Marko Arnautovic im Disput mit Schiedsrichter Anthony Taylor nach der Aberkennung seines Tores im Spiel Österreich gegen Italien
AP/Pool Photo/Laurence Griffiths
Fußball-EM

VAR: Als Österreich die Sensation verpasste

Etwa eine Stunde nach Spielende hat die UEFA ein Bild veröffentlicht, auf dem das volle Ausmaß des ÖFB-Dramas beim 1:2 nach Verlängerung im EM-Achtelfinale gegen Italien zu sehen ist. Wie die kalibrierten Linien des Video-Assistenten (VAR) zeigen, stand Marko Arnautovic bei der Kopfballvorlage von David Alaba eine Schuhlänge im Abseits. Das Tor zum 1:0 zählte nicht. Die ÖFB-Kicker durchlebten eine Achterbahnfahrt der Gefühle.

So wurde die mögliche Sensation gegen Italien laut Sasa Kalajdzic vor den Augen des ÖFB-Teams wieder „weggerissen“. Obwohl die Entscheidung richtig war, hatten Arnautovic und seine Teamkollegen große Probleme, sich mit dieser Situation abzufinden.

Nicht erst seit dem Spiel am Samstag im Londoner Wembley-Stadion gilt der VAR als Stimmungskiller, weil er Spieler und Fans manchmal minutenlang auf wichtige Entscheidungen warten lässt. „Wir haben schon oft genug diskutiert wegen dieser VAR-Geschichte. Man kann sich nicht mehr freuen, man muss immer warten, bis irgendwelche Leute irgendwas entscheiden, ob das Abseits ist, oder ein Tor ist oder ein Foul ist“, sagte Arnautovic.

Große Emotionen nach der unglücklichen Niederlage

Österreich ist nur ganz knapp an einer Sensation vorbeigeschrammt. Es war ein emotionaler Abend für Spieler und Fans.

Dadurch würden die dem Fußball eigenen Emotionen verloren gehen, betonte der China-Legionär. „Das hat mit Fußball gar nichts mehr zu tun, aber wir müssen das akzeptieren. Für mich persönlich ist es extrem schwer.“ Laut Arnautovic wäre Österreich im Viertelfinale gewesen, hätte das Tor in der 65. Minute gezählt. „Ich glaube nicht, dass sie zurückgekommen wären.“

Aufnahme des Video-Assistenten von der Abseitsstellung Marko Arnautovic’
ORF
Der rechte Schuh von Marko Arnautovic machte dem 1:0 für das ÖFB-Team noch einen Strich durch die Rechnung

„Emotionalität nach Tor war riesengroß“

Diese Meinung vertrat auch Sasa Kalajdzic, der für Arnautovic eingewechselt wurde und die Partie mit seinem Treffer in der 114. Minute noch einmal spannend machte. „Eigentlich hätten wir gewonnen, wenn nicht Marko mit dem Zeh im Abseits gestanden wäre“, sagte der Stuttgart-Angreifer. Nach Angaben von Kalajdzic wurde dem ÖFB-Team vom VAR eine mögliche Sensation gegen den vierfachen Weltmeister „weggerissen. Abseits ist Abseits, aber das ist schon bitter.“ Goalie Daniel Bachmann beschrieb die Zeit zwischen dem Tor und dessen Aberkennung als „Hochschaubahn der Gefühle“.

Ähnlich erging es Teamchef Franco Foda. „Die Emotionalität nach dem Tor war riesengroß. Ich habe in der Situation überhaupt nicht daran gedacht, dass es noch einen Video-Assistenten gibt.“ Der Deutsche wurde in der Folge vom Vierten Offiziellen darauf hingewiesen, dass der Treffer überprüft werde – und musste wenig später zur Kenntnis nehmen, dass es beim Spielstand von 0:0 blieb. „Dann ist man auf einmal wieder enttäuscht und betrübt“, erzählte Foda. „Wären wir da in Führung gegangen, bin ich der Überzeugung, hätten wir das Spiel als Sieger verlassen.“

Arnautovic-Treffer vom Videoschiedsrichter aberkannt

Marko Arnautovic bringt die Österreicher vermeintlich in Führung. Nach längerer Überprüfung des Videoschiedsrichters wird das Tor wegen einer Abseitsposition aber aberkannt.

Seine Mannschaft hatte schon davor im Turnier schlechte Erfahrungen mit dem Video-Assistenten gemacht. Beim 0:2 gegen die Niederlande wurde nachträglich ein Elfmeterfoul von Alaba aufgedeckt, das die Führung für „Oranje“ bedeutete. Trotzdem bleibt Foda ein klarer Befürworter des technischen Hilfsmittels. „Ich bin für den VAR, weil ich schon immer betont habe, dass im Fußball Gerechtigkeit herrschen muss. Heute hat es uns getroffen, damit muss man leben“, erklärte der Teamchef.