seitenwechsel zunächst die einzige Ausbeute (47.). Die Ungarn kämpften verbissen, konnten sich aber nur ganz selten aus der portugiesischen Umklammerung befreien. Ein Distanzschuss von Adam Szalai fiel zu harmlos aus (50.).

Ein Schuss von Sallai, mit dem Rui Patricio keine Probleme hatte (57.), läutete dann die beste Phase der Ungarn ein. Das offensive Aufmucken war aber nur von kurzer Dauer. Portugal schnürte die Gastgeber wieder ein, ohne dabei gefährlich zu werden. Zu ideenlos war weiter das Spiel gegen den roten Abwehrwall. Bruno Fernandes scheiterte mit einem Weitschuss an Gulacsi (68.). Coach Santos wirkte an der Seitenlinie jedenfalls schon ein wenig ratlos.

Langsam, aber sicher lief den Portugiesen die Zeit davon. Santos nahm den ersten Wechsel vor, Benfica-Spieler Rafa Silva ersetzte Bernardo Silva (71.). Von Ronaldo war in der zweiten Hälfte lange sehr wenig zu sehen, ehe er in der 76. Minute nach einem Zweikampf mit Fiola im Strafraum vehement auf Handspiel des Ungarns reklamierte. Der VAR meldete sich aber nicht bei Schiedsrichter Cüneyt Cakir, womit sich auch diese Hoffnung auf den wichtigen Treffer nicht erfüllte. Nur wenige Minuten danach jubelten die Ungarn, denn Szabolcs Schön hatte gegen Rui Patricio ins kurze Eck getroffen (80.). Die Fahne des Schiedsrichterassistenten war – wenngleich auch sehr spät – oben.

Schlussphase lässt Portugal mehrfach jubeln

Die Schlussphase wurde dann für die Ungarn ganz bitter. Bei den Ungarn wurde dabei Orban zum Pechvogel. Zunächst fälschte der Abwehrchef einen Schuss von Guerreiro unhaltbar für seinen Tormann Gulacsi ab (84.). Der Bann war gebrochen. Nur wenige Minuten danach stand abermals der Leipzig-Legionär im Mittelpunkt, nach einem Foul an Rafa Silva gab es Elfmeter. Über den Schützen gab es natürlich keine Diskussion. Ronaldo trat zum geschichtsträchtigen Penalty an und verwandelte souverän im rechten Eck (87.).

Guerreiro macht das 1:0

Mit einer glücklichen Aktion gehen die Portugiesen in Führung. Der Schuss von Raphael Guerreiro wird von Willi Orban unhaltbar abgefälscht (84.).

Die Ungarn waren völlig konsterniert, wurden ihre Bemühungen doch binnen weniger Minuten zunichte gemacht. Und es kam noch schlimmer für sie. Denn in der Nachspielzeit schnürte Ronaldo seinen Doppelpack. Der Superstar kam völlig frei zum Abschluss, nachdem Endre Botka das Abseits aufgehoben hatte. Die Chance ließ sich Ronaldo nicht entgehen, machten einen Haken um Goalie Gulacsi und erhöhte sein EM-Torkonto auf elf Treffer.

Stimmen zum Spiel:

Fernando Santos (Portugal-Trainer): „Wir wollten mit einem Sieg starten, aber es sind trotzdem nur drei Punkte. Wir haben noch zwei sehr wichtige Spiele vor uns. Wir wussten, wenn wir ein Tor schießen würden, wird es einfacher. Ich habe ein anderes Ungarn erwartet. Sie sind die meiste Zeit des Spiels sehr tief gestanden, aber wir haben auch gepusht und sie zurückgedrängt. Wir hatten vier sehr gute Torchancen, und wenn wir getroffen hätten, wäre Ungarn auseinandergefallen. Die Zeit verging, und unsere Nervosität nahm zu. Aber wir haben uns erholt, wir haben das erste Tor erzielt, und danach hat Ungarn aufgemacht. Ich denke, es war ein faires Ergebnis. “

Marco Rossi (Ungarn-Trainer): „Drei Tore innerhalb von zehn Minuten hinterlassen natürlich Enttäuschung. Ein unglückliches Tor kann man zwar bekommen, aber danach muss man besser zurückkommen und nicht zu viel Risiko nehmen. Das Ergebnis ist zwar enttäuschend, die Leistung aber nicht. Bis zur 84. Minute haben wir das sehr gut gemacht, waren defensiv sehr gut organisiert. In der zweiten Hälfte waren wir sogar im Spiel mit dem Ball besser. Es mögen zwar drei Tore Differenz zwischen Portugal und uns liegen, aber das entspricht nicht dem, was wir heute gezeigt haben.“

Cristiano Ronaldo (Portugal-Doppeltorschütze): „Das Wichtigste war, dass wir gewonnen haben. Es war ein schwieriges Spiel, gegen einen Gegner, der sehr gut verteidigt hat. Aber wir haben drei Tore erzielt, und ich bin der Mannschaft sehr dankbar, dass sie mir geholfen hat, zwei Tore zu schießen. Mit dem Sieg in ein Turnier zu starten ist gut für das Selbstvertrauen. Nun wollen wir weiter gewinnen.“

Gruppe F, erster Spieltag

Dienstag:

Ungarn – Portugal 0:3 (0:0)

Budapest, Puskas Arena, 61.000 Zuschauer, SR Cakir (TUR)

Torfolge:
0:1 (84.) Guerreiro
0:2 (87.) Ronaldo (Elfmeter)
0:3 (92.) Ronaldo

Ungarn: Gulacsi – Lovrencsics, Botka, Orban, At. Szalai, Fiola (88./K. Varga) – Kleinheisler (78./Siger), Nagy (95./R. Varga), Schäfer (65./Nego) – Ad. Szalai, Sallai (77./Schön)

Portugal: Patricio – Semedo, Dias, Pepe, Guerreiro – Danilo, Carvalho (81. Sanches), Fernandes (89./Moutinho) – Ronaldo, Jota (81./A. Silva), B. Silva (71./R. Silva)

Gelbe Karten: Orban, Nego bzw. Dias

Die Besten: Gulacsi, Fiola, Nagy bzw. Danilo, Dias, Ronaldo