Marko Arnautovic
AP//Robert Ghement
Fußball-EM

Arnautovic gegen Niederlande gesperrt

Österreichs Nationalmannschaft muss bei der Fußball-EM am Donnerstag im Schlager gegen die Niederlande (21.00 Uhr, live in ORF1) auf Marko Arnautovic verzichten. Der China-Legionär wurde vom Europäischen Fußballverband (UEFA) am Mittwoch nach seinem umstrittenen Torjubel beim 3:1 gegen Nordmazedonien für ein Spiel gesperrt und steht damit in Amsterdam nicht zur Verfügung.

Die UEFA bestrafte die Wortmeldungen und Gesten Arnautovics im ersten EM-Auftritt der Österreicher in Bukarest nach genauer Überprüfung nach Paragraf 15 ihres disziplinarischen Regelwerks als „Beleidigung eines Gegenspielers“ und sprach daraufhin die Sperre von einem Spiel aus. Im letzten Gruppenspiel am 21. Juni in Bukarest gegen die Ukraine ist der Wiener wieder spielberechtigt.

Die Gesten des 32-Jährigen hatten sich vor allem gegen seinen nordmazedonischen Gegenspieler Ezgjan Alioski gerichtet. Dieser erklärte zwar, dass sich Arnautovic bereits unmittelbar nach dem Spiel bei ihm entschuldigt habe – und zu diesem Zweck danach auch in die Kabine gekommen sei. Nordmazedoniens Verband forderte dennoch in einem Brief an die UEFA die „härteste Strafe“. Europas Fußballverband setze daraufhin am Dienstag einen Ethik- und Disziplinarinspektor ein, der nun sein Urteil fällte.

ÖFB-Spieler Marko Arnautovic und Ezgjan Alioski (Nordmazedonien)
APA/AFP/Justin Setterfield
Die klärende Aussprache zwischen Arnautovic (l.) und Alioski nach dem Spiel hatte für die UEFA keine Relevanz

„Wir haben das Urteil heute nach unserer Landung hier in Amsterdam erfahren. Natürlich ist es für uns schwer zu verstehen, dass der eigentliche Provokateur Alioski von Nordmazedonien ohne jede Behelligung davongekommen ist und unser Spieler ein Spiel gesperrt worden ist. Aber wir nehmen das zur Kenntnis. Wir werden keine Berufung einlegen. Wir wollen uns voll auf unsere sportlichen Aufgaben konzentrieren“, so ÖFB-Präsident Leo Windtner in einem Statement im ORF.

ÖFB-Präsident Leo Windtner zu Arnautovic

ÖFB-Präsident Leo Windtner nahm die UEFA-Entscheidung zur Kenntnis

Spende für Integrationsprojekt

„Ich habe mein Fehlverhalten beim Torjubel aus eigener Initiative, noch bevor ein Verfahren eingeleitet wurde, öffentlich eingestanden und mich dafür entschuldigt. Es hat bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben, aber auch Provokationen sind keine Rechtfertigung für mein Verhalten. Direkt nach dem Spiel hat es eine Aussprache und eine gegenseitige Entschuldigung gegeben“, entschuldigte sich Arnautovic nach dem Urteil via ÖFB-Aussendung noch einmal öffentlich.

Den Vorwurf des Rassismus wies der zweifache Familienvater aber erneut vehement zurück. „Ich bin mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen aufgewachsen und stehe ganz klar für Vielfalt. Das weiß jeder, der mich kennt. Es ist mir persönlich sehr wichtig, das zu betonen. Ich stehe gemeinsam mit dem ÖFB für Toleranz und Integration in allen Bereichen der Gesellschaft“, richtete Arnautovic in dem Schreiben aus.

Arnautovic-Statement nach ÖFB-Sieg

Marko Arnautovic nahm bereits einen Tag nach dem Vorfall in Bukarest dazu Stellung und entschuldigte sich für seine Wortwahl.

Als Reaktion auf den Vorfall kündigte der Wiener auch einen zusätzlichen persönlichen Schritt an. „Gerade weil mir durch meine eigene Geschichte Integration so ein Anliegen ist, möchte ich diesen Fall zum Anlass nehmen und 25.000 € für mein Integrationsprojekt, bei dem ich selbst als Schirmherr auftrete, zur Verfügung stellen, damit mein schlechtes Verhalten auch eine gute Konsequenz für mehr Zusammenhalt hat. Ich möchte vor allem Kindern und Jugendlichen ein gutes Vorbild sein“, so Arnautovic.

Aufmunterung durch Teamchef

Teamchef Franco Foda stärkte seinem gesperrten Leistungsträger den Rücken. „Ich habe Marko als herzensguten Menschen kennengelernt. Er hat sein Fehlverhalten eingestanden und sich öffentlich entschuldigt. Die betroffenen Spieler haben sich ausgesprochen und die Hand gereicht“, sagte der gebürtige Deutsche, der sich trotz des Wirbels im Umfeld voll und ganz auf die nächste Aufgabe konzentrieren möchte: „Unser voller Fokus gilt dem Spiel gegen die Niederlande. Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine wird Marko wieder zeigen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist.“

„Schade für Österreich“

Die Niederländer nahmen das Urteil aus Rom, wo die UEFA-Disziplinarkommission während der Gruppenphase tagt, nicht unglücklich auf. „Es ist schade für Österreich, er ist ein sehr guter Spieler“, sagte Teamchef Frank de Boer. Er kenne Arnautovic gut. „Österreich wird ihn vermissen. Für uns ist das natürlich ein Vorteil, klar.“

Gegen Nordmazedonien sei Arnautovic eingewechselt worden und habe „auf dem Platz sofort den Unterschied gemacht“, meinte de Boer. Diese Gefahr droht der „Oranje“ nun nicht. Arnautovic reiste am Mittwoch zwar mit dem Team nach Amsterdam. Auf dem Weg ins Hotel kam am Mittwoch aber die Nachricht, dass er nach seiner Entgleisung beim Spiel zuschauen muss.