„Das ist ein einfaches Spiel. Es ist ein Alles-oder-nichts-Spiel“, sagte der schottische Mittelfeldmann Stuart Armstrong. Das gilt auch für Vizeweltmeister Kroatien, der nach den bisherigen Enttäuschungen eine Signalwirkung erhofft. „Was fehlt, ist das Ergebnis, das uns einen Schub für das Selbstvertrauen gibt“, sagte Stürmer Bruno Petkovic. Schottland habe ein sehr gestandenes und homogenes Team, sagte der 26-jährige Petkovic von Dinamo Zagreb. „Dass sie gegen England unentschieden gespielt haben, sagt genug über sie aus.“
Am Tag vor dem Spiel gegen Kroatien mussten die Schotten aber eine bittere Nachricht verdauen. Chelsea-Youngster Billy Gilmour – zuletzt zum Mann des Spieles gewählt – fällt nach einem positiven Coronavirus-Test aus. Immerhin: Der schottische Verband bestätigte der BBC, dass keine weiteren engen Kontakte zu Gilmour festgestellt worden seien. Derzeit stehe Trainer Steve Clarke ein Kader von 25 Spielern zur Verfügung.
Druck mehrheitlich bei Kroatien
Der Druck liegt so oder so mehrheitlich bei Kroatien. „Die Fans erwarten viel, die Jungs selbst haben die Messlatte hoch angesetzt“, sagte Stürmer Petkovic. „Es ist schwer, dieses Tempo zu halten und die Erwartungen der Öffentlichkeit zu erfüllen, aber wir sind uns dessen bewusst. Wir waren in solchen Situationen, und das Spiel gegen Schottland wird viele Antworten geben.“
Teamchef Zlatko Dalic gab sich ebenso angriffslustig. „Alle haben uns abgeschrieben und ad acta gelegt, doch gerade das muss uns motivieren.“ Sicher ist der Aufstieg nur bei einem eigenen Sieg und einer Niederlage Tschechiens gegen England, nach der die Kroaten die bessere Tordifferenz als Tschechien haben. Dazu kann Kroatien noch bei einem Sieg oder im unwahrscheinlichen Fall auch bei einem Unentschieden noch als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale kommen.
Für die Schotten bedeuten ein Unentschieden oder eine Niederlage das Aus. Bei einem Sieg müssten die „Bravehearts“ entweder auf eine Niederlage Englands hoffen und dabei die schlechtere Tordifferenz gegenüber dem britischen Rivalen aufholen oder unter die besten vier Gruppendritten kommen.
Kane soll Ladehemmung ablegen
Komfortabler ist die Ausgangslage für England und Tschechien, die beide fix im Achtelfinale sind. Nur noch die Endplatzierung in der Gruppe ist offen. Doch vor allem den englischen Fans geht es derzeit weniger um Rechenspiele, sie wollen eine überzeugende Vorstellung ihrer gerade offensiv herausragend besetzten Mannschaft sehen.
Allen voran vom bisher enttäuschenden Harry Kane, der auch gegen Tschechien in der Startelf stehen wird, wie Trainer Gareth Southgate verkündete. Ganz England sucht nach Gründen für die Formkrise des Kapitäns.
„Ich weiß, dass im Moment viele Fragen über ihn gestellt werden. Aber er hat so etwas schon 100-mal durchgemacht“, sagte Southgate. „Er ist unser wichtigster Spieler, daran gibt es keinen Zweifel. Um zu erkennen, wie wichtig er ist, muss man sich nur seine Torbilanz bei uns anschauen.“ Kane selbst bleibt gelassen. „Es ist Zeit, ruhig zu bleiben“, sagt der 27-Jährige.
Gegen Tschechien könnte sich Kane gewissermaßen anschauen, wie es funktioniert. Der Gegner konnte sich bisher auf Topstürmer Patrik Schick verlassen, der alle drei Treffer des Vizeeuropameisters von 1996 erzielt hat. Einer, der die lahmende Offensive der Engländer auf dem Flügel beleben könnte, ist Jadon Sancho. Der Dortmund-Legionär schaffte es aber im ersten Spiel nicht in den Matchkader, im zweiten saß er 90 Minuten auf der Bank.
Fußball-EM, Gruppe D, dritter Spieltag
Beginn 21.00 Uhr (live in ORF1):
Kroatien – Schottland
Glasgow, Hampden Park, SR Rapallini (ARG)
Mögliche Aufstellungen:
Kroatien: Livakovic – Vrsaljko, Lovren, Vida, Gvardiol – Modric, Brozovic, Kovacic – Ivanusec, Perisic – Petkovic
Schottland: Marshall – McTominay, Hanley, Tierney – O’Donnell, Armstrong, McGregor, McGinn, Robertson – Dykes, Adams
Beginn 21.00 Uhr:
Tschechien – England
London, Wembley-Stadion, SR Dias (POR)
Mögliche Aufstellungen:
Tschechien: Vaclik – Coufal, Celustka, Kalas, Boril – Soucek, Kral – Masopust, Darida, Jankto – Schick
England: Pickford – James, Stones, Mings, Shaw – Phillips, Rice, Grealish – Sancho, Kane, Sterling