Bild zeigt mercedes-Pilot Lewis Hamilton
APA/AFP/Darko Vojinovic
Formel 1

Red-Bull-Stärke frustriert Mercedes

Der ungefährdete Sieg von Max Verstappen am Sonntag beim Grand Prix der Steiermark in Spielberg lässt bei Mercedes die Alarmglocken schrillen. Für Red Bull war es beim ersten von zwei Heimrennen binnen einer Woche der vierte Sieg in Serie, drei davon durch den derzeit überragenden Niederländer. „Wir wussten, dass es einmal schwieriger wird. Und das ist heuer der Fall“, so Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview. „Uns hat das Reglement richtig gebissen. Bei uns läuft schon alles auf 2022.“

In der WM-Wertung baute Verstappen seinen Vorsprung auf Titelverteidiger Lewis Hamilton mit seinem vierten Saisonsieg auf 18 Punkte aus. „Ich habe versucht mitzuhalten, aber sie haben sich so sehr verbessert. Es ist unmöglich mitzuhalten“, bekannte der 36-jährige Brite und beklagte ein „einsames Rennen“. Eine Wiederholung droht schon am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) beim GP von Österreich an gleicher Stelle. „Ich freue mich drauf und bin sicher, dass wir dann wieder einen guten Job machen können“, sagte Verstappen.

In der Red-Bull-Box sah man deshalb nur zufriedene Gesichter. „So einen souveränen Sieg mit einer derartigen Leichtigkeit herauszufahren, das war schon angenehm“, jubilierte Berater Helmut Marko. „Die Balance des Wagens war die beste in der ganzen Saison“, war auch Verstappen nach seinem 14. Grand-Prix-Erfolg und vor dem nächsten Spielberg-Rennen am Sonntag überglücklich. „Es wird eine super Atmosphäre sein. Wichtig ist, dass wir jetzt das Momentum mitnehmen“, meinte Teamchef Christian Horner.

Mercedes legt Fokus auf 2022

In den letzten vier Formel-1-Rennen ging der Sieg an Red Bull. Mercedes legt den Fokus daher bereits auf die nächste Saison, aufgeben möchte man aber noch nicht.

Trotz des aktuell großen Rückstands geben sich die Silberpfeile aber vorerst noch nicht geschlagen. „Wir haben heute nicht aufgegeben und werden das auch nicht in der Saison machen“, sagte Wolff im ORF-Interview. „Aber sie haben einfach das stärkere Pakte gehabt, da gibt es gar nichts zu sagen. Sie haben das Rennen vorne weg leicht kontrolliert. Jetzt müssen wir uns zusammenreißen und schauen, was da noch an Performance kommen kann.“

Novum für erfolgsverwöhnte Silberpfeile

Die Unterlegenheit der Mercedes-Boliden, die am Sonntag mit 35,7 Sekunden Rückstand auf WM-Leader Verstappen die Plätze zwei (Hamilton) und drei (Bottas) belegten, stellt für Wolff in dessen Ära offenbar ein Novum dar. „Es ist heute das erste Rennen gewesen in diesen sieben oder acht Jahren, die ich dabei bin, wo ich gemerkt habe: Das Paket ist einfach nicht stark genug. Unsere Waffe, in den Geraden heranzukommen, die haben wir im Moment nicht.“

Es fehle an Downforce (Abtrieb) im Vergleich zu Red Bull. „Man sieht: Die können einen kleineren Flügel drauftun und fahren trotzdem gleich schnell um die Ecken“, sagte Wolff. Sein Fazit: „Es heißt definitiv Köpfe zusammenstecken.“ Gleichzeitig machte der 49-jährige Wiener aber auch deutlich, dass man das aktuelle Auto nicht mehr grundlegend verbessern werde, sondern sich längst auf die Entwicklung des Wagens für 2022 konzentriert.

„Bullen“ investieren in aktuelles Auto

„Bei Red Bull kommen immer mehr Teile, die Entwicklung ist noch sehr stark auf das 21er-Jahr konzentriert. Bei uns läuft schon alles auf 2022. Ich sehe deshalb bei uns entwicklungstechnisch auch nicht mehr die großen Schritte kommen", unterstrich Wolff. Viele Teams würden schon „zu 100 Prozent“ auf die nächste Saison schauen, Red Bull sei dabei eine Ausnahme. „Es ist eine Strategie, die funktioniert“, gestand der Mercedes-Teamchef.

Max Verstappen fährt vor Lewis Hamilton
APA/AFP/Lluis Gene
Zurzeit fährt WM-Leader Verstappen der Konkurrenz in seinem Red Bull auf und davon

Bei Red Bull Racing wird noch entwickelt und laufend die Aerodynamik verbessert. „Ja, wir verbessern unser Auto jedes Rennen, was in meinen Augen sehr wichtig ist. Denn wir haben eine große Chance, eine gute Saison zu haben. Gleichzeitig vertraue ich unseren Leuten im Team, dass auch der Fokus für nächstes Jahr bei hundert Prozent ist“, sagte Verstappen. Den Motor leistungsmäßig weiter zu verbessern ist in dieser Saison regeltechnisch nicht zulässig. Zusätzlich bremst die Kostenobergrenze die Teams ein.

Mercedes denkt an die nächsten Jahre

Bei Mercedes liege der Fokus deshalb bereits auf dem nächsten Jahr. Das sei natürlich eine sehr schwierige Entscheidung gewesen, sagte Wolff, aber es gehe nicht nur um eine Saison, sondern „auch die Jahre danach“. Langfristig sei es wichtiger, sich gut für die nächsten Jahre zu rüsten, anstatt noch zu viel Zeit in die 15 Rennen dieser Saison zu investieren, immerhin machen Regeländerungen ein ganz neues Fahrzeug nötig.

„Wir stehen voll dazu, dass wir sagen: Wir müssen aufs nächste Jahr schauen“, sagte Wolff. Als Kapitulation wollte der Mercedes-Teamchef das nicht verstanden wissen, er kündigte einen harten Kampf an. „Wir wollen so gut wie möglich performen“, sagte der 49-jährige Österreicher: „Wir werden diese Saison wieder Rennen gewinnen und Polepositionen erkämpfen.“