Kasper Hjulmand mit Spielern
AP/Martin Meissner
Fußball-EM

Dänen bejubeln „magische Nacht“

Die emotionale Achterbahnfahrt der dänischen Nationalmannschaft bei der EM 2021 hat am Montag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zehn Tage nachdem Christian Eriksen auf dem Rasen des Parken-Stadions leblos zusammengebrochen war, schaffte Dänemark nach zuvor zwei Niederlagen mit einer 4:1-Gala gegen Russland in Gruppe B noch als Zweiter den direkten Aufstieg ins Achtelfinale. Für Teamchef Kasper Hjulmand, seine Spieler und die Fans war es das perfekte Ende einer „magischen Nacht“.

„Ich hätte mir nie erträumen können, ein Teil von etwas so Großem zu sein“, sagte Mikkel Damsgaard, der mit einem sehenswerten Schuss in der ersten Hälfte (38. Minute) den Bann gebrochen hatte. Yussuf Poulsen (59.), Andreas Christensen (80.) und Joakim Maehle (82.) erzielten die weiteren Treffer für die Dänen, die als erste Mannschaft der EM-Geschichte nach zwei Niederlagen doch noch den Sprung in die K.-o.-Runde schafften. Der zwischenzeitliche Anschlusstreffer der Russen von Artjom Dsjuba per Elfmeter fiel nicht ins Gewicht.

25.000 Fans feierten im Parken-Stadion das märchenhafte Ende, das auch aus der Feder von Kopenhagens berümtesten Sohn Hans Christian Andersen stammen könnte. In nur zehn Tagen erlebte Dänemark den Herzstillstand von Spielmacher Eriksen beim 0:1 gegen Finnland, dann die emotionale Rückkehr der Mannschaft beim 1:2 gegen Belgien, als klar war, dass es dem Teamkollegen wieder besser geht. Und nun zum Abschluss die Gala gegen Russland.

Highlights von Russland – Dänemark

Dänemark katapultiert sich mit einem 4:1 vom letzten auf den zweiten Platz in Gruppe B.

„Dänen haben uns Flügel verliehen“

„Es ist Wahnsinn, dass wir weiter sind – dieses Team, alle Spieler. Das letzte Spiel gegen Belgien war schon das Größte, was ich je erlebt hatte. Aber das hier schlägt diese Erfahrung noch einmal“, sagte Damsgaard, mit 20 Jahren jüngster Torschütze der dänischen EM-Geschichte. Auch Christensen war von den Emotionen und Eindrücken nach dem Sieg wie erschlagen. „Wir haben eine unglaubliche Unterstützung erfahren. Ich kann das kaum in Worte fassen“, so der 25-Jährige, der bei Champions-League-Sieger Chelsea sein Geld verdient.

Andreas Cornelius, Thomas Delaney und Jens Stryger Larsen
Reuters/Wolfgang Rattay
Andreas Cornelius bekam hier zwar einen aufgesetzt, vor der Leistung der Dänen musste man vor allem aber den Hut ziehen

Teamchef Hjulmand bedankte sich vor allem bei seinen Landsleuten, die der Mannschaft nach dem Drama rund um Eriksen die nötige Energie verliehen hätten. „Die Dänen haben uns Flügel verliehen. Sie haben uns so viel Liebe gegeben. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagte der 49-Jährige, „ich hatte wirklich gehofft, dass wir heute einen magischen Abend erleben. Diese Fußballer haben sich in die Herzen der Dänen gespielt. Sie haben den Mädchen und Jungen zu Hause einige Idole gegeben. Ich bin einfach so glücklich.“

Eriksen gratuliert als Erster

Einen Motivationsschub für das anstehende Achtelfinale am Samstag in Amsterdam gegen Wales (18.00 Uhr) erhielten Hjulmands Kicker unmittelbar nach dem Triumph über Russland in Form einer Nachricht Eriksens. Der 29-Jährige, der sich nach seinem Herzstillstand und dem Einsetzen eines ICD-Defibrillators daheim in Odense erholt, meldete sich per Sprachnachricht bei seinen Kollegen.

Fans in Kopenhagen
AP/Martin Meissner
In den Straßen Kopenhagens ging die Party auf den Straßen weiter

„Christian schrieb uns sofort nach dem Spiel in unsere WhatsApp-Gruppe. Es war toll, von ihm zu hören“, sagte der Verteidiger Jens Stryger Larsen. Christensen, der mit einem unhaltbaren Weitschuss das 3:1 erzielte, pflichtete bei: „Wir tragen Christian stets in unseren Herzen. Wir denken an ihn, wir spielen für ihn.“ Joakim Maehle unterstrich Christensens Aussage davor auf dem Feld. Nach seinem Treffer zum 4:1 formte der Verteidiger von Atalanta Bergamo mit den Fingern die Zahl zehn – Eriksens Trikotnummer.

Laut zu hören waren bis in die frühen Morgenstunden auch die dänischen Fans. Mit Autokorsos und mehreren Freiluftpartys auf zentralen Plätzen der Stadt feierten Tausende Fans in Kopenhagen noch lange nach dem Sieg im Parken den Achtelfinal-Einzug der dänischen Nationalmannschaft. „Wir alle haben in den letzten zehn Tagen eine turbulente, emotionale Achterbahnfahrt erlebt“, sagte Torwart Kasper Schmeichel. „Aber das zeigt, was der Fußball leisten kann. Was der Fußball mit einer ganzen Nation machen kann.“