Italienische Spieler vor dem Spiel
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Fußball-EM

Italiens mögliche Startelf unter der Lupe

Die italienische Nationalmannschaft hat in der EM-Vorrunde bisher voll überzeugt. Neun Punkte aus drei Spielen und ein Torverhältnis von 7:0 sprechen eine eindeutige Sprache. Weltstar findet sich im Aufgebot der „Squadra Azzurra“ keiner, Trainer Roberto Mancini hat allerdings eine homogene Mannschaft ohne erkennbare Schwächen zusammengestellt. Folgende elf Spieler stellen sich am Samstag (21.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) im Achtelfinale im Wembley-Stadion in London voraussichtlich Österreich entgegen:

Tor:

Gianluigi Donnarumma: Das Ausnahmetalent hütete erstmals mit 16 Jahren und 242 Tagen in einem Bewerbsspiel das Tor von AC Milan. Für die EM 2016 war er noch kein Thema, wenige Monate später stand er mit 17 Jahren und 189 Tagen erstmals auch im Nationalteam im Gehäuse – ein nationaler Rekord. Der fast zwei Meter große Mann aus Neapel wird nach der EM einen neuen Arbeitgeber haben. Dem Vernehmen nach hat Donnarumma, der in Italien als Erbe von Torhüterlegende Gianluigi Buffon gilt, bereits bei Paris Saint-Germain unterschrieben, nachdem sein Vertrag bei Milan ausgelaufen war.

Abwehr:

Giovanni Di Lorenzo: Der Ersatzmann für den verletzten Alessandro Florenzi spielte in der Jugend noch als Stürmer. Napoli kaufte den Rechtsverteidiger vor zwei Jahren um gerade einmal acht Millionen Euro von Empoli. Der 27-Jährige absolviert bei einem Einsatz gegen Österreich erst sein zehntes Länderspiel.

Francesco Acerbi: Der Innenverteidiger von Lazio Rom ist ein weiterer Ersatzmann. Der 33-Jährige vertritt aller Voraussicht nach Kapitän Giorgio Chiellini, den muskuläre Probleme im Oberschenkel plagen. Acerbi hat bereits vor sechseinhalb Jahren im Team debütiert, aber erst elf Länderspiele zu Buche stehen. Beim Lombarden wurde Ende 2013 Hodenkrebs diagnostiziert, nach knapp einem Jahr galt er wieder als geheilt.

Leonardo Bonucci
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Abwehrchef Bonucci dirigierte seine Defensive in der Vorrunde perfekt und ließ keinen Gegentreffer zu

Leonardo Bonucci: Der 34-Jährige ist achtfacher italienischer Meister mit Juventus Turin. Aus Italiens Team ist der in der Spieleröffnung starke Innenverteidiger seit zehn Jahren nicht mehr wegzudenken. Inzwischen steht er bei 105 Länderspielen. Bonucci kann es auch hart, für Juventus hält er seit 2010 mit einem kurzen Abstecher nach Mailand seine Knochen hin. Sein Gastspiel bei Milan in der Saison 2017/18 fiel bescheiden aus. Nach einem Jahr ging es wieder zurück nach Turin.

Leonardo Spinazzola: Der 28-Jährige kam von Siena in die Nachwuchsakademie zu Juventus. Von den Turinern wurde er ab 2012 insgesamt siebenmal verliehen, sein Debüt bei der „Alten Dame“ gab er erst im Frühjahr 2019. Der AS Roma war Spinazzola wenige Monate später 30 Millionen Euro wert. Bei der EM machte der Linksverteidiger bisher durch seinen ausgeprägten Offensivdrang auf sich aufmerksam.

Mittelfeld:

Nicolo Barella: Der 24-jährige Sarde gilt bei Roberto Mancini als gesetzt. Barella wurde von Inter erst im vergangenen Sommer fix verpflichtet, nachdem er zuvor von Cagliari ausgeliehen war. Der 1,72 Meter große Mittelfeldmann ist zweikampfstark und arbeitet in Defensive und Offensive. Bei Inter fehlte Barella in der abgelaufenen Serie-A-Saison in 38 Runden nur zweimal: Einmal aufgrund einer Gelb-Sperre, vor der letzten Runde waren die Mailänder schon Meister.

Jorginho: In Brasilien geboren, wechselte Jorginho 2010 mit 18 Jahren über den Atlantik zu Hellas Verona. Der Taktgeber im zentralen Mittelfeld zog vier Jahre später zu Napoli, Chelsea holte ihn 2018 in die Premier League. Mit den „Blues“ gewann der 29-Jährige heuer die Champions League. Bei Hellas prellte ihn sein damaliger Manager um sein Geld. Jorginho, der aufgrund eines italienischen Ururgroßvaters die italienische Staatsbürgerschaft erhielt, wollte nach Hause. Seine Mutter überredete ihn aber, in Europa zu bleiben.

Jorginho und Marco Verratti
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Jorginho und Verratti ziehen im Mittelfeld die Fäden und wissen immer genau, wohin die Reise geht

Marco Verratti: Der 28-Jährige war zu Beginn der EM wegen einer Knieverletzung nicht voll fit. Sein Ersatz Manuel Locatelli agierte überzeugend, Verratti dürfte aber seinen Platz wieder innehaben. Der 1,65 m große Mann aus den Abruzzen ist ein Mittelfeldmotor. Er spielt schon seit neun Jahren für Paris Saint-Germain, nachdem ihn die Franzosen von Pescara verpflichtet hatten. Das Sprungbrett war die Einberufung in den erweiterten EM-Kader 2012 als damaliger Serie-B-Spieler. In der Serie A hat er noch nie gespielt.

Angriff:

Domenico Berardi: Der aus Kalabrien stammende Berardi reifte im norditalienischen Sassuolo zum Teamspieler. Als großes Talent gehandelt, wurde er den Vorschusslorbeeren lange nicht gerecht und galt als schwieriger Charakter. Sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gab der 26-Jährige unter Roberto Mancini erst vor drei Jahren. In der abgelaufenen Saison der Serie A schoss der Flügelstürmer in 30 Einsätzen 17 Tore.

Ciro Immobile: Der 31-jährige Mittelstürmer fühlt sich offenbar nur in der Heimat wohl. Engagements bei Borussia Dortmund und dem FC Sevilla floppten, in der Serie A ist der bei Neapel geborene Immobile aber ein gefürchteter Torjäger. 20 Treffer gelangen ihm in der abgelaufenen Meisterschaft für Lazio Rom, gar 36 waren es 2019/20. Für Lazio hält er in 177 Ligaspielen seit seiner Rückkehr nach Italien bei imposanten 123 Toren. Immobile sucht nicht nur den Abschluss, sondern macht im Pressing auch Kilometer.

Ciro Immobile und Lorenzo Insigne
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Immobile und Insigne bilden gemeinsam mit Berardi das Angriffstrio, das das ÖFB-Team in Verlegenheit bringen will

Lorenzo Insigne: Ein weiterer Mann aus Neapel. Mit 1,63 Metern ist der 30-Jährige der kleinste Akteur dieser EM. Insigne wechselte als 15-Jähriger zu Napoli, dem Traditionsclub blieb er seitdem bis auf Leihen zu Beginn seiner Karriere treu. Sein ehemaliger Clubkollege Goran Pandev bezeichnete ihn als „Italiens Messi“. Insigne ist schnell, technisch stark und kam bei Napoli auch schon in der Spielmacherrolle zum Einsatz.