Konrad Laimer
APA/AFP/Peter Dejong
Fußball-EM

Das ÖFB-Rezept für den Achtelfinal-Einzug

Österreichs Nationalteam ist in Bukarest zum Auftakt der erste EM-Sieg gelungen. Legt die ÖFB-Auswahl am Montag in der rumänischen Hauptstadt gegen die Ukraine (18.00 Uhr, live in ORF1) drei Punkte nach, wäre auch der erstmalige Einzug in ein EM-Achtelfinale fixiert. Das Rezept für den Aufstieg ist eine Offensivleistung mit mehr Tiefgang und eine defensive Absicherung gegen das ukrainische Umschaltspiel.

Die kritischen Stimmen nach dem vor allem in Angriff enttäuschenden Auftritt gegen die Niederlande sind bei den Spielern nicht auf taube Ohren gestoßen. Und da Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist, dürfen sich Österreichs Fußballfans auch Hoffnung auf eine bessere Leistung machen. „Wir brauchen mehr tiefe Laufwege, damit wir die Abwehr vor Aufgaben stellen. Wir brauchen schnelles Spiel, der letzte Pass muss ankommen. Da müssen wir alle einen Step noch einmal drauflegen“, sagte etwa Konrad Laimer.

„In erster Linie müssen wir es schaffen, dass wir gut und sauber ins letzte Drittel kommen und dann auch gute Fortsetzungen haben“, sagte Christoph Baumgartner, der sich davon mehr Torchancen verspricht. Aleksandar Dragovic erwartet eine stabile und kompakte ukrainische Abwehr, die aber auch ihre Schwächen hat. Das gilt es mit „mehr Tiefenläufen“ auszunutzen, um zum Torabschluss zu kommen.

Österreich in der Offensive oft harmlos

Vor allem bei der 0:2-Niederlage gegen die Niederlande haben die ÖFB-Teamspieler Probleme beim Herausarbeiten von Torchancen offenbart.

Gut organisierte Absicherung unerlässlich

Mit dem Comeback von Marko Arnautovic, den Teamchef Franco Foda fix in der Startformation aufstellen wird, bekommt die ÖFB-Elf einen wichtigen Faktor zurück. Welche und wie viele Spieler den 27-fachen Teamtorschützen offensiv unterstützen werden, ließ Foda aber offen. Der Tiefgang hänge laut Foda nicht von der Anzahl der nominellen Sturmspitzen ab. „Entscheidend ist, dass man auch aus dem Mittelfeld mal diese Läufe macht“, sagte der Teamchef und forderte von der gesamten Mannschaft ein offensiv engagierteres Auftreten.

Im Teamcamp in Seefeld wurde während der kurzen Zeit zwischen den Spiel gegen die Niederländer und dem Showdown gegen die Ukrainer am Offensivspiel gearbeitet. Blindes Drauflosstürmen kann aber auch nicht das Mittel zum Zweck sein. Das ÖFB-Team muss gegen den von Andrej Schewtschenko betreuten Gegner stets hellwach sein. Die Stärke der Ukrainer liegt vor allem im Umschaltspiel, weshalb eine gut organisierte Absicherung unerlässlich ist.

Ukraine aus kompaktem Block ins Umschaltspiel

Vier Treffer hat die Ukraine, die sich in der EM-Quali ungeschlagen vor Portugal durchgesetzt hat, bereits erzielt. Als Doppeltorschützen traten Andrij Jarmolenko und Roman Jaremtschuk in Erscheinung. Neben diesem Duo warnte Foda auch vor Ruslan Malinowskyj und Oleksandr Sintschenko. „Sie sind in der Offensive extrem gut in Eins-gegen-eins-Situationen. Sie sind gut im Umschaltspiel. Ich gehe davon aus, dass sie gegen uns in einem kompakten Block stehen werden wie über weite Strecken gegen Holland.“

Gruppe C, dritter Spieltag

Montag 18.00 Uhr, live in ORF1

Ukraine – Österreich

Bukarest, Arena Nationala, SR Cakik (TUR)

Ukraine: Buschtschan – Karawajew, Sabarnyj, Matwijenko, Mykolenko – Sidortschuk – Jarmolenko, Schaparenko, Sintschenko, Malinowskyj – Jaremtschuk

Österreich: Bachmann – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – X. Schlager, Laimer, Grillitsch – Baumgartner, Arnautovic, Sabitzer

Während Foda den Gegner in einem 4-3-3-System erwartet, ließ er offen, mit welcher Formation er in das Entscheidungsspiel gehen wird. Ein 3-5-2 ist ebenso möglich wie ein 5-3-2. „Wir sind flexibel und variabel“, sagte der Teamchef, der personell fast aus dem Vollen schöpfen kann. Einzig Valentino Lazaro muss für das letzte Gruppenspiel wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel passen.

Physisches Spiel von beiden Seiten

Vor allem die Fitness der Spieler wird ein Schlüssel zum Erfolg sein. Die Ukraine ist eine sehr physische Mannschaft. Aggressivität und hohe Laufintensität gehören bei der Auswahl von Schewtschenko zum guten Ton. Selbige Tugenden sieht der ukrainische Coach auch im ÖFB-Team. „Sie haben ihren Stil, sie haben starke Spieler und mit Alaba einen echten Leader. Sie spielen aggressiv und mit viel Kraft“, sagte Schewtschenko. Mittelfeldspieler Taras Stepanenko attestierte dem ÖFB-Team gar einen „Fußball deutscher Natur“.

Fix ist, dass die Ukrainer, die ebenso wie die Österreicher noch nie die EM-Gruppenphase überstanden haben, das etwas ausgeruhtere Team sein wird. Der Weltranglisten-24. absolvierte sein Spiel gegen Nordmazedonien am Donnerstagnachmittag, während die Österreicher erst das Abendspiel gegen die Niederländer bestritten. Überdies haben die Ukrainer ihr EM-Basisquartier in Bukarest aufgeschlagen, ersparten sich vor der Partie Flüge quer durch Europa und hatten mehr Zeit zur Regeneration.

„Wir müssen alle anpacken“

Fakt ist aber auch, dass die Ukraine in allen ihren bisherigen acht EM-Spielen immer ein Tor kassiert hat. Die Bilanz der ÖFB-Auswahl ist allerdings nicht besser. Bis auf das 0:0 vor fünf Jahren gegen den späteren Europameister Portugal musste Österreich ebenfalls immer einen Gegentreffer hinnehmen. „Das wichtigste Credo ist, dass hinten die Null steht, dann schaut es sehr gut aus“, sagte Laimer in Hinblick darauf, dass auch ein Remis sehr wahrscheinlich schon zum Einzug ins Achtelfinale reichen könnte.

Verlassen will sich Coach Foda darauf aber nicht. Das Achtelfinale ist der Traum, den man am liebsten ohne Zittern und Rechnen mit einem Sieg in Erfüllung gehen lassen möchte. „Jetzt gilt es einfach, für das Land, für Österreich alles zu unternehmen, um dieses große, große Ziel zu erreichen, das noch niemandem gelungen ist. Da müssen wir alle anpacken, das wird unsere Aufgabe sein“, sagte der Teamchef.