Fußball-EM

Kroatien rettet sich mit Sieg ins Achtelfinale

Mit dem ersten Sieg nach einer Niederlage und einem Unentschieden ist Kroatien doch noch dem drohenden Aus nach der Vorrunde der Fußball-EM entgangenen und ins Achtelfinale eingezogen. Der Vizeweltmeister bezwang Schottland am Dienstagabend in Glasgow mit 3:1 und schob sich damit auf Platz zwei der Gruppe D hinter England vor.

Nikola Vlasic (17.) brachte die Kroaten im Hampden Park in Führung, die Schotten glichen durch Callum McGregor (42.) knapp vor der Pause aus. Nach dem Seitenwechsel sorgten dann Treffer der Stars Luca Modric (62.) und Ivan Perisic (77.) für den dringend benötigten Erfolg. Im Achtelfinale geht es für die Kroaten am Montag (18.00 Uhr) in Kopenhagen gegen den Zweiten der Gruppe E (Schweden, Slowakei, Spanien und Polen) weiter. Die Schotten beendeten ihre ersten Titelkämpfe seit der WM 1998 mit einem Zähler als Gruppenletzter.

Nach den bisher enttäuschenden Leistungen stellte Kroatiens Teamchef Zlatko Dalic seine Mannschaft vor allem in der Offensive um. Josip Brekalo und Ante Rebic mussten im Vergleich zum 1:1 gegen Tschechien weichen, für sie starteten Vlasic und Bruno Petkovic. Bei den Schotten rückte Stuart Armstrong in die Startelf, er ersetzte Shootingstar Billy Gilmour. Der 20-Jährige – beim 0:0 am Freitag gegen England noch zum Mann des Spieles gewählt – war danach positiv auf das Coronavirus getestet worden.

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Hampden Park in Glasgow
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12.000 Zuschauer verfolgten das Match im Hampden Park von Glasgow
Che Adams (SCO)
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Die erste gute Torchance hatten die Schotten durch Che Adams in der sechsten Minute
Nikola Vlasic (CRO)
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Der ersten Treffer erzielte aber der Kroate Nikola Vlasic in der 17. Minute
Callum McGregor (CRO)
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Callum McGregor glich mit dem ersten Treffer der Schotten bei dieser EM knapp vor der Pause aus
John McGinn (SCO) Marcelo Brozovic (CRO)
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Mit vollem Einsatz kämpften beide Mannschaften um den zum Aufstieg benötigten Sieg
Josko Gvardiol (CRO) und David Marshall (SCO)
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David Marshall und Josko Gvardiol benötigten einige Zeit, um sich von einem Zusammenprall zu erholen
Luka Modric (CRO)
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Altstar Luca Modric brachte die Kroaten mit einem Traumtor 2:1 in Führung
John McGinn (SCO)
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Die Schotten gaben aber nicht auf und zeigten weiten vollen Einsatz
Ivan Perisic (CRO)
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Ivan Perisic fixierte den Sieg des Vizeweltmeisters aber schließlich mit dem 3:1
Ivan Perisic (CRO)
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Nach dem verpatzten EM-Auftakt war der kroatische Siegesjubel riesig
Spieler von Schottland nach dem Match
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Für die Schotten war hingegen einmal mehr vor der K.-o.-Phase eines großen Turniers Endstation

Kalte Dusche für dominierende Schotten

Die Gastgeber legten im Hampden Park einen ambitionierten Start hin, gleich in der ersten Minute erspielte sich Schottland zwei Eckbälle. Die erste gute Chance hatte Che Adams, der eine Flanke von John McGinn nur knapp verfehlte und die danach von Goalie Dominik Livakovic ins Torout gelenkt wurde (6.).

Mit ihrem ersten wirklich gefährlichen Angriff gingen dann aber die Kroaten in Führung und versetzten den bis dahin dominierenden Schotten eine kalte Dusche. Perisic ließ eine Modric-Flanke zu Vlasic abprallen, und der traf im Fallen an zwei Verteidigern vorbei ins linke untere Eck (17.).

Vlasic trifft für Kroatien zum 1:0 (17. Minute)

Nikola Vlasic jagt den Ball im Fallen flach in die untere linke Ecke.

Mit dem Treffer wurde das Match offener, und die Kroaten hatten bei einem Modric-Weitschuss die Chance zum 2:0. Keeper David Marshall konnte den Ball aber mit den Fingerspitzen gerade noch über das Tor lenken (22.). Auf der Gegenseite bewahrte Livakovic die Gäste bei einem Volley von McGinn vor dem Ausgleich (24.).

McGregor beendet schottische Torflaute

In der Folge schienen die Kroaten die Kontrolle über die Partie zu übernehmen, den Schotten gelang aber nach fast zweieinhalb Spielen ihr erstes Tor bei dieser EM – als letzter aller 24 Mannschaften. McGregor nahm einen Abpraller auf und traf von der Strafraumgrenze haargenau ins linke Eck (42.). Mit 1:1 – einem Ergebnis, das für beide Teams das vorzeitige EM-Aus bedeutet hätte – ging es in die Pause.

McGregor gleicht aus (42. Minute)

Callum McGregor schießt aus rund 16 Metern und trifft perfekt zum Ausgleich.

Nachdem bei den Gastgebern schon in der 33. Minute Scott McKenna den angeschlagenen Grant Hanley ersetzt hatte, verzichteten in der Halbzeit beide Trainer auf Auswechslungen.

Traumtor vom „König von Kroatien“

Die erste Möglichkeit nach dem Seitenwechsel hatten die Kroaten: Josko Gvardiol startete perfekt in einen Lochpass von Vlasic, legte sich den Ball aber zu weit vor und stieß im Strafraum mit Marschall zusammen (50.). Auch die Schotten wurden bei einem Gegenstoß gefährlich, eine Direktabnahme von McGinn strich aber haarscharf am Tor vorbei (59.).

In der 62. Minute brachte einmal mehr Modric die Gäste erneut auf die Siegerstraße. Der Weltfußballer von 2018 zirkelte nach Kombination über mehrere Stationen einen herrlichen Außenristschuss von knapp außerhalb des Strafraums ins schottische Tor und untermauerte damit seinen Spitznamen „König von Kroatien“.

Perisic beendet schottische Hoffnungen

Die damit wieder zwei Treffer vom Achtelfinal-Einzug entfernten Schotten gaben sich zwar nicht geschlagen, mehr als Halbchancen durch Scott McTominay (73.) und den kurz zuvor eingewechselten Ryan Fraser (74.) schauten aber nicht heraus.

In der 77. Minute waren die schottischen Träume, erstmals eine Vorrunde bei einem großen Turnier zu überstehen, dann endgültig beendet. Perisic verlängerte einen Modric-Corner gefühlvoll via Innenstange zum 3:1 ins Tor. Mit diesem Treffer verdrängten die Kroaten sogar noch Tschechien vom zweiten Gruppenplatz.

Perisic erhöht auf 3:1 (77. Minute)

Ivan Perisic verlängert einen Eckball von Luka Modric zum 3:1.

Stimmen zum Spiel:

Zlatko Dalic (Trainer Kroatien): „Wir haben nach dem 1:0 nachgelassen. Aber wir haben Ruhe bewahrt. Wir haben nicht aufgegeben, daran geglaubt, dass wir es schaffen können. Wir haben ruhig und konzentriert gespielt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Tor schießen würden.“

Steve Clarke (Trainer Schottland): „Heute haben wir gegen ein Team mit viel Turniererfahrung gespielt. Sie haben gewusst, wie man ein drittes Gruppenspiel spielt, wir vielleicht nicht. Deswegen fahren wir nach Hause und ist Kroatien weiter. Ich verspreche, dass nicht weitere 23 Jahre bis zur nächsten Endrunde vergehen werden.“

Luka Modric (Kapitän und Torschütze Kroatien): „Wir waren nicht zufrieden nach den ersten beiden Spielen. Wir wussten, dass wir besser spielen können, und das haben wir gezeigt. Wenn wir so spielen, sind wir für jeden Gegner gefährlich.“

John McGinn (Mittelfeldspieler Schottland): „Ich bin am Boden zerstört. Wir wollten es als erstes schottisches Team schaffen, die Vorrunde zu überstehen. Wir hatten gehofft, dass es ein Auftakt wird, und jetzt ist es ein Ende.“

Callum McGregor (Torschütze Schottland): „Am Ende hatten sie zu viel Qualität, das hat man auch beim Tor von Modric gesehen. Da ist es dann schon schwierig, auf so einem Level weiterzukommen. Wir haben ein gutes Spiel gespielt, haben viel gelernt. Aber wir sind natürlich enttäuscht.“

Fußball-EM, Gruppe D, dritter Spieltag

Dienstag:

Kroatien – Schottland 3:1 (1:1)

Glasgow, Hampden Park, 12.000 Zuschauer, SR Rapallini (ARG)

Torfolge:
1:0 Vlasic (17.)
1:1 McGregor (42.)
2:1 Modric (62.)
3:1 Perisic (77.)

Kroatien: Livakovic – Juranovic, Lovren, Vida, Gvardiol (71./Barisic) – Kovacic, Brozovic – Perisic (81./Rebic), Modric, Vlasic (76./Ivanusec) – Petkovic (71./Kramaric)

Schottland: Marshall – O’Donnell (84./Patterson), McTominay, Hanley (33./McKenna), Tierney, Robertson – Armstrong (70./Fraser), McGinn, McGregor – Dykes, Adams (84./Nisbet)

Gelbe Karten: Lovren bzw. McKenna

Die Besten: Vlasic, Modric, Perisic bzw. McGinn, Tierney, Robertson