Fußballspieler Xaver Schlagergram
GEPA/Christian Walgram
Fußball-EM

ÖFB-Team macht keine Rechenspiele

Die Ausgangsposition vor dem entscheidenden EM-Gruppenspiel Österreichs am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) in Bukarest gegen die Ukraine ist einigermaßen absurd. Mit einem Remis wären mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beide Teams weiter, bei einem ÖFB-Sieg würde im Achtelfinale aber mit Italien ein wohl schwierigerer Gegner warten. Auf Rechenspiele wollten sich die Österreicher im Vorfeld aber nicht einlassen.

„Wir spielen sicher nicht auf ein X. Das ist das Schlechteste, was man tun kann. Wenn man nur verwaltet, wird man passiv“, sagte Xaver Schlager am Samstag im Teamcamp in Seefeld. „Wenn man einfach nur das 0:0 über die Zeit bringen will, ist das der komplett falsche Ansatz.“

Gewinnt Österreich gegen die Ukraine, käme es für den damit Zweiten der Gruppe C im Achtelfinale in London zum Duell mit dem in der Vorrunde extrem starken Gruppe-A-Sieger Italien. Bei einem Remis wäre das ÖFB-Team mit vier Punkten aller Voraussicht nach einer der vier besten Gruppendritten. In der ersten K.-o.-Runde ginge es dann entweder in Bukarest gegen den Sieger der Gruppe F (Frankreich, Deutschland oder Portugal) oder – nach dem aktuellen Turnierverlauf wahrscheinlicher – in Glasgow gegen den Gewinner der Gruppe E (Schweden, Slowakei, Spanien oder Polen) weiter.

Die Wettquoten der Buchmacher auf ein Unentschieden zwischen Österreich und der Ukraine sind jedenfalls deutlich niedriger als bei allen anderen ausständigen EM-Partien.

„Spiel auf Remis kann auch nach hinten losgehen“

Ähnlich wie Schlager sieht die Lage Florian Grillitsch. „Wenn du mit der Einstellung reingehst, dass du unbedingt Unentschieden spielen willst, kann das auch nach hinten losgehen“, meinte der Hoffenheim-Legionär. Die Situation, dass ein Remis beiden Teams reichen würde, sei der Mannschaft aber bewusst. „Deswegen ist es schwierig zu sagen, wie die Ukraine agieren wird – ob sie abwartend spielen, auf Umschaltmomente warten oder ob sie vorne draufgehen.“

Florian Grillitsch beim Training
GEPA/Patrick Steiner
Florian Grillitsch ist es egal, ob Österreich als Zweiter oder Dritter der Gruppe C ins Achtelfinale aufsteigt

Primäres Ziel der Österreicher sei es, erstmals das EM-Achtelfinale zu erreichen. „Ob als Zweiter oder Dritter, ist dann eher ein Luxus“, sagte Grillitsch. Die Partie hätte „eine Riesenbedeutung für ganz Österreich, nicht nur Fußballösterreich“. Er sei in jedem Fall positiv gestimmt. „Für solche Spiele lebt man. Sicher ist auch ein Druck dabei, aber es ist positiver Druck. Wir können einiges gewinnen, das erste Mal ins Achtelfinale einziehen. Ich glaube, das ist ein Push für jeden Einzelnen.“

„Pure Vorfreude auf das kleine Finale“

Christoph Baumgartner verspürt bereits „pure Vorfreude auf das kleine Finale“, wie er es nannte. Dass beide Mannschaften mit der Einstellung starten würden, dass ihnen ein Punktegewinn reicht, kann sich der Offensivmann nicht vorstellen. „Das habe ich noch nie in meinem Leben gemacht. Das hat wahrscheinlich noch keiner von uns gemacht, dass er in die Partie geht und sagt: ‚Okay, wir spielen heute sowieso unentschieden.‘ Ich glaube, das geht gar nicht auf dem Niveau.“

Beide Teams würden im Spielverlauf versuchen, die Partie auf ihre Seite zu ziehen. „Möglicherweise ist es dann so, dass nicht von Anfang an beide Mannschaften ins absolute Risiko gehen“, vermutete Baumgartner. „Aber ich glaube schon, dass es grundsätzlich unser Spiel ist, Druck aufzubauen und das eine Tor mehr zu machen als der Gegner. Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass uns das mit unserer Qualität auch gelingt.“

Bei Niederlage beginnt das Zittern

Konrad Laimer erwartet, dass die Ukrainer eher abwartend agieren und dem ÖFB-Team den Ball überlassen werden. Das hätten auch schon Nordmazedonien (3:1) und die Niederlande (0:2) so gemacht. „Wir wollen auf Sieg gehen, weil alles andere liegt uns nicht“, so der RB-Leipzig-Legionär. „Ich bin auch kein Fan davon, abwartend oder auf Unentschieden zu spielen. Das finde ich nie gut.“

Das Horrorszenario für Österreich wäre, nach einer Niederlage noch zwei Tage in Seefeld zittern zu müssen, ob man als Gruppendritter mit negativem Torverhältnis doch noch im Turnier bleibt. „Natürlich wollen wir die Situation verändern, dass wir da mit drei Punkten nach dem letzten Spiel dasitzen und warten müssen, wie die anderen spielen“, sagte Laimer. „Wir wollen das am Montag fix machen.“