Der jubelnde Niederländer Georginio Wijnaldum.
Reuters/Kenzo Tribouillard
Fußball-EM

Niederlande fertigen Nordmazedonien ab

Die Niederlande haben am Montag auch ihr letztes Gruppenspiel bei der Fußball-EM gewonnen. Die „Elftal“ fertigte Nordmazedonien in Amsterdam mit 3:0 (1:0) ab und steigt mit dem Punktemaximum von neun Zählern ins Achtelfinale auf, wo sie am Sonntag (21.00 Uhr, live in ORF1) auf einen Gruppendritten aus den Pools D, E oder F trifft. Nordmazedonien beendete seine erste EM in Gruppe C punktelos auf Rang vier.

Die Tore für die Niederlande, die über 90 Minuten die klar dominante Mannschaft waren, erzielten Memphis Depay (24.) und Kapitän Georginio Wijnaldum (51., 58.). Nordmazedonien hatte aber auch seine Chancen im Spiel, wie ein Stangenschuss und zwei aberkannte Abseitstreffer zeigten.

Die Niederlande gingen wie angekündigt mit einer auf zwei Positionen veränderten Startelf in das letzte Gruppenspiel. Donyell Malen und Ryan Gravenberch begannen anstelle von Wout Weghorst und des gelb vorbelasteten Marten de Roon. Ansonsten setzte Bondscoach Frank de Boer auf seine beste Mannschaft, obwohl sein Team schon als Gruppensieger feststand.

Niederlande makellos

Die Niederlande zogen makellos mit drei Siegen ins EM-Achtelfinale ein. Im letzten Gruppenspiel gab es einen 3:0-Erfolg gegen Nordmazedonien.

Pandev mit großem Applaus verabschiedet

Sportlich ging es um nichts mehr, da Nordmazedonien auch mit einem Sieg das Achtelfinale nicht mehr erreichen konnte. Für einen Spieler in der Mannschaft von Teamchef Igor Angelovski war das Match dennoch emotional: Kapitän Goran Pandev hat sich entschieden, seine Karriere im Nationaltrikot nach der EM zu beenden. Das Spiel gegen die Niederländer war damit der letzte große Auftritt des 37-jährigen Stürmers.

Bei seiner Auswechslung in der 69. Minute erhielt Pandev Applaus von Mitspielern, Gegnern und dem Publikum. In 122 Länderspielen gelangen dem 37-Jährigen 38 Tore seit seinem Debüt im Jahr 2001. Vor der Partie hatte der Italien-Legionär, der beim FC Genua spielt, von den Niederländern ein Geschenk erhalten – ein Trikot der „Elftal“ mit der Nummer 122.

Der nordmazedonische Fußballer Goran Panev im Kamof um den Ball mit den Niederländern Matthijs de Ligt und Denzel Dumfries.
AP/Pool/Koen van Weel
Pandev gab seine Abschiedsvorstellung im nordmazedonischen Teamtrikot

Die „Elftal“ zeigte von Beginn an, wer der Herr in der Johan Cruijff Arena ist. Der erste Schuss von Ryan Gravenberch nach knapp 90 Sekunden war aber etwas zu hoch angesetzt. Ein Fehlpass der Nordmazedonier in der eigenen Spielhälfte eröffnete den Niederlanden die nächste Möglichkeit. Donyell Malen hätte vor Tormann Stole Dimitrievski abschließen können, entschied sich aber für Kapitän Wijnaldumauf im Zentrum – sein Pass wurde geblockt (8.).

Abseitstor von Nordmazedonien

Im Gegenzug kombinierte sich Nordmazedonien mit schönen Pässen hinter die niederländische Abwehr, und Ivan Trichkovski schloss zum vermeintlichen 1:0 ab (9.). Der Schütze stand beim letzten Zuspiel allerdings im Abseits, das Tor wurde vom rumänischen Schiedsrichter Istvan Kovacs zu Recht aberkannt.

Danach war Nordmazedonien vorwiegend mit Defensivarbeit beschäftigt. Den Niederlanden gelang es aber nicht, den Abwehrriegel bestehend aus einer Sechserkette zu durchdringen. Nordmazedonien kam zwar kaum zu Chancen, jene in der 21. Minute hatte es aber in sich: Aleksandar Trajkovskis scharfer Schuss von der Strafraumgrenze ging an die rechte Stange.

Depay und Malen sorgen für das 1:0

Der Treffer für die Niederlande fiel dann nach einem schnellen Konter. Depay und Malen wirbelten mit vier Pässen über das Spielfeld, bis Depay im Strafraum zum 1:0 ins linke Eck abschloss (24.). Es folgten weitere Chancen der Niederländer durch Denzel Dumfries (30./Dimitrievski hält den Kopfball), Depay (30./Schuss von Verteidiger geblockt) und Malen (31./Schuss übers Tor).

Memphis Depay beim erzielen des 1:0 für die Niederlande
AP/Pool/Kenzo Tribouillard
Depay (l.) schloss eine schöne Kombination mit Malen zum 1:0 ab

Nordmazedonien kam zwar wieder einige Male in die Nähe des gegnerischen Strafraums, aber große Gefahr konnte die Elf von Teamchef Angelovski nicht erzeugen. Auch den Niederländern gelang in Halbzeit eins trotz klarer Feldüberlegenheit kein weiterer Treffer mehr. Referee Kovacs pfiff nach zwei Minuten Nachspielzeit zur Pause.

Bondscoach De Boer brachte in der zweiten Spielhälfte zwei neue Spieler. Jurrien Timber kam für Stefan de Vrij, und Dumfries machte für Steven Berghuis Platz. Die Mannschaft Nordmazedoniens kam unverändert aufs Spielfeld. Die erste große Chance in Hälfte zwei hatten die Niederlande nach einem Corner. Trichkovski konnte beim Kopfball von Matthijs de Ligt aber auf der Linie klären (50.).

Zwei Treffer von Wijnaldum

Kurz danach nahmen die Niederländer den Nordmazedoniern im Spielaufbau den Ball ab, nach der flachen Hereingabe von Depay musste Wijnaldum den Ball nur noch zum 2:0 über die Linie drücken (51.). Wijnaldum sorgte auch für das 3:0. Mazedoniens Tormann Dimitrievski konnte einen Schuss von Depay nur wegfausten, der niederländische Kapitän stand goldrichtig und staubte ab (58.)

Der niederländer Georginio Wijnaldum beim erzielen des 2:0.
Reuters/Peter Dejong
Wijnaldum (hier beim Tor zum 2:0) erzielte einen Doppelpack

Kurz nach dem emotionalen Abschied für Pandev, der sichtlich gerührt das Spielfeld verlassen hatte (69.), jubelten die Nordmazedonier über den vermeintlichen Ehrentreffer. Doch auch das Tor des in der 56. Minute für Trichkovski eingewechselten Darko Churlinov fiel aus klarer Abseitsposition (72.). In der Schlussphase konnte Nordmazedonien nicht mehr nachsetzen, und die Niederlande schienen sich mit dem 3:0 zu begnügen. Sie kamen zwar noch mehrmals gefährlich vors Tor von Dimitrievski, ließen dann aber den letzten Nachdruck vermissen.

Stimmen zum Spiel:

Frank de Boer (Niederlande-Teamchef): „Ich denke, dass wir heute viele gute Dinge gesehen haben, uns aber auch noch steigern müssen. In der ersten Hälfte waren wir schlampig, haben da Kontersituationen zugelassen. Darüber haben wir in der Pause gesprochen, alles in allem können wir sehr positiv gestimmt sein.“

Igor Angelovski (Nordmazedonien-Teamchef): „Das ist meine letzte Pressekonferenz in meiner Funktion als Teamchef, weil mein Vertrag am 31. Juli endet. Es war mir eine Ehre, bei der EM für das Team verantwortlich gewesen zu sein. Wir wollten besser abschneiden, aber niemand sollte enttäuscht sein, weil es unser Debüt auf der großen Bühne war. Alles, was ich tun kann, ist, den Spielern Danke zu sagen für ihren Einsatz.“

„Diese Mannschaft hat Geschichte geschrieben mit der Qualifikation für die EM. Wir müssen auch Goran Pandev danken für alles, was er für den nordmazedonischen Fußball geleistet hat. Es war ein Privileg, fünfeinhalb Jahre mit einem Spieler zusammenzuarbeiten, der das Team unglaublich gut geführt hat und die Latte für die nächsten Generationen hoch gelegt hat.“

Gruppe C, dritter Spieltag

Montag:

Nordmazedonien – Niederlande 0:3 (0:1)

Amsterdam, Johan Cruijff ArenA, 15.227 Zuschauer, SR Kovacs (ROU)

Torfolge:
0:1 Depay (24.)
0:2 Wijnaldum (51.)
0:3 Wijnaldum (58.)

Nordmazedonien: Dimitrievski – S. Ristovski, D. Velkovski, Musliu, Alioski – Bardi (78./Stojanovski), Ademi (78./Nikolov) – Trickovski (56./Churlinov), Elmas, Trajkovski (68./Hasani) – Pandev (69./Kostadinov)

Niederlande: Stekelenburg – Dumfries (46./Berghuis), De Vrij (46./Timber), De Ligt, Blind, Van Aanholt – F. de Jong (79./Gakpo), Wijnaldum, Gravenberch – Depay (66./Weghorst), Malen (66./Promes)

Gelbe Karten: S. Ristovski, Musliu, Alioski, Kostadinov bzw. keine

Die Besten: Trajkovski bzw. Depay, Wijnaldum, Gravenberch