ÖFB-Coach Franco Foda greift sich auf die Stirn
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Fußball-EM

Die letzte Zone als ÖFB-Baustelle

Österreichs Nationalteam ist am Donnerstag im zweiten EM-Spiel der Gruppe C mit einem 0:2 gegen die Niederlande als Verlierer vom Platz gegangen. Teamchef Franco Foda ortete bei der Niederlage in Amsterdam vor allem Probleme in der letzten Zone. „Wir sind nicht zum Torabschluss gekommen. Wir waren nicht entschlossen genug“, monierte der Deutsche.

Torchancen hielten sich für das ÖFB-Team wahrlich in Grenzen. In der ersten Hälfte war ein von Matthijs de Ligt mit dem Kopf geblockter Schuss von Christoph Baumgartner das Höchste der Gefühle. Erst in der Schlussphase verzeichnete Österreich durch einen Weitschuss von David Alaba und danach durch Karim Onisiwo Möglichkeiten auf einen Treffer. Bis dahin gab es zwar sogar mehr Ballbesitz als für die „Oranje“, damit wurde aber nichts Zwingendes erreicht.

„Der Gegner war sehr zielstrebig im Torabschluss. Wir haben versucht, lieber noch einmal hinten herum zu spielen statt entschlossen zum Abschluss zu kommen. Erste Hälfte waren wir oft am Flügel durch, haben dann aber wieder abgebrochen. Es gab ein, zwei gute Möglichkeiten aus der zweite Reihe. Wir waren dort immer zögerlich. Es hat auch die Tiefe gefehlt“, erklärte Foda die Grundproblematik, warum es gegen die Niederländer nicht mit einem Tor geklappt hat.

Highlights von Niederlande – Österreich

Österreich musste sich im zweiten EM-Spiel den Niederlanden in Amsterdam mit 0:2 geschlagen geben.

Lieber quer statt steil

Der Plan von Foda war, sich mit Marcel Sabitzer und Christoph Baumgartner auf der Zehnerposition zwischen den Linien der Niederländer zu bewegen. Michael Gregoritsch sollte als Stürmer für die nötige Tiefe sorgen, kam aber zu oft ins Mittelfeld. Allerdings trug das ÖFB-Team seine Angriffe auch mit viel zu wenig Tempo vor, um die „Oranje“ in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen.

Statt mit Konsequenz die Angriffe vorzutragen, wurde von den Spieler lieber quer statt steil gespielt. Die Verantwortung für den letzten Pass übernahm keiner. Die Niederländer hatten mit der ÖFB-Offensive daher leichtes Spiel. Das Fehlen des gesperrten Marko Arnautovic spielte den „Oranje“ mehr in die Karten, als den Österreichern lieb war. Es machte sie berechenbarer, und diesen Umstand nutzten die Gastgeber gnadenlos aus.

Marko Arnautovic und Michael Gregoritsch
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Für Arnautovic blieb nur die Rolle des Daumendrückers und Betreuers

Ballverluste sorgen für „Schmerzen“

Während Foda in der zweiten Hälfte eine Steigerung seines Teams sah, zog sich ein Aspekt wie ein roter Faden durch die Partie. Die ÖFB-Auswahl leistete sich neben den zögerlichen Angriffen auch viel zu viele Ballverluste. „Unser Problem in der ersten Halbzeit war, dass wir oft Bälle in der Vorwärtsbewegung verloren haben. Dadurch konnte das holländische Nationalteam extrem gut umschalten. Da hatte wir Schmerzen im Defensivverhalten“, bilanzierte Foda.

Die Niederländer wurden durch leichte Ballverluste förmlich dazu eingeladen, ihre Stärke auszuspielen. Für Foda war das neben der zögerlichen Offensivleistung der entscheidende Unterschied im Spiel. „Jeder Ballverlust tat weh in der Vorwärtsbewegung. Wir haben zu einfach den Ball verloren. Gerade dann sind die Niederländer extrem gefährlich. Das haben sie auch gezeigt“, sagte Foda.

Lob für Moral der Mannschaft

Zur Halbzeit lag das ÖFB-Team mit Glück durch den von Alaba verursachten und von Memphis Depay in der elften Minute verwandelten Elfmeter nur mit 0:1 in Rückstand. In der 67. Minute folgte der zweite Treffer für die „Oranje“ durch Denzel Dumfries. Foda lobte die Mannschaft für den Versuch, dem Spiel doch noch eine Wende zu geben und mit einem Remis vom Platz zu gehen.

ÖFB-Coach Franco Foda steht auf der Seitenlinie und gestikuliert
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Foda hoffte vergeblich auf eine Wende im Finish

„Wir wollten unbedingt noch den Anschlusstreffer erzielen. Das wäre uns fast noch gelungen. Wir hatten fünf Minuten vor Schluss auch eine Riesenmöglichkeit durch Karim Onisiwo. Wäre uns das 1:2 geglückt, hätten wir vielleicht noch einmal das Spiel drehen können“, sagte Foda. „Insgesamt haben wir uns schon mehr vorgenommen. Aber man darf nicht vergessen, dass wir gegen eine Topmannschaft gespielt haben, die sehr kompakt steht und außergewöhnlich gute Stürmer hat. Trotzdem hat die Mannschaft über 90 Minuten alles probiert.“

„Finale“ in Bukarest gegen Ukraine

Nach der Niederlage hat das ÖFB-Team am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest gegen die Ukraine ein „Finale“ um den Aufstieg ins Achtelfinale vor sich. Mit einem Sieg wäre Platz zwei und damit ein Spiel in London gegen den Sieger der Gruppe A – voraussichtlich Italien – fix. Aber auch ein Remis würde Platz drei bedeuten und mit vier Punkten den äußerst wahrscheinlichen Aufstieg.

„Jetzt ist es wichtig, dass sich die Mannschaft erholt und regeneriert. Wir haben es immer noch in der eigenen Hand, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren“, sagte Foda, der auch auf die Rückkehr von Arnautovic setzt. Bleibt zu hoffen, dass der 27-fache Teamtorschütze jener Spieler ist, der die Baustelle in der letzten Zone schließt.