„Hallo Leute, was geht? Ich bin hier in meinem Haus in West Chester, Pennsylvania, und ich wollte nur einen kurzen Moment nutzen und sagen, dass ich schwul bin“, sagte Nassib, der 2016 von den Cleveland Browns in die Liga geholt wurde, in dem kurzen Video. Der Verteidiger wird zu Saisonstart im September auch der erste offen homosexuelle Spieler sein, der ein Spiel in der NFL bestreiten wird. Dem 2014 von den damaligen St. Louis Rams gedrafteten Michael Sam, der sich schon nach seiner Zeit im College geoutet hatte, war ein Einsatz nicht vergönnt.
Nassib bedankte sich in seiner Videobotschaft für die Unterstützung seiner Familie und seiner Freunde, durch die er es zuletzt als möglich empfunden habe, „öffentlich und stolz zu sagen, dass ich schwul bin“. In den vergangenen 15 Jahren habe ihn dieser Moment gequält. Der Raiders-Profi berichtete, von der NFL, seinen Trainern und Mitspielern habe er Unterstützung bekommen. Er sei sofort mit „dem größten Respekt und mit Akzeptanz“ begrüßt worden.
Er gehe den Schritt nicht, weil er Aufmerksamkeit haben wolle. „Ich glaube einfach, dass Vertretung und Sichtbarkeit so wichtig sind“, sagte Nassib, der auch eine Spende von 100.000 Dollar an das Trevor-Projekt, das eine Telefonseelsorge für junge LGBTQ-Menschen betreibt, ankündigte. Der 28-Jährige spielte 2016 und 2017 für die Cleveland Browns, ehe er für zwei Saisonen zum aktuellen Titelverteidiger Tampa Bay Buccaneers wechselte. Im März 2020 unterschrieb Nassib einen Dreijahresvertrag bei den Raiders. Der 28-Jährige erzielte in 73 Spielen 143 Tackles und 20,5 Quarterback-Sacks. Dazu kommen eine Interception und drei erzwungene Ballverluste des Gegner.
NFL-Boss ist „stolz“
Von Raiders-Besitzer Mark Davis erhielt Nassib auch öffentliche Unterstützung. „Es ist eine persönliche Angelegenheit, aber es ist 2021, und er spielt bei den Raiders. Wenn er glücklich ist, bin ich auch glücklich. Aber es benötigt Mut, obwohl ich gehofft hatte, dass wir endlich so weit sind, dass es keine große Newsstory mehr wird“, sagte der Sohn des legendären Al Davis, der immer wieder Ligageschichte in Sachen Gleichberechtigung geschrieben hat. So nahmen die Raiders unter Davis sen. mit Art Shell einst den ersten afroamerikanischen Headcoach in der modernen NFL unter Vertrag.
Auch Ligaboss Roger Goodell zeigte sich begeistert von Nassibs Schritt. „Die NFL-Familie ist stolz auf Carl, dass er heute seine Wahrheit so couragiert geteilt hat“, sagte Goodell am Montag (Ortszeit). „Vertretung ist wichtig. Wir teilen seine Hoffnung, dass Statements wie seines eines baldigen Tages keinen Nachrichtenwert mehr haben, weil wir zu vollständiger Gleichberechtigung für die LGBTQ+-Gemeinschaft marschieren. Wir wünschen Carl viel Glück für die anstehende Saison.“