„Stand heute ist es nicht realistisch“, sagte ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold am Dienstag im EM-Camp der Österreicher in Seefeld. Der Verband ist laut Neuhold allerdings mit Außen- und Innenministerium, mit Österreichs Botschaft in London und mit der UEFA in Kontakt, um alle Möglichkeiten auszuloten. „Wir werden alles versuchen, wollen aber keine falschen Erwartungen wecken.“ Die Entscheidung liegt nicht beim EM-Veranstalter, sondern bei den lokalen Behörden. „Es liegt an der britischen Regierung, ob sie ein Stück weit Erleichterung zulässt“, erklärte Neuhold.
Beim 1:0-Sieg in Bukarest feierten noch rund 1.800 mitgereiste österreichische Schlachtenbummler mit den Spielern nach dem Schlusspfiff ausgelassen den erstmaligen Einzug in die K.-o.-Phase einer Fußball-EM . Auch wenn ÖFB-Teamchef Franco Foda nach Spielende noch leise Hoffnungen äußerte, dass auch beim Achtelfinale in London das Team von einer rot-weiß-roten Fanabordung unterstützt wird, ist die Chance dafür gering.
CoV-Bestimmungen als Hindernis
Grundsätzlich würden für österreichische Anhänger auch im Wembley-Stadion 1.750 Tickets zur Verfügung stehen. Großes Hindernis sind aber die Coronavirus-Bestimmungen in Großbritannien. Dort gilt bei Einreise eine zehntägige Quarantäneverpflichtung. Zudem bestehen wegen der Delta-Variante des Coronavirus auch bei der Rückreise nach Österreich derzeit noch eine Quarantäneverpflichtung.

Realistisch gesehen können also nur Auslandsösterreicher und andere Fans, die sich zumindest seit Anfang vergangener Woche in Großbritannien aufhalten, ins Stadion. „Der Österreicher, der nur für dieses Spiel auf die Insel reisen möchte, hat eigentlich keine Möglichkeit“, wurde ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold bereits am Sonntag in einem APA-Bericht zitiert.
Foda spricht sich für Verlegung aus
ÖFB-Teamchef Foda plädierte daher für eine Verlegung an einen anderen Ort. in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ kritisierte der Erfolgscoach die aktuelle Situation. „Bei allem Verständnis für die Einreisebestimmungen, die aufgrund der Corona-Mutation in England gelten, wäre es ja der Wahnsinn, wenn unsere Fans nicht dabei sein könnten. Es ist ja nicht alltäglich, dass wir ins Achtelfinale kommen. Und dann sind nach jetzigem Stand fast keine österreichischen Fans im Stadion“, sagte Foda: „Da hat es für mich keinen Sinn, in London zu spielen.“
Er hofft auf ein Umdenken der UEFA. „Die Organisation der UEFA ist bis jetzt wirklich perfekt. Aber in diesem Fall hoffe ich im Sinne der Fans, dass eine Lösung gefunden wird. Eine Möglichkeit wäre es, den Spielort zu verlegen“, sagte der Deutsche.
Highlights von Ukraine – Österreich
Österreich steht erstmals im Achtelfinale einer Fußballeuropameisterschaft. Nach dem 1:0-Erfolg am Montag in Bukarest gegen die Ukraine war der ÖFB-Elf der zweite Platz hinter den Niederlanden in der Gruppe C nicht mehr zu nehmen. Goldtorschütze in der 21. Minute war Christoph Baumgartner, der den Ball nach einem Corner mit der Sohle ins Tor beförderte.
Hoffen auf gelbe Liste
Die Entscheidung über die Einreisebestimmungen fällt allerdings nicht der Europäische Fußballverband (UEFA), sondern die britische Regierung. In der Debatte über mögliche Quarantäneausnahmen für ausländische Zuschauer bei EM-Spielen in London, wo in weiterer Folge auch die beiden Halbfinal-Spiele und das Finale ausgetragen werden sollen, gab es zuletzt jedoch etwas Bewegung – und leise Hoffnung.
Alle verbleibenden EM-Teilnehmerländer befinden sich in Großbritannien derzeit auf der gelben Liste („Amber List“). Bei einer bevorstehenden Aktualisierung durch die britische Regierung könnten Länder wie Österreich, in denen die Zahl der CoV-Fälle stark rückläufig sind, auf die grüne Liste gesetzt werden. Dann wäre nach der Einreise auch keine Quarantäne mehr erforderlich. Für das Österreich-Spiel gegen Italien drängt die Zeit allerdings.