ÖFB-Team vor dem Spiel
Reuters/Daniel Mihailescu
Fußball-EM

Wie der Coup gegen Italien gelingen kann

Österreichs Nationalteam steht vor einem historischen Spiel. Die ÖFB-Auswahl trifft am Samstag in London im EM-Achtelfinale auf Italien (21.00 Uhr, live in ORF1). Die Rollen sind dabei klar verteilt. Die seit 30 Spielen ungeschlagene „Squadra Azzurra“ geht als klare Favoritin in das Duell. Ein Überraschungscoup ist aber nicht unmöglich, denn ein paar Punkte sprechen auch für das Team von Coach Franco Foda.

Im ersten K.-o.-Spiel für eine ÖFB-Mannschaft bei einem großen Turnier seit der WM 1954 bedarf es keiner zusätzlichen Motivationsspritze. Zumindest im Teamdress wartet auf die Spieler gegen Italien das bisher größte Spiel ihrer Karriere. Man darf daher davon ausgehen, dass David Alaba und Kollegen die gleiche Mentalität an den Tag legen werden wie im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine. „Ich denke, dass es egal ist, ob du 20 oder 32 oder 25 bist – so ein Ereignis, bei so einem Turnier im Achtelfinale zu stehen, ist schon etwas ganz Großes“, erklärte Marko Arnautovic zur Vorfreude im Team auf die Partie.

Als Lohn für den Einzug ins Achtelfinale wartet auf das ÖFB-Team nicht nur ein Kräftemessen mit dem vierfachen Weltmeister und einem der aktuell besten Nationalteams, sondern auch die passende Kulisse. Das Wembley-Stadion im Londoner Stadtbezirk Bent zählt zu den Topadressen im Weltfußball. Wermutstropfen für das ÖFB-Team ist zwar, dass aufgrund der CoV-Bestimmungen kaum österreichische Fans im Stadion sein werden. Alleine das Ambiente und die Geschichte des Fußballtempels sollten die Spieler aber zu Höchstleistungen treiben.

Wembley Stadion
Reuters/Matt Dunham
Das Flair des Wembley-Stadions sollte das ÖFB-Team gegen Italien beflügeln

Es gibt nur etwas zu gewinnen

Von der Größe der Aufgabe dürfen sich die ÖFB-Spieler aber nicht einschüchtern lassen – im Gegenteil. Die Ausgangslage vor der Partie sollte als Chance genutzt werden. In einem Duell gegen ein Team, das derzeit einen historischen Erfolgslauf hinlegt und seit 1.055 Minuten kein Tor kassiert hat, gibt es nichts zu verlieren. Das Team muss auf seine Stärken vertrauen und einfach loslegen, denn gegen Italien gibt es nur etwas zu gewinnen. Respekt ja, aber Erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange ist nicht angebracht.

Nationalteam vor EM-Achtelfinale zuversichtlich

Österreichs Nationalteam kämpft am Samstag in London gegen Italien um den Einzug ins EM-Viertelfinale. Die heimische Mannschaft gilt als Außenseiter, rechnet sich aber dennoch Chancen aus.

Denn auch Österreichs Nationalteam ist mit sechs Punkten aus drei Spielen als sechstbeste Mannschaft der 16 Achtelfinalisten in die K.-o.-Phase eingezogen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Siegen gegen Nordmazedonien und die Ukraine stand die Niederlage gegen die Niederlande gegenüber. Gegen „Oranje“ zeigte die ÖFB-Auswahl zwar auch eine ambitionierte, aber zu fehlerhafte Leistung. Daraus wurden jedoch die Lehren gezogen und im letzten Gruppenspiel in Bukarest gegen die Ukraine umgesetzt.

Ballsicherheit als entscheidender Faktor

Courage, Mut im Ballbesitz und Selbstbewusstsein sind auch drei ganz wichtige Eckpfeiler, die im Duell gegen die Italiener unerlässlich sind, um eine Überraschung zu liefern. In der Gruppenphase war das ÖFB-Team mit 152 Balleroberungen die zweitbeste Mannschaft nach den Niederlanden (155). Auch in puncto Tacklings liegt Österreich mit 26 nur hinter Deutschland (29). Allerdings gilt es auch, leichte Ballverluste zu vermeiden. Mit 81 Prozent angekommener Pässe liegt Österreich nach der Gruppenphase auf Platz 15 von 24 Teams und hat Luft nach oben.

Passsicherheit wird ein entscheidender Faktor werden. Gegen die aggressiven Italiener geht ein Ball schneller verloren als ein Kleinkind am Strand von Jesolo. Danach schaltet die „Squadra Azzurra“ schnell und zielgerichtet um. Je mehr Österreich in Ballbesitz ist, desto weniger kann der Gegner seine Qualitäten ausspielen. Wichtig wird deshalb sein, dass das ÖFB-Team auch Ruhe ins Spiel bringt, um nicht einem Dauerdruck ausgesetzt zu sein, der zwangsläufig zu Gegentoren führt. Eine wichtige Rolle wird dabei Österreichs „Sechser“ als Taktgeber zukommen. Eine Position, die Florian Grillitsch gegen die Ukraine makellos erfüllt hat.

Effizienz und Konzentration im Abschluss

Letztlich gilt es dann aber auch Torchancen zu kreieren und natürlich auch zu nutzen. Gegen das italienische Defensivbollwerk – in dem voraussichtlich Kapitän Giorgio Chiellini fehlen wird – werden sich nicht Gelegenheiten im Minutentakt ergeben. Konzentration und Effizienz im Abschluss werden gefragt sein wie nie zuvor. Auch Standardsituationen oder der Mut zu einer Einzelleistung sind gegen Italien ein Mittel zum Zweck. Nach der „Sohle von Bukarest“ würde sich doch das „Solo von London“ ganz gut in die ÖFB-Geschichte einfügen.

In jedem Fall wird von Österreichs Nationalteam in allen Bereichen eine Ausnahmeleistung nötig sein, um dem Abenteuer EM 2020 ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Angehen kann das ÖFB-Team diese Aufgabe ohne Druck, denn mit dem Einzug ins Achtelfinale wurde bereits Geschichte geschrieben. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass demnächst in den ÖFB-Annalen ein Eintrag steht, dass am 26. Juni 2021 gegen den haushohen Favoriten Italien das „Wunder von Wembley“ gelang.