Alvaro Morata
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Fußball-EM

Spanien stemmt sich gegen Blamage

Am Mittwoch entscheidet sich in Sevilla das sportliche Schicksal eines Titelkandidaten der EM 2021. Gastgeber Spanien benötigt im abschließenden Spiel der Gruppe E gegen die Slowakei einen Sieg, um aus eigener Kraft weiterzukommen. Bei einem Unentschieden werden die Spanier Gruppendritter, wenn Polen nicht gegen Schweden gewinnt, was auch für die K.-o-Runde reichen würde. Eine Niederlage bedeutet das Aus.

Die Furcht vor der Blamage ist beim dreifachen Europameister jedenfalls real. „Es ist eine Partie auf Leben und Tod“, sagte Cesar Azpilicueta und versprach den Fans vollen Einsatz. Vor einer ähnlichen Situation steht Polen im Parallelspiel in St. Petersburg gegen Schweden (18.00 Uhr, live in ORF1).

Die spanischen Fans hatten zwar im Vorfeld der Endrunde erwartet, dass die Mannschaft von Trainer Luis Enrique ein Finale bestreitet. Dass dieses im letzten Gruppenspiel daheim und nicht am 11. Juli in London über die Bühne geht, daran hatte beim ehemaligen Weltmeister wohl niemand gedacht. Nach zwei Remis gegen Schweden und Polen haben die Spanier nur zwei Punkte zu Buche stehen.

Hochspannung in der Gruppe E

Während es in der Österreich-Gruppe bereits Klarheit gibt, herrscht in Gruppe E Hochspannung. Drei Teams können noch aus eigener Kraft weiterkommen. Nur Schweden ist mit vier Punkten aus den ersten zwei Partien bereits fix für das Achtelfinale qualifiziert.

Bei den spanischen Medien war jedenfalls die Zuversicht, dass die Übung gegen die Slowaken gelingt, angesichts der bisherigen Vorstellungen sicher schon einmal höher. „Eine düstere Atmosphäre herrscht über der EM-Tour der ‚Seleccion‘“, befand etwa „El Pais“. Denn an der „Furia Roja“ war bisher wenig bis nichts furios. Sowohl bei der Nullnummer gegen Schweden als auch beim 1:1 gegen Polen agierten die Spanier zwar mit viel Ballbesitz, aber beim Kreieren von Chancen ideenlos.

Hitzeschlacht droht

Vom Heimvorteil in Sevilla, dem spontanen CoV-bedingten Ersatzort für Bilbao, war außerdem nichts zu spüren. Aus dem vermeintlichen Vorteil der hohen Temperaturen in Andalusien konnten die Spanier bisher kein Kapital schlagen. Zu Ideenlosigkeit kamen auch noch Pech und Unvermögen, wie ein verschossener Elfmeter gegen Polen. „Wir hätten mehr verdient“, meinte Marcos Llorente vom spanischen Meister Atletico Madrid zur Ausbeute. Vielleicht spielt das Wetter den Spaniern diesmal in die Karten, denn die Partie beginnt bereits um 18.00 Uhr und damit drei Stunden früher als die beiden Spiele davor. Damit droht eine Hitzeschlacht, denn es sind weit über 30 Grad und Sonnenschein prognostiziert.

Gerard Moreno
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Gerard Moreno vergab beim 1:1 gegen Polen einen Elfer für Spanien

Bei den Slowaken lässt man sich durch das vermeintlich für sie ungewohnte heiße Klima jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Punkt wäre Österreichs Nachbar ebenfalls in der K.-o.-Runde. Kapitän Marek Hamsik verlangte im Vorfeld von seiner Mannschaft vollste Konzentration, vor allem in der Anfangsphase. „Sie werden uns heftig angreifen“, sagte der 33-Jährige. Verteidiger Ondrej Duda sieht sein Team jedenfalls gerüstet. „Ich denke, dass wir zwei gute Spiele hinter uns haben – und das wollen wir fortsetzen“, sagte Duda: „Wir wollen es ihnen so schwierig wie möglich machen.“

Polen schöpft wieder Hoffnung

Eine schwierige Aufgabe wartet auch auf Polen, das gegen die Schweden in St. Petersburg im letzten Abdruck unbedingt den ersten Sieg im Turnier braucht, um es noch unter die Top Drei der Gruppe zu schaffen. In Polen war die Skepsis in den Medien und der Öffentlichkeit vor der EM groß. Nach dem 1:2 gegen die Slowakei zum Auftakt steigerte sich das zur Untergangsstimmung. Ein Tor von Robert Lewandowski und das Remis gegen Spanien haben die Stimmung nun gedreht. Die Sportzeitung „Przeglad Sportowy“ schrieb: „Das ist nicht nur Polen, das ist Polen mit Lewandowski. Die Schweden fangen schon an, sich ein bisschen zu fürchten.“

Robert Lewandowski jubelt
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Lewandowski ist der große Hoffnungsträger der Polen

Teamchef Paulo Sousa sah die Vorstellung auch als Weckruf. „Wenn wir immer so spielen, können wir es mit jedem aufnehmen. Wir können gewinnen oder verlieren. Aber wir wären einem Sieg um einiges näher“, meinte der Portugiese. „Ich hoffe, das Turnier startet für uns jetzt so richtig“, sagte Verteidiger Kamil Glik nach der Partie gegen Spanien. „Wir freuen uns jetzt auf ein echtes Finale gegen Schweden.“ Statistisch gesehen ist die Ausgangslage nicht die beste: Schweden ist gegen Polen in sieben Partien ungeschlagen, die Skandinavier gewannen sechs davon. Zuletzt siegten die Polen am 21. August 1991 an Lewandowskis drittem Geburtstag.

Der Bayern-Torjäger soll die schwedische Torsperre bei der EM nun beenden. Seine Gegenspieler wollten nicht nur über den Topstar des Gegners sprechen. „Natürlich ist er ihr bester und wichtigster Spieler, aber wir müssen gegen ihn und auch den Rest der Polen verteidigen“, sagte Abwehrspieler Marcus Danielson. Selbst halten die Schweden Alexander Isak dagegen. Der 21-Jährige von Real Sociedad hat bei der EM auf sich aufmerksam gemacht. „Wenn er Geschwindigkeit aufnimmt, ist es fast unmöglich, ihn zu stoppen“, sagte Teamkollege Mikael Lustig.

Fußball-EM, Gruppe E, dritter Spieltag

Beginn 18.00 Uhr:

Schweden – Polen

St. Petersburg, SR Oliver (ENG)

Live in ORF1 und im Livestream

Mögliche Aufstellungen:

Schweden: Olsen – Lustig, Lindelöf, Danielson, Augustinsson – S. Larsson, Claesson, Olsson, Forsberg – Isak, Berg

Polen: Szczesny – Bereszynski, Glik, Dawidowicz – Jozwiak, Krychowiak, Klich, Puchacz – Swiderski, Lewandowski, Zielinski

Spanien – Slowakei

Sevilla, SR Kuipers (NED)

Mögliche Aufstellungen:

Spanien: Simon – Azpilicueta, Pau Torres, Laporte, Jordi Alba – Marcos Llorente, Busquets, Thiago – Oyarzabal, Gerard Moreno, Morata

Slowakei: Dubravka – Pekarik, Satka, Skriniar, Hubocan – Kucka, Hrosovsky – Haraslin, Hamsik, Mak – Duda