Fußball-EM

Schweden knackt Slowakei mit Elfer

Schweden hat am Freitag in der EM-Gruppe E das Duell der beiden Überraschungsteams gewonnen und einen großen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht. Die Auswahl von Teamchef Jan Olof Andersson setzte sich dank eines von Emil Forsberg sicher verwandelten Foulelfmesters (77.) vor 11.525 Zuschauern in St. Petersburg mit 1:0 (0:0) gegen die Slowakei durch und setzte sich vorerst an die Spitze.

In der Tabelle halten die Schweden vor dem letzten Gruppenspiel am Mittwoch (18.00 Uhr, live in ORF1) nun bei vier Punkten und führen vor der Slowakei (3), Spanien (1) und Polen (0). Die beiden Konkurrenten und Gruppenfavoriten, die beim Auftakt enttäuschten, stehen sich erst am Samstag (21.00 Uhr, live in ORF1) im Estadio Olimpico de la Cartuja von Sevilla gegenüber. Die slowakische Auswahl bekommt es zum Abschluss am Mittwoch mit den Spaniern zu tun.

Die Ausgangslage nach dem ersten Gruppenspiel war für beide Team besser als noch vor Turnierbeginn erwartet. Während den Slowaken mit einem unerwarteten 2:1-Sieg gegen Polen ein Start nach Maß gelang, trotzten die Skandinavier Spanien ein 0:0 ab. Vor allem für die Slowaken ergab sich damit eine blendende Ausgangslage, mit einem weiteren Erfolg bereits vorzeitig den Aufstieg in die K.-o.-Phase zu schaffen. Allerdings verhieß die Statistik nichts wirklich Gutes: Gegen Schweden konnten Marek Hamsik und Co. bei fünf Aufeinandertreffen – dabei drei Remis – noch nie gewinnen.

Bild zeigt das 1:0 durch den Elfmeter des Schwedens Emil Forsberg.
Reuters/Anton Vaganov
Forsberg sorgte per Elfmeter für die Entscheidung und bescherte Schweden zumindest vorerst die Tabellenführung

Die eigentlich als großer Außenseiter in die Gruppe gestartete Slowakei durfte damit wieder aus der Rolle des Underdogs ins Spiel gehen. Teamchef Stefan Tarkovic plagten zwar keine Verletzungssorgen, er musste mit Denis Vavro allerdings einen Spieler wegen eines positiven CoV-Tests vorgeben. Der Verteidiger von Lazio Rom, der gegen Polen nicht im Einsatz war, begab sich umgehend in Quarantäne. Angeführt von den Routiniers Hamsik und Juraj Kucka, aber auch Inter Mailands Abwehrbollwerk Milan Skriniar, sollte die nächste Überraschung her.

Schweden starten offensiver

Bei den Schweden gab es zumindest personell keine Veränderung im Vergleich zum zwar effizienten, jedoch offensiv wenig berauschenden Auftritt beim torlosen Remis zum Auftakt in Sevilla. Zumindest auf der Bank in St. Petersburg wieder mit dabei war Dejan Kulusevski, der nach einer Coronavirus-Erkrankung zuletzt gefehlt hatte. Der ebenfalls infizierte Matthias Svanberg war noch nicht einsatzbereit.

Kopfball von Lustig verfehlt Ziel

Schweden startet engagierter in die Partie, Großchancen bleiben aber aus. Ein Kopfball von Lustig geht klar vorbei (13.).

Klar war, dass die Schweden nach ihrem Catenaccio-Kick gegen Spanien mehr zeigen mussten. Forsberg sollte für die kreativen Momente sorgen, Alexander Isak im Angriff wirbeln. Immerhin tauchten die Schweden bereits in den ersten Minuten schon öfter im gegnerischen Strafraum auf als im gesamten Spiel gegen die Spanier. Großchancen blieben aber aus. Ein abgefälschter Schuss von Kapitän Sebastian Larsson sorgte erstmals für ein wenig Gefahr, war aber keine echte Prüfung für Slowakei-Goalie Martin Dubravka (3.), der den Ball im Nachfassen bändigte. Ein Kopfball von Carl Mikael Lustig verfehlte sein Ziel (13.).

Schonkost bis zur Pause

Die Slowaken beschränkten sich auf ihre Defensivaufgaben und überließen den Schweden das Mittelfeld, als Tabellenführer der Gruppe D konnte sich die Auswahl von Stefan Tarkovic das aber auch leisten. Räume eröffneten sich erst nach einer knappen halben Stunde, nachdem sich die Schweden etwas zurückzogen hatten. Bei einem bis dahin schön vorgetragenen Gegenstoß über Peter Pekarik und Juraj Kucka wurde es aber am Ende zu kompliziert (31.), eine Volleyabnahme von Kucka nach Ecke und Kopfballvorlage blockte Lustig ab (37.). So ging es nach 45 Minuten ohne Torjubel in die Kabinen.

Angesichts des Zwischenstands mit erst zwei Punkten auf dem Konto, kehrten die Schweden aggressiver auf das Spielfeld zurück, zogen das Spiel aber damit auch auseinander und boten den Slowaken mehr Platz. Gleich nach dem Wiederanpfiff probierte sich Isak von der Strafraumgrenze, wurde aber abgeblockt (46.), ein Schuss von Forsberg aus dem Rückraum nach der anschließenden Ecke verfehlte das Ziel (48.). Auf der Gegenseite strich ein Weitschuss von Ondrej Duda über die Querlatte, Robin Olsen im Tor der Schweden wäre aber wohl dran gewesen (51.).

Der schwedische Fußballer Alexander Isak in Action.
AP/Anatoly Maltsev, Pool/Anatoly Maltsev
Stärkster Mann war Isak, der in der zweiten Hälfte immer wieder Löcher in die slowakische Abwehr riss

Partie nimmt langsam Fahrt auf

Brandgefährlich wurde es dann bei Kopfbällen. Zunächst parierte Olsen nach einem Freistoß eine Volleyabnahme von Hamsik und drehte den Ball über die Latte. Der Treffer hätte aber wahrscheinlich nicht gezählt, da der slowakische Kapitän beim Abspiel knapp im Abseits stand (58.). Auf der Gegenseite zeichnete sich Dubravka bei einer ähnlichen Aktion gegen Ludwig Augustinsson mit einer Glanzparade aus und klärte zur Ecke (59.). Auch Danielson blieb in der 61. Minute glücklos, sein Versuch ging über die Latte.

Das „Tre Kronor“-Team investierte aber nun zusehends mehr in sein Offensivspiel und übernahm immer mehr das Kommando. Vor allem der bärenstarke Isak setzte sich nun vermehrt in Szene. Nach einem Sololauf visierte der 21-jährige Offensivmann von Real Sociedad die kurze Ecke an, Dubravka tauchte aber blitzschnell ab und verhinderte die Führung der Schweden (71.). Bei der nächsten Aktion war der Schlussmann von Newcastle United dann jedoch chancenlos.

Tolle Einzelaktion von Isak (71. Minute)

Nach einem Steilpass umkurvte der eingewechselte Robin Quaison den slowakischen Schlussmann und wurde von diesem von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Forsberg sicher zur 1:0-Führung (77.). Schweden war nun auf Schiene und kratzte kurz darauf sogar am 2:0. Ein Nachschuss von Viktor Claesson nach der nächsten schönen Einzelaktion von Isak ging aber am Gehäuse vorbei (82.). In den letzten Spielminuten mussten die Slowaken nun mehr riskieren und wurden fast noch belohnt. Da aber auch Kucka in der Nachspielzeit das Ziel verfehlte, blieb es beim knappen, aber aufgrund einer starken zweiten Hälfte verdienten Sieg der Schweden.

Stimmen zum Spiel:

Janne Andersson (Schweden-Teamchef): „Wir haben unseren Job erledigt. Es ist gut, nach zwei Spielen vier Punkte zu haben. Wir haben sieben Spiele in diesem Jahr gespielt und haben nur einen Gegentreffer erhalten. Unsere Offensive hätte sich heute mehr verdient, sie war zeitweise fantastisch. In der ersten Hälfte haben wir noch nicht so gespielt, wie wir das wollten, die Slowakei hat da auch keine Möglichkeiten zugelassen. In der zweiten Hälfte ist es dann viel besser gelaufen. Es ist manchmal so, dass es dir der Gegner sehr schwer macht. Es war aber sehr gut von uns, dass wir es geschafft haben, die Kontrolle über das Spiel zu bekommen.“

Stefan Tarkovic (Slowakei-Teamchef): „Wir haben verloren. Das tut mir wirklich leid, weil die Spieler alles gegeben haben. Aber wir sind glücklich, hier dabei zu sein und zu spielen. Ein Punkt wäre wichtig gewesen. Zur Leistung des Schiedsrichters will ich keinen Kommentar abgeben.“

Emil Forsberg (Schweden-Torschütze): „Das fühlt sich absolut unglaublich an. Ich bin extrem glücklich. Wir wissen, dass wir mental stark sind. Es war ein seltsames Match. Wir sind gut gestartet, haben und dann aber zu weit zurückgezogen und damit aufgehört, uns Chancen herauszuspielen. Zur Pause haben wir dann besprochen, dass es möglich sein muss, dass wir uns besser präsentieren. Wir sind dann aggressiv aus der Kabine gekommen, haben uns Chancen erarbeitet und damit auch den Elfmeter erzwungen. Danach haben wir gut dichtgemacht. Das Wichtigste war der Sieg.“

Martin Dubravka (Slowakei-Tormann): „Ich hatte das Gefühl, dass wir besser waren über weite Strecken des Spiels und die Niederlage daher nicht verdient ist.“

Fußball-EM, Gruppe E, zweiter Spieltag

Freitag:

Schweden – Slowakei 1:0 (0:0)

St. Petersburg Stadion, 11.525 Zuschauer, SR Siebert (GER)

Tor: Forsberg (77./Elfmeter)

Schweden: Olsen – Lustig, Lindelöf, Danielson, Augustinsson (88./Bengtsson) – S. Larsson, Olsson (64./Claesson), Ekdal (88./Svensson), Forsberg (93./Krafth) – Berg (64./Quaison), Isak

Slowakei: Dubravka – Pekarik (64. Haraslin), Satka, Skriniar, Hubocan (84./Hancko) – Kucka, Hrosovsky (84./Duris) – Koscelnik, Hamsik (77./Benes), Mak (77./Weiss) – Duda

Gelbe Karten: Olsson bzw. Dubravka, Duda, Weiss