Fußball-EM

Italien stürmt ins Achtelfinale

Italien hat sich als erste Mannschaft vorzeitig für das Achtelfinale der Fußball-EM 2021 qualifiziert. Nach dem souveränen 3:0-Auftaktsieg gegen die Türkei gewann die Auswahl von Roberto Mancini am Mittwoch auch ihr zweites Spiel in der Gruppe A gegen die Schweiz mit 3:0 (1:0).

Zum Matchwinner für die Gastgeber im Olympiastadion von Rom wurde Manuel Locatelli mit zwei Treffern (26., 52.). Zum Endstand traf Ciro Immobile in der 89. Minute. Im letzten Gruppenspiel trifft Italien am Sonntag (18.00 Uhr) auf Wales, die Schweiz zeitgleich auf die Türkei. Beide Spiele sind live in ORF1 zu sehen.

Nun schon zehn Spiele sind die Italiener ohne Gegentor geblieben und mit der italienischen Version des Tiki-Taka seit sogar 29 Spielen ungeschlagen. Mit dem Ende der Gruppenphase könnte im Spiel gegen Wales eben der Rekord von 30 Spielen ohne Niederlage unter Vittorio Pozzo von 1935 bis 1939 fallen.

Italienische Offensive wirkt

Nach dem glanzvollen Erfolg gegen die Türkei konnte Italien gegen die Schweiz ohne Druck ans Werk gehen. Anders die Eidgenossen, die beim 1:1 gegen Wales hinter den eigenen Erwartungen geblieben waren. Ein Sieg wäre mit Blick auf die Tabelle wünschenswert gewesen. Doch glänzten die Italiener neuerdings nicht nur als Defensivkünstler, auch die Offensive mit Domenico Berardi, Immobile und Lorenzo Insigne lehrte den Gegner das Fürchten. Das musste die Schweiz letztlich zur Kenntnis nehmen.

Erschwerend für die Schweiz hinzu kam die Heimstärke der Italiener, die keines der davor neun Spiele bei großen Turnieren im römischen Olympiastadion verloren hatten. Der Schweizer Teamchef Vladmir Petkovic war gewarnt. Verstecken wollte er sich gegen die Italiener nicht – im Gegenteil: Er wollte das Heil in der Flucht nach vorne und also im Angriff suchen. Sprichwörtlich war das leichter gesagt als getan.

Gastgeber sofort am Drücker

Die leisen Bemühungen der Eidgenossen wurden im Keim erstickt, zu dicht und eng standen zu Spielbeginn die Italiener, die mit der verpassten WM 2018 in Russland ihren sportlichen Tiefpunkt erreicht hatten. Unter Coach Mancini ging es seither steil bergauf. Zehn Siege gab es in zehn Spielen der EM-Qualifikation. Zuletzt marschierten die Italiener in der Nations League ins Finalturnier und starteten mit drei Siegen in die WM-Qualifikation.

Trotzdem versteckte sich die Schweiz nicht, wiewohl die Italiener zusehend die Kontrolle über Gegner und Spiel übernahmen. Technisch höchst versiert und mit dem berüchtigen Kurzpassspiel in der Vorwärtsbewegung riss die „Squadra Azzurra“ die Partie an sich, die Schweiz igelte sich bei Angriffen im eigenen Strafraum ein, was die Aufgabe für Italien nicht einfacher machte. Offensiv war die Schweiz abgemeldet, in der Defensive schwer unter Druck.

Kein Tor und Führungstreffer

Der vermeintliche Führungstreffer der Gastgeber durch Giorgio Chiellini (19.) nach einem Eckball und einem Gestochere im Strafraum wurde vom russischen Schiri Sergej Karasew nach Videananalyse wegen Handspiels nicht anerkannt.

Chiellini-Tor wird aberkannt (19. Min)

Nach der Videoanalyse wird das Tor nicht gegeben.

Entmutigen ließen sich die Italiener dadurch nicht. Sieben Minuten später klingelte es wirklich: Nach perfektem Zuspiel von Domenico Berardi ließ sich Manuel Locatelli vom Fünfer nicht lumpen und dem Schweizer Schlussmann Yann Sommer keine Chance.

Schweizer Reaktion bleibt aus

Die passende Antwort der Schweizer blieb aus – zu behäbig und durchschaubar die Angriffe der Petkovic-Elf. In Kontern blieb Italien weitaus gefährlicher. Eine dieser Chancen vergab Leonardo Spinazzola (37.), bei einer weiteren fand Immobile für seinen Pass in den leeren Strafraum keinen Abnehmer (42.).

Fotostrecke mit 10 Bildern

Bild zeigt die Mannschaften bei den Hymnen vor Spielbegin.
Reuters/Mike Hewitt
Friedlich vereint gaben sich beide Teams vor dem Spiel, danach ging es zur Sache …
Bild zeigt das für später ungültig erklärte Tor von Italien Spieler Giorgio Chiellini.
Reuters/Riccardo Antimiani
Erster Aufreger in Minute 19: Ein Treffer von Giorgio Chiellini für Italien wurde wegen Handspiels aberkannt
Italien Spieler Jorginhoim Zweikamof mit dem Schweizer Granit Xhaka.
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Auch sonst ging es abwechslungsreich zu – Jorginho (l.) schenkte dem Schweizer Xhaka im Zweikampf nichts
Bild zeigt Tor durch den Italiener Manuel Locatelli.
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Das 1:0 war nur eine Frage der Zeit, es gelang Locatelli in der 26. Minute
Der Italiener Lorenzo Insigne im Zweikampf mit dem Schweizer Remo Freuler.
AP/Ettore Ferrari, Pool/Ettore Ferrari
Der Italiener Insigne im Zweikampf mit Freuler. Ein Treffer sollte dem Napoli-Angreifer diesmal verwehrt bleiben.
Der Italiener Manuel Locatelli beim erzielen des 2:0.
Reuters/Alberto Lingria
Dafür traf Locatelli gleich doppelt – mit seinem zweiten Tor in der 52. Minute war die Partie quasi entschieden
Der italienische Spieler Lorenzo Insigne und Trainer Roberto Mancini.
AP/Riccardo Antimiani
Insigne wurde vorzeitig ausgetauscht, von Enttäuschung war bei ihm und Trainer Mancini keine Spur
Der Italiener Ciro Immobile beim erzielen des 3:0.
Reuters/Alessandra Tarantino
Mit dem Treffer zum 3:0 hielt sich Immobile für die davor zahlreich vergebenen Chancen schadlos
Bild zeigt jublende italienische Fans in Rom.
APA/AFP/Filippo Monteforte
Italien stand damit vorzeitig im Achtelfinale – die italienischen Fans in Rom wusste das ebenso gebührend zu feiern …
Bild zeigt jubelnde Italiener.
AP/Riccardo Antimiani
… wie die Spieler. Auf dem Rasen und wohl auch danach.

Einen schnelleren Angriff der Schweizer und den Pass von Kevin Mbabu vors Tor ließ der italienische Verteidiger Giovanni Di Lorenzo elegant durch die Beine und im Torout versanden (47.+2).

Locatelli trifft erneut

Bei Wiederanpfiff nach der Pause brachte Petkovic Mario Gavranovic anstelle des enttäuschenden Haris Seferovic im Sturm der Schweizer, während Mancini mit unveränderter Formation das Achtelfinale konsequent anpeilte. In Kontern fanden die Italiener immer mehr Platz vor.

Davon profitierte erneut Locatelli, der einen Gegenstoß mit einem sehenswerten Schuss aus rund 20 Metern zum 2:0 (52.) beendete. Sommer schaute verdutzt, er blieb chancenlos. Mit seinem insgesamt dritten Treffer im Teamtrikot war der 23-Jährige Locatelli zum Matchwinner für Italien geworden.

Locatelli mit dem Doppelpack (52. Min)

Ein herrlicher flacher Schluss bringt Italien mit 2:0 in Führung.

Der Rest war Formsache für die Gastgeber, deren Torwart Gianluigi Donnarumma sich nur einmal auszeichnen musste: Die Chance von Steven Zuber (64.) aus kürzester Distanz entschärfte der 22-Jährige mit einer Glanzparade, im Gegenstoß brachte Berardi den Ball nicht im Tor unter – es war zugleich seine letzte Aktion, in der 70. Minute wurde der Offensivstar duch Verteidiger Rafael Toloi ersetzt. Coach Mancini ging auf Nummer sicher.

Immobile setzt Schlusspunkt

Zwei weitere Chancen der Italiener vergab in der Folge Immobile. Bei beiden schoss er aus guter Position im Strafraum rechts am Tor vorbei (73., 79.). Die Schweiz gab sich geschlagen. Die Schlussoffensive blieb aus. Letztlich traf Immobile doch noch – ins linke Eck, das lag ihm offenbar mehr. Zum dritten Mal musste Sommer hinter sich greifen.

3:0 durch Immobile (88. Min)

Nach einigen vergebenen Chancen trifft Immobile.

Stimmen zum Spiel:

Roberto Mancini (Italien-Teamchef): „Die Schweiz ist eine starke Mannschaft, wir haben gewusst, dass es ein hartes Spiel wird, und das war es auch. Wir haben einige Chancen kreiert und uns den Sieg verdient. Wir hatten in den Anfangsminuten Probleme, haben sie dann aber hoch angepresst und zu Fehlern gezwungen. Die Jungs haben es wirklich gut gemacht, es war nicht einfach – das zweite Spiel innerhalb von fünf Tagen, und es ist so heiß.“

Vladimir Petkovic (Schweiz-Teamchef): „Viele Sachen sind nicht für uns gelaufen und für Italien schon. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Gratulation an Italien, sie spielen einen großartigen Fußball. Wir müssen es analysieren. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, aber wir brauchen jetzt positive Energie, wir brauchen den Spirit der Mannschaft. Heute können wir enttäuscht sein, aber ab morgen müssen wir wieder den Kopf hoch halten. Drei Punkte gegen die Türkei können uns in die nächste Runde bringen.“

Fußball-EM, Gruppe A, zweiter Spieltag

Mittwoch:

Italien – Schweiz 3:0 (1:0)

Rom, Stadio Olimpico, SR Karasew (RUS)

Torfolge:
1:0 Locatelli (26.)
2:0 Locatelli (52.)
3:0 Immobile (89.)

Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini (24./Acerbi), Spinazzola – Barella (87./Cristante), Jorginho, Locatelli (86./Pessina) – Berardi (70./Toloi), Immobile, Insigne (69./Chiesa)

Schweiz: Sommer – Elvedi, Schär (58./Zuber), Akanji – Mbabu (58./Widmer), Freuler (84./Sow), Xhaka, Rodriguez – Shaqiri – Seferovic (46./Gavranovic), Embolo

Gelbe Karten: keine bzw. Gavranovic, Embolo

Die Besten: Locatelli, Spinazzola, Insigne bzw. Xhaka