Martin Hinteregger (AUT)
APA/AFP/Catherine Ivill
Fußball-EM

Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik

Österreich ist am Samstag im EM-Achtelfinale nach großem Kampf dem Turnierfavoriten Italien im Wembley-Stadion von London erst in der Verlängerung 1:2 unterlegen. Vor allem nach der Pause zeigte die ÖFB-Elf ihre Tugenden und sorgte bei der „Squadra Azzurra“ für Nervosität. Die Defensive machte bis zum 0:1 alles richtig und agierte auf hohem Niveau. Alle Österreicher gaben ihr Bestes, in der Benotung gibt es dennoch Unterschiede. Am Ende fehlte nicht viel für die Sensation.

Daniel Bachmann: Gut

Der ÖFB-Torhüter in Diensten von Premier-League-Aufsteiger Watford hatte bei seinem „Heimspiel“ in England viel zu tun, da seine Vorderleute oft den Rückpass zu ihm suchten, um Druck aus dem Pressing der hoch stehenden Italiener zu nehmen. Seinen Abschlägen mangelt es etwas an der notwendigen Weite und Präzision, nicht dafür seiner Fußabwehr bei einem Schuss von Nicolo Barella, mit der er das mögliche 0:1 verhinderte. Ebenso präzis seine Parade in der Verlängerung bei einem Freistoß durch Lorenzo Insigne. Bei den beiden Toren war er machtlos.

Stefan Lainer: Sehr gut

Lainer war ständig gefordert, hatte er doch in Leonardo Spinazzola einen Gegenspieler mit extremem Offensivdrang, der Italien immer wieder über deren linke Seite gefährlich vor das Tor brachte. Doch der Verteidiger von Mönchengladbach lief, passte und grätschte sicher, als wäre er in einem Trainingsspiel. Das „Sehr gut“ ist wohlverdient.

Aleksandar Dragovic: Sehr gut

In seinem 94. Länderspiel war der künftige Legionär von Roter Stern Belgrad ein wahres „Bollwerk“ in der Abwehr. Einen Schnitzer in der zweiten Hälfte leistete sich der 30-Jährige, aber sonst eine makellose Partie auf hohem Niveau.

Martin Hinteregger: Sehr gut

Gemeinsam mit Dragovic stemmte sich der Frankfurter mit all seinem Können und seiner Routine gegen immer wieder über die ÖFB-Verteidigung hereinbrechenden Angriffe der „Squadra Azzurra“. In kaum einer Aktion gab es beim Ex-Salzburger eine Unsicherheit zu erkennen. Alles in allem eine Weltklasseleistung.

David Alaba: Gut

Der Linksverteidiger zeigte in seiner gewohnten Rolle seine Stärken wie Übersicht und Ballsicherheit. Leider waren jedoch seine Flanken zu wenig genau, um die italienische Defensive wirklich ins Schwitzen zu bringen. Sein Freistoß von der Strafraumgrenze in der 52. Minute drehte sich nur um Zentimeter über die Latte. Eine bessere Note verhinderte das Fehlen einer alles entscheidenden Aktion in der Offensive. Sein zu hohes Aufrücken vor dem 0:1 durch Chiesa war auch die Folge einer allgemeinen Fehleinschätzung in der ÖFB-Defensive.

Florian Grillitsch: Gut

Grillitsch gab, wie schon gegen die Ukraine, wo er zum „Mann des Spieles“ gewählt worden war, wieder als Sechser vor der Viererkette den Takt an. Nicht jeder Pass kam an, aber er lenkte viele Vorwärtsbewegungen der Foda-Elf in die richtigen Bahnen.

Xaver Schlager: Gut

Ackerte, rackerte und versuchte die rasant vorgetragenen Offensivkombinationen der „Azzurri“ im Keim zu ersticken, was bei der perfekten Harmonie und dem Tempo der Italiener nicht einfach war.

Konrad Laimer: Gut

Mit viel Tempo ging der Mann von RB Leipzig in der ersten Hälfte in die seltenen Gegenstöße der Österreicher. Leider fehlte ihm dabei ein wenig der Blick für den jeweils besser positionierten Teamkollegen oder es war einfach kein Abnehmer zu finden, weil Teamchef Franco Foda ohne klassischen Mittelstürmer spielen ließ. Laimer ließ in einzelnen Szenen aufblitzen, wie wertvoll er für das ÖFB-Team und wie unangenehm für die Gegner er sein kann. Allerdings kam er beim 0:1 durch Chiesa viel zu spät.

Marcel Sabitzer: Befriedigend

Sabitzer, der mit dem AC Milan in Verbindung gebracht wird, war bis jetzt Österreichs Dauerläufer bei der EM. Gegen Italien kam er lange Zeit nicht zur Geltung. In der 62. Minute wurde ein Weitschuss von ihm von Italiens Kapitän Leonardo Bonucci noch gefährlich abgefälscht. Solche Aktionen hätten sich die Österreich-Fans sicher mehr gewünscht. Verjuxte in der Verlängerung das mögliche 1:2 für Österreich.

Christoph Baumgartner: Befriedigend

Baumgartners „Sohle von Bukarest“ hat bereits österreichische Fußballgeschichte geschrieben. Der Goldtorschütze gegen die Ukraine bemühte sich redlich, fand aber, obwohl dribbelstark, keinen Weg durch die Italien-Abwehr. Wäre auch zu schön gewesen, gegen ein Team, das 1.169 Minuten ohne Gegentor war. In der 90. Minute musste er vom Feld. Für ihn kam Alessandro Schöpf.

Marko Arnautovic: Gut

Wie bereits im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine war Arnautovic der Wille nicht abzusprechen, allerdings war auch wieder zu erkennen, dass sich der China-Legionär nicht bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit befindet. Einen Schuss in der ersten Hälfte jagte er noch über das Tor, sein Kopfball zum vermeintlichen 1:0 hätte gepasst, wäre er davor nicht um Zentimeter im Abseits gewesen. Ein harter Schlag für ihn und das ÖFB-Team.

Sasa Kalajdzic: Sehr gut

Kam in der 97. Minute für Arnautovic ins Spiel und versuchte, als neue Solospitze noch Akzente zu setzen. Das gelang ihm auch. Mit seinem Kopftor zum 1:2 in der 114. Minute sorgte er noch einmal unerwartet für Spannung und bewies damit einmal mehr, wie gefährlich er als Zwei-Meter-Mann im Kopfballspiel ist. Außerdem beendete er nach 1.169 Minuten die Torsperre der „Squadra Azzurra“.

Alessandro Schöpf: Befriedigend

Schöpf kam für Baumgartner, der zum Ende der regulären Spielzeit von Krämpfen geplagt war. Für den gebürtigen Tiroler war es nicht einfach, in dieser schwierigen Phase in eine intensiv geführte Partie zu finden.

Louis Schaub: Zu kurz eingesetzt

Wurde in der zweiten Hälfte der Verlängerung für Florian Grillitsch gebracht und glänzte umgehend mit einem perfekten Weitschuss, den Gianluigi Donnarumma in Italiens Tor mit einer Glanztat abwehrte.

Michael Gregoritsch: Zu kurz eingesetzt

Ersetzte ab der 105. Minute Xaver Schlager im ÖFB-Team.

In den letzten Spielminuten wurden noch Stefan Ilsanker und Christopher Trimmel für die Dauerläufer Stefan Lainer und Konrad Laimer ins Spiel gebracht.