Portugals Superstar brachte die „Selecao“ in der 31. Minute vom Elfmeterpunkt in Führung und sorgte in der 60. Minute neuerlich per Penalty für den Ausgleich. Für Weltmeister Frankreich war Karim Benzema ebenfalls vom Elfmeterpunkt in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+2) und kurz nach der Pause (47.) erfolgreich. Der Stürmer sicherte dem Weltmeister damit auch den Gruppensieg und ein Achtelfinal-Duell am Montag (18.00 Uhr) in Bukarest mit der Schweiz.
Ronaldo, der seinen fünften Treffer bei der Endrunde 2021 erzielte, knackte mit seinen nun 14 EM-Toren zudem eine weitere Bestmarke. Mit seine Treffern Nummer 20 und 21 bei WM- und EM-Endrunden ist der 36-Jährige nun vor dem Deutschen Miroslav Klose (19) die alleinige Nummer eins. Im Achtelfinale kann Ronaldo seine Bilanz weiter ausbauen. Der Gegner der Portugiesen, die die Gruppe F auf Platz drei abschlossen, ist am Sonntag (21.00 Uhr) in Sevilla allerdings Belgien, die bei der EM 2021 noch makellose Nummer eins der FIFA-Weltrangliste.
Benzema schnürt Doppelpack (47.)
Der Stürmer eröffnet die zweite Hälfte mit seinem zweiten Tor der Partie – dem einzigen aus dem Spiel heraus.
Frankreich ohne Pavard
Um im Vergleich zur 2:4-Schlappe gegen Deutschland neue Akzente zu setzen, baute Portugals Teamchef Fernando Santos auf zwei Positionen um. Der gegen die Deutschen nach seiner Einwechslung starke Renato Sanches durfte sich diesmal von Beginn an versuchen. Auch Joao Moutinho stand bei der Neuauflage des EM-Finales von vor fünf Jahren diesmal in der Startelf. Die offizielle Aufstellung versprach sehr offensive Portugiesen. Cristiano Ronaldo wurde im Sturm von Bernardo Silva und Diogo Jota flankiert.
Bei Frankreich nahm Didier Deschamps drei Änderungen vor. Jener auf der rechten Abwehrseite musste sein: Jules Kounde ersetzte den angeschlagenen Benjamin Pavard. Dazu bekam Lucas Hernandez den Vorzug vor Lucas Digne, Corentin Tolisso lief in der Startformation im Mittelfeld auf. Ansonsten blieb beim Weltmeister alles beim Alten. Ganz vorne gab Benzema wie in den Spielen davor die Speerspitze, dahinter lauerten mit Kylian Mbappe und Antoine Griezmann auch keine Schlechten.
Elfmeter im Mittelpunkt
Das Gipfeltreffen Welt- gegen Noch-Europameister benötigte wie ein Wettrennen zwischen zwei Dampflokomotiven etwas, um in Schwung zu kommen. Da die Portugiesen im Gegensatz zu Frankreich theoretisch noch aus dem Turnier fliegen konnten, zeigten sie in der Anfangsphase auch durchaus mehr Engagement. Dass nach zehn Minuten großer Jubel ausbrach, lag aber nicht am Geschehen in der Puskas-Arena, sondern an jenem in München. Denn dort war Ungarn gegen Deutschland überraschend in Führung gegangen. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde hatte Killian Mbappe die erste Großchance im Spiel, scheiterte aber an einem gut positionierten Rui Patricio (16.).
Angriff von Mbappe
Der französische Jungstar überlistet die Abseitsfalle, bringt den Ball aber nicht an Portugals Torhüter vorbei (16.).
Dass Frankreichs Jungstar vor dem Schuss nicht aufgeschaut hatte, rächte sich eine gute Viertelstunde später. Denn da stand es 1:0 für Portugal, nachdem Frankreichs Goalie Lloris bei einer Faustabwehr zwar leicht den Ball, aber vor allem voll das Gesicht von Danilo Pereira getroffen hatte. Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz aus Spanien entschied sofort auf Penalty und rückte von seiner Meinung auch nach wütenden Protesten der Franzosen nicht ab. Cristiano Ronaldo ließ sich die Chance nicht entgehen (31.).
Ronaldo bringt Portugal in Führung
Der Superstar lässt Lloris, der den Elfmeter mit einer ungestümen Abwehr verschuldet hat, mit einem platzierten Schuss keine Chance.
Mit einem Schlag lag Portugal an der Gruppenspitze, doch Ronaldo und Co. verabsäumten es, noch vor der Pause nachzulegen – und wurden dafür vom Schiedsrichter bestraft. Denn Mateu Lahoz bescherte den Franzosen in der Nachspielzeit ebenfalls einen, recht billigen, Elfmeter. Der Spanier wertete einen leichten Rempler von Nelson Semedo, der Mbappe zu einem Abflug motivierte, als elferwürdiges Foul. Weil der Videoreferee nicht widersprach, durfte Benzema antreten und vom Elfmeterpunkt souverän zum – aufgrund des Vergehens des Portugiesen – schmeichelhaften Ausgleich verwerten (45.+2).
Benzema gleicht ebenfalls per Elfer aus
Der Stürmer von Real Madrid lässt sich nach einem umstrittenen Elfmeter nicht zweimal bitten und gleicht kurz vor der Pause aus.
Blitzstart und Ronaldo-Meilenstein
Auch wenn es in Budapest im Vergleich zur Parallelpartie in München nicht schüttete wie aus Kübeln, standen die Portugiesen nur kurz nach dem Wiederbeginn wie die begossenen Pudel da. Denn so wie bei Mbappes Chance in der ersten Hälfte schnappte die Abseitsfalle des Titelverteidigers nicht zu, als Paul Pogba mit einem perfekten Steilpass auf die Reise schickte. Patricio im Tor war gegen den satten Schuss ins lange Eck chancenlos (47.). Dass der Assistent an der Linie die Fahne wegen einer mutmaßlich Abseitsstellung gehoben hatte, verdarb Benzema nur kurz die Feierlaune. Denn der Videoreferee hob die Abseitsentscheidung zur Freude der Franzosen auf.
Jetzt waren die Portugiesen zur Offensive gezwungen, denn eine Niederlage bedeutete angesichts des Spielstandes in München, wo die Ungarn noch immer führten, das EM-Aus. Doch auch diese Gefahr war schnell wieder gebannt, denn Schiedsrichter Mateu Lahoz deutete zum dritten Mal in dieser Partie auf den Elferpunkt. Kounde hatte seinen Arm nicht rechtzeitig aus Ronaldos Schussbahn gebracht. Der Franzose verhalf dem Superstar damit zu seinem nächsten Meilenstein. Mit seinem zweiten erfolgreichen Elfer im Spiel (60.) erhöhte Ronaldo sein Torkonto im Turnier auf fünf und in seiner Teamkarriere auf 109 – und holte damit den Iraner Ali Daei als Rekordhalter an Länderspieltreffern ein.
Patricio hält Punkt fest
Trotz des erreichten Meilensteins waren die Portugiesen immer noch nicht im Trockenen, sprich Achtelfinale. Denn zwar hatten die Ungarn im Parallelspiel den zwischenzeitlichen deutschen Ausgleich mit dem neuerlichen Führungstor gekontert, aber schon ein weiterer Treffer der Franzosen hätte das Aus für Ronaldo und Co. bedeutet. Und der Weltmeister verschärfte nach dem Ausgleich das Tempo. In der 68. Minute rettete Rui Patricio den Portugiesen die Haut. Der Keeper der Wolverhampton Wanderers wehrte zuerst einen Weitschuss-Hammer von Pogba an die Latte und war auch bei Nachschuss von Griezmann auf dem Posten.
Doppelchance für Frankreich (68. Minute)
Torhüter Patricio verhindert mit zwei Glanzparaden einen dritten französischen Treffer.
Jetzt konnte die Zeit für die Portugiesen nicht schnell genug verrinnen. Zum Glück für den Titelverteidiger nahmen auch die Franzosen immer mehr Tempo aus dem Spiel. In der Nachspielzeit hatte Portugal dann aber noch einmal Riesenglück, dass bei einer Attacke an Kingsley Coman an der Strafraumgrenze, bei der der Franzose eindeutig am Bein getroffen worden war, die Pfeife von Refere Lahoz stumm blieb. Ein weiterer Elfmeter für den Weltmeister hätte an den Aufsteigern aus Gruppe F aber ohnehin nichts geändert. Denn die Partie in München hatte letztlich mit 2:2 geendet – und Ungarn war damit weg.
Stimmen zum Spiel:
Fernando Santos (Portugal-Teamchef): „Was mir richtig gut gefallen hat, war die gute Arbeit des Teams als Kollektiv. Nach dem Spiel gegen Deutschland habe ich gesagt, dass wir wieder einfach unsere eigene Leistung auf den Platz bringen müssen. Wir waren stark, konstant und hatten einen großartigen Spirit. Wir können uns noch weiterentwickeln. In der zweiten Hälfte sind wir nicht gut gestartet, haben uns dann aber erfangen. Belgien ist die Nummer eins der Welt, uns erwartet ein sehr starker Gegner.“
Didier Deschamps (Frankreich-Teamchef): „Es war ein großes Spiel gegen eine große Nation, es war ein Kampf und nicht einfach. Wir haben Portugal durch zwei Fehler Tore geschenkt. Wir haben am Ende noch versucht, das Spiel zu gewinnen. Wir sind am Ende an der Spitze der Gruppe, und das ist immer die beste Position. Wir schätzen das sehr und werden jetzt regenerieren. Mit der K.-o.-Phase beginnt nun ein neuer Bewerb.“
Karim Benzema (Frankreich-Doppel-Torschütze/"Man of the match"): „Ich habe nie an mir selbst gezweifelt, habe aber gewusst, dass es hohe Erwartungen an mich von einer ganzen Nation gibt. Es ist mir gelungen zu treffen, und ich werde es jetzt mit allen so richtig genießen.“
Ruben Neves (Portugal-Mittelfeldspieler): „Wir sind Europameister, wissen daher, dass wir besser spielen können. Einmal mehr muss ich mich bei den Fans hier bedanken, es war eine unglaubliche Atmosphäre im Stadion. Das Wichtigste ist, dass wir aufgestiegen sind. Wir haben eine schwierige Phase überstanden, haben gut reagiert. Frankreich war uns nie überlegen, wir haben die Partie gut kontrolliert. Es hat keine großartigen Gefahrenmomente gegeben.“
Fußball-EM, Gruppe F, dritter Spieltag
Mittwoch:
Portugal – Frankreich 2:2 (1:1)
Budapest, Puskas Arena, SR Lahoz (ESP)
Tore:
1:0 Ronaldo (31./Elfmeter)
1:1 Benzema (45.+2/Elfmeter)
1:2 Benzema (47.)
2:2 Ronaldo (60./Elfmeter)
Portugal: Patricio – Semedo (79. Dalot), Dias, Pepe, Guerreiro – Moutinho (73. Neves), Danilo (46. Palhinha), Sanches (87. Oliveira) – B. Silva (72. Fernandes), Ronaldo, Jota
Frankreich: Lloris – Kounde, Varane, Kimpembe, Hernandez (46. Digne/52. Rabiot) – Pogba, Kante – Tolisso (66. Coman), Griezmann (87. Sissoko), Mbappe – Benzema
Gelbe Karten: Keine bzw. Lloris, Hernandez, Griezmann, Kimpembe
Die Besten: Ronaldo, Patricio, B. Silva bzw. Pogba, Benzema, Kimpembe