Fußball-EM

Ukraine überwindet Nordmazedonien

Die Ukraine hat am Donnerstag das Duell der Auftaktverlierer in der ÖFB-Gruppe C gegen Nordmazedonien gewonnen. Die Auswahl von Teamchef Andrij Schewtschenko setzte sich in der National Arena von Bukarest mit 2:1 (2:0) durch und ist damit wieder im Rennen um ein Ticket für das Achtelfinale. Damit gibt es am Montag zum Abschluss der Vorrunde einen Showdown zwischen den Ukrainern und den Österreichern um die Aufstiegsplätze.

Matchwinner für die Ukraine waren Andrij Jarmolenko und Roman Jaremtschuk, die schon beim 2:3 am Sonntag gegen die Niederlande getroffen hatten und in der ersten Hälfte innerhalb von fünf Minuten doppelt zuschlugen. Jarmolenko traf in der 29. Minute nach einem Eckball zum 1:0, Jaremtschuk vollendete kurz darauf einen schönen Spielzug zum 2:0 (34.). Nach dem Seitenwechsel gelang Ezgjan Alioski per Elfmeter der Anschlusstreffer (57.). Kurz vor dem Ende scheiterte Ruslan Malinowskyj vom Punkt an Goalie Stole Dimitrievski.

Während sich die Ukraine mit dem Dreipunkter im Aufstiegskampf der Gruppe C gegen die Niederlande und Österreich mit dem ersten Sieg zurückgemeldet hat, steht Nordmazedonien trotz erneut couragierter und starker Leistung nach zwei Spieltagen weiter mit null Punkten da und hat keine Chance mehr auf den Einzug ins Achtelfinale. Abschlussgegner der Auswahl von Teamchef Igor Angelovski sind in Amsterdam die Niederlande, die Ukrainer treffen am Montag (jeweils 18.00 Uhr, live in ORF1) auf die ÖFB-Auswahl.

Jubel der Ukraine
Reuters/Robert Ghement
Dank ihrer beiden Goalgetter hat sich die Ukraine im Kampf um ein Achtelfinal-Ticket zurückgemeldet

Ukrainer auf Wiedergutmachung aus

Bei der Ukraine waren die Erwartungshaltung und die anschließende Ernüchterung nach der späten Niederlage gegen die Niederlande ziemlich groß, war man bei der EM-Auslosung doch noch aus Topf eins und damit als Kopf der Gruppe C gezogen worden. Teamchef Schewtschenko forderte, die Last-Minute-Pleite von Amsterdam abzuschütteln, war jedoch unsicher, wie seine Kicker das rasante Tempo der Auftaktpartie samt Aufholjagd nach 0:2-Rückstand und spätem 2:3 weggesteckt hatten. Es war die erste Niederlage im siebenten Spiel in diesem Jahr.

Schewtschenko schickte sein Team nicht nur deshalb auf zwei Positionen verändert in das richtungsweisende Spiel. Alexander Subkow, der beim 2:3 am Sonntag gegen die Niederlande verletzt vom Feld musste, schaffte es nicht rechtzeitig in den Kader. Für ihn rückte Nikolai Schaparenko von Dynamo Kiew in die Startelf. Dessen Dynamo-Kollege Sergej Sidortschuk erhielt zudem eine Pause und wurde durch Taras Stepanenko von Schachtjor Donezk ersetzt.

Nordmazedoniens Teamchef Igor Angelovski schraubte unterdessen im Vergleich zur 1:3-Auftaktniederlage gegen Österreich nur an einer Position: Für Stürmer Aleksandar Trajkovski rückte der defensivere Stefan Spriovski ins Team. Grund dafür war eine taktische Umstellung, da der Mann von AEK Larnaca in seiner gewohnten Rolle im Mittelfeld agieren sollte, während Eljif Elmas als Sturmpartner von Routier Goran Pandev, der gegen Österreich getroffen hatte, ganz nach vorne rückt. Ansonsten vertraute Angelovski seinen bewährten Kräften.

Schiedsrichter schreibt EM-Geschichte

Egal wie das Spiel letztlich ausgehen sollte, ein Eintrag in die Geschichtsbücher war den Beteiligten schon vor Anpfiff sicher. Der 43-jährige Argentinier Fernando Rapallini leitete die Partie, erstmals überhaupt pfiff damit ein südamerikanischer Schiedsrichter ein EM-Duell. Der erste Nicht-Europäer bei einer Europameisterschaft war Rapallini jedoch nicht, bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden hatte bereits der Ägypter Gamal al-Ghandur zwei EM-Spiele geleitet.

Schiedsrichter Fernando Rapallini
Reuters/Daniel Mihailescu
Rapallini, erster südamerikanischer Schiedsrichter bei einer EM, hatte das Geschehen immer im Griff

Im Gegensatz zum Auftakt in Amsterdam waren in Bukarest neben nordmazedonischen auch ukrainische Anhänger mit dabei. Und diese sahen eine starke Anfangsphase ihres Teams. Ein erster Versuch von Karawajew (5.) verfehlte noch deutlich sein Ziel, ein Schuss von Andrij Jarmolenko wurde abgeblockt (7.). Bei einem schön angetragenen Schuss von Malinowskyj durfte sich Dimitrievski im nordmazedonischen Gehäuse mit den Fäusten auszeichnen und zur Ecke klären (8.). Ein Stanglpass von Roman Jaremtschuk nach schönem Alleingang wurde gerade noch abgefangen (11.).

Nordmazedonien versteckt sich nicht

Allerdings leisteten sich die Ukrainer beim Spielaufbau die eine oder andere Unachtsamkeit und ermöglichten den Nordmazedoniern die Chance auf jene schnellen Gegenstöße, auf die Routinier Pandev und Co. lauerten. Einen Schussversuch von Enis Bardhi von der Strafraumgrenze nach einem flotten Konter entschärfte Nikolai Matwienko im Hineinrutschen (15.), ein Versuch von Elmas nach Flanke von Boban Nikolov landete im Außennetz (16.). Die Ukraine war nun jedenfalls gewarnt, blieb aber spielbestimmend, auch wenn es im letzten Drittel zunächst oft noch zu kompliziert wurde.

Vor allem Jarmolenko und Jaremtschuk brachten die nordmazedonische Defensivreihe aber immer wieder in Bedrängnis. In der 29. Minute war es dann auch so weit: Zunächst klärte Dimitrievski noch bei einem Schuss von Jarmolenko, beim anschließenden Eckball stand der Kapitän aber goldrichtig. Nach schöner Vorarbeit von Karawajew, der per Ferse weiterleitete, staubte Jarmolenko am langen Ecke ab.

Jaremtschuk schlägt eiskalt zu

Der Bann war gebrochen, denn nur fünf Minuten später klingelte es erneut. Nach Steilpass tauchte Jaremtschuk plötzlich frei vor dem Gehäuse von Dimitrievski auf und schob ins kurze Eck ein (34.). Damit ging es auch in die Pause, da zunächst ein Heber von Nordmazedoniens Altstar Pandev im Panenka-Stil zwar im Tor landete, aber wegen einer Abseitsstellung des 37-Jährigen aberkannt wurde und Nordmazedoniens Goalie Dimitrievski bei einem abgefälschten Schuss von Karawajew gerade noch entscheidend eingreifen konnte.

Jaremtschuk erhöht auf 2:0

Nur fünf Minuten nach dem Führungstreffer schlug Jaremtschuk zu und sorgte mit dem Treffer zum 2:0 für eine Vorentscheidung

Nach der Pause kamen die Nordmazedonier offensiver zurück auf das Spielfeld und wären fast unmittelbar nach dem Wiederbeginn zum Anschlusstreffer gekommen. Georgi Buschtschan im Tor der Ukraine tauchte aber ab und parierte einen gut angetragenen Schuss von Arijan Ademi auf das kurze Eck (47.). Auf der Gegenseite zeichnete sich Dimitrievski bei einem Freistoß von Malinowskyj aus und drehte den Ball über die Querlatte (51.).

Alioski macht es noch einmal spannend

Kurz darauf schlugen die Nordmazedonier aber zu. Zunächst wehrte Buschtschan einen Schuss an die Stange, beim Versuch, den Abpraller zu klären, traf Karawajew unglücklich Pandev beim Nachschussversuch am Bein. Schiedsrichter Rapallini entschied sofort auf Elfmeter, den Alioski, der sich mit Marko Arnautovic das Scharmützel geliefert hatte, im zweiten Anlauf zum 1:2 im Kasten versenkte.

Alioski verkürzt per Elfmetertor

Ezgjan Alioski, spätestens seit dem Auftaktspiel gegen das ÖFB-Team in Österreich kein Unbekannter mehr, verkürzte per Elfmeter im Nachschuss auf 1:2.

Während Nordmazedonien neuen Mut schöpfte, wirkte die Ukraine etwas verunsichert, wankte, aber fiel nicht. Nach einem kurzen Schockzustand war die Elf von Schewtschenko auch wieder Herr der Lage. „Joker“ Viktor Tsygankov hatte sein Visier aber ebenso noch nicht richtig eingestellt wie Malinowskyj bei einem Elfmeter, den Dimitrievski parierte (83.). Zuvor hatte der Videoschiedsrichter Referee Rapallini an die Seitenlinie gebeten, da bei einem Freistoß zuvor der Ball einem Spieler in der Mauer an die Hand gesprungen war. Schließlich blieb es beim knappen 2:1-Sieg der Ukrainer.

Stimmen zum Spiel:

Andrij Schewtschenko (Teamchef Ukraine): „Wir hatten genug Chancen, das Spiel früher zu entscheiden. Wir hätten das dritte Tor machen müssen. Die Mannschaft hat in der Offensive gut gespielt, und es war eine Freude, ihr zuzusehen.“

Andrij Jarmolenko (Kapitän Ukraine): „Ich bin überwältigt von Stolz. Ich freue mich für unser Team und die Fans. Der Sieg ist für sie. Es war ein schweres Spiel gegen einen harten Gegner.“

Igor Angelovski (Teamchef Nordmazedonien): „Wir waren in der ersten Halbzeit schwach, obwohl unser Kapitän Goran Pandev das Pech hatte, knapp im Abseits zu stehen, und uns ein Tor aberkannt wurde. In der zweiten Halbzeit waren wir jedoch das echte Mazedonien und haben gezeigt, dass wir verdient bei der EM sind.“

Goran Pandev (Kapitän Nordmazedonien): „Es scheint so, als müssten wir erst ein Gegentor kassieren, bevor wir zu spielen beginnen. Eine gute Hälfte ist nicht genug, wir müssen im gesamten Spiel auf dem gleichen Niveau sein und konstant spielen, so wie wir es nach der Pause getan haben.“

Fußball-EM, Gruppe C, zweiter Spieltag

Donnerstag:

Ukraine – Nordmazedonien 2:1 (2:0)

Bukarest, Arena Nationala, 10.000 Zuschauer, SR Rapallini (ARG)

Torfolge:
1:0 Jarmolenko (29.)
2:0 Jaremtschuk (34.)
2:1 Alioski (57.)

Ukraine: Ukraine: Buschtschan – Karawajew, Sabarnyj, Matwijenko, Mykolenko – Schaparenko (78./Sydortschuk), Stepanenko, Sintschenko – Jarmolenko (70./Zyhankow), Jaremtschuk (70./Besedin), Malinowskyj (92./Sobol)

Nordmazedonien: Dimitrevski – S. Ristovski, Velkovski (85./Trickovski), Musliu – Nikolov (46./Trajkovski), Ademi (85./Ristevski), Spirovski (46./Churlinov), Bardhi (77./Avramovski), Alioski – Pandev, Elmas

Anmerkung: Alioski scheiterte mit Foulelfmeter an Buschtschan (57.), Malinowskyj scheiterte mit Handelfmeter an Dimitrevski (84.)

Gelbe Karten: Schaparenko bzw. Velkovski, Avramovski