Ohne den gesperrten Marko Arnautovic startete das ÖFB-Team zwar mutig in die Partie, doch Ersatzkapitän David Alaba verschuldete früh einen Elfmeter nach Foul an Denzel Dumfries. Memphis Depay traf sicher zur Führung (11.). Der Lyon-Angreifer verpasste es, vor der Pause zu erhöhen, weil er das leere Tor verfehlte. Nach einer weiteren Chance traf Dumfries nach einem Gegenstoß zum Endstand (67.).
Österreich konnte die sich bietenden Räume nicht nützen, es fehlte an Dynamik und vor allem Präzision, um den Hausherren gefährlich zu werden. Die lauerten viel und warteten vor eigenem Publikum auf Fehler, das gefiel nicht jedem im Stadion, war aber erfolgreich.
Depay per Elfmeter zum 1:0 (11. Minute)
David Alaba steigt Denzel Dumfries an der Strafraumgrenze auf den Fuß. Elfmeter für die Niederlande – Memphis Depay verwertet sicher.
Bereits am Nachmittag hatte die Ukraine gegen Nordmazedonien mit 2:1 (2:0) gewonnen. Am letzten Spieltag trifft Österreich am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest auf die Ukraine und parallel die „Elftal“ in Amsterdam auf Nordmazedonien. Um Zweiter zu werden, muss das ÖFB-Team gewinnen, doch auch ein Remis und sogar eine Niederlage könnten am Ende für den erstmaligen Aufstieg reichen. Denn die vier besten Gruppendritten steigen ebenfalls auf.
Arnautovic in Amsterdam auf Tribüne
Die heimische Auswahl gastierte zum ersten Mal in Amsterdam in der Johan-Cruijff-Arena, die bereits vor 25 Jahren eröffnet und 2018 nach der verstorbenen niederländischen Fußballlegende benannt wurde.
Arnautovic hatte viel Zeit, sich das Stadion ganz genau anzusehen, war der Stürmer nach seiner verbalen Entgleisung beim 3:1 zum Auftakt gegen Nordmazedonien doch vom Europäischen Fußballverband (UEFA) erst am Mittwoch für ein Spiel gesperrt worden. Das Feld durfte er nach der Ankunft noch betreten.
Einen anderen Weg nahm Michael Gregoritsch. Der Torschütze jubelte wie Arnautovic in Bukarest ebenfalls als „Joker“ über ein Tor, stand aber nun in der Startelf und ersetzte den zuletzt blass gebliebenen Sasa Kalajdzic. Es war die einzige Änderung von ÖFB-Teamchef Franco Foda. Auch sein Gegenüber Frank de Boer änderte seine Formation nur an einer Position, wie erwartet kehrte Juventus-Verteidiger Matthijs de Ligt nach Leistenproblemen zurück in die Startelf der Niederländer.
Die hatten in Amsterdam ein Heimspiel, manche Fans fuhren an einem schwülen Donnerstag – wie üblich in der 800.000-Einwohner-Stadt – mit dem Fahrrad zur Arena, die bereits 2000 ein EM-Stadion war. Die österreichischen Fans nahmen bei der Anreise deutlich mehr Mühen auf sich und wurden wie schon in Bukarest vom Stadion-DJ mit „I am from Austria“ beglückt. Als Dank querten die Spieler das halbe Feld und applaudierten den mitgereisten Zuschauern.
Mutiger Start währt nicht lange
Österreich startete wie versprochen mutig in die Partie. Beide Teamchefs blieben im Wesentlichen bei ihren Formationen aus dem Auftaktspiel, beide Mannschaften fanden Räume vor. So entstanden gleich in den ersten Minuten einige Strafraumaktionen. Es waren zwar keine Großchancen, aber immerhin gab es dreimal Elferalarm.
Bei Denzel Dumfries gegen Andreas Ulmer war es zu wenig, ebenso bei Martin Hinteregger gegen Stefan de Vrij, bei Alaba gegen Dumfries in derselben Szene konnte Referee Orel Grinfeld aber nicht mehr aus.
Elfmeter bringt Niederlande in Führung
Der wieder als Abwehrchef aufgebotene Linksfuß trat Dumfries nach einem technischen Fehler – der Ball sprang ihm nach der Annahme zu weit weg – an der Strafraumgrenze auf den Fuß, via Video Assistant Referee (VAR) sah sich der israelische Schiedsrichter die Aktion an und gab zum tosenden Applaus der 14.000 niederländischen Fans zu Recht Elfmeter. Diesen ließ sich Depay nicht nehmen, der Lyon-Star traf flach links unten. ÖFB-Goalie Daniel Bachmann erriet nur das Eck (11.).
Alaba, der für sein Foul die Gelbe Karte sah, und seine Mitspieler mussten sich in den nächsten Minuten erfangen. Die Niederlande ließen die Österreicher kommen und warteten auf Fehler. Nach einem Einwurf war das ÖFB-Team unaufmerksam, und Alaba konnte Depay nur hinterherlaufen. Dessen Schuss ging aber ins Außennetz (23.). Wie schon in den letzten Spielen kam Österreich auf der anderen Seite mit zu wenig Druck ins Angriffsdrittel, Christoph Baumgartner gelang das einmal über die linke Seite, sein Schuss wurde jedoch geblockt (28.).
Depay verfehlt leeres Tor
Arnautovic litt auf der Tribüne mit und sah auch einen berüchtigten Vorstoß von Verteidiger Hinteregger, der aber von linker Seite weit vorbeizog (35.). Österreich fehlte auch die Genauigkeit, zum Glück für die ÖFB-Elf ebenso Depay: Der ließ nach einem schönen Zuspiel zu Wout Weghorst und dessen Querpass die Riesenchance auf das 2:0 aus, er verfehlte das leere Tor (40.). In den letzten Minuten spielte die „Elftal“ weitere Angriffe nicht gut fertig, es blieb beim 1:0 zur Pause.
Riesenchance für die Niederlande (40. Minute)
Memphis Depay vergibt nach Stanglpass von Wout Weghorst allein vor Daniel Bachmann. Unmittelbar danach rettet Andi Ulmer gegen Georginio Wijnaldum.
Wieder kam das ÖFB-Team gut aus der Kabine, aber konnte nichts ernten. Ein Vorstoß von Konrad Laimer fand keinen Abnehmer wie etwa Gregoritsch. Insgesamt haperte es weiterhin an der Präzision, am viel zitierten Spiel in die Tiefe. Das reichte der „Oranje“-Elf, denn die konnte die Angriffe im Wesentlichen in Schach halten und lauerte auf ihre Chance. Die Passivität gefiel aber nicht jedem Fan in Amsterdam, manchmal blieben die Zuschauer ruhig, manche pfiffen sogar.
Niederlande baut Führung aus
Bald sollten die Fans aber wieder Grund zur Freude haben. Erst vergaben noch de Vrij (per Kopf an Bachmann) und de Ligt (schoss Gregoritsch an) nach einer Ecke (61.), ehe die ersten Wechsel in dieser Partie erfolgten. Foda brachte unter anderem Kalajdzic für den diesmal glücklosen Gregoritsch. De Boer hatte mit Donyell Malen das bessere Händchen, denn der PSV-Offensivmann raste nach einem Depay-Pass das Feld hinunter und legte Dumfries das 2:0 auf (63.). Bachmann reklamierte heftig Abseits und zahlte mit Gelb Lehrgeld.
Österreich fand, als die Partie entschieden war, dann doch noch Chancen vor: Nach einer Ecke kullerte das Leder abgefälscht am Kasten vorbei. Die Niederländer ließen nichts mehr anbrennen, das ÖFB-Team aber auch weiterhin anlaufen. Alaba schaltete sich im Finish noch einmal in die Offensive ein, sein Schuss streifte am Tor vorbei (82.). „Joker“ Karim Onisiwo scheiterte per Kopfball an Maarten Stekelenburg (85.).
Der Europameister von 1988 feierte völlig verdient seinen zweiten Sieg im zweiten Spiel und damit den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug. Zudem konnte man auch noch etwas anderes abhaken: Es war der erste Sieg gegen ein ÖFB-Team in Amsterdam. Österreich muss auch weiterhin auf den ersten Erfolg gegen die Niederlande seit 1990 warten, noch schlimmer, man verlor zum siebenten Mal in Folge gegen die „Elftal“.
Fußball-EM, Gruppe C, zweiter Spieltag
Donnerstag:
Niederlande – Österreich 2:0 (1:0)
Amsterdam, Johan-Cruijff-Arena, 16.000 Zuschauer, SR Grinfeld (ISR)
Torfolge:
1:0 Depay (11./Elfmeter)
2:0 Dumfries (67.)
Niederlande: Stekelenburg – Dumfries, De Vrij, De Ligt, Blind (64./Ake), Van Aanholt (65./Wijndal) – De Roon (74./Gravenberch), Wijnaldum, F. de Jong – Weghorst (64./Malen), Depay (82./L. de Jong)
Österreich: Bachmann – Lainer, Dragovic (84./Lienhart), Alaba, Hinteregger, Ulmer – Baumgartner (70./Lazaro), Laimer (62./Grillitsch), X. Schlager (84./Onisiwo), Sabitzer – Gregoritsch (62./Kalajdzic)
Gelbe Karten: De Roon bzw. Alaba, Bachmann