Mercedes-Chef Toto Wolff
GEPA/Christian Walgram
Formel 1

Mercedes-Boss wirft nicht das Handtuch

Auf dem Red Bull Ring in Spielberg hat nur kurz Ruhe geherrscht. Eine Woche nach dem Großen Preis der Steiermark steht am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) der Grand Prix von Österreich auf dem Programm. Im Kampf um die WM-Krone hat aktuell Herausforderer Max Verstappen die Oberhand, doch Titelverteidiger Lewis Hamilton und Mercedes sind noch lange nicht bereit, das Handtuch zu werfen. Der „Schwergewichtskampf“ ist für Teamchef Toto Wolff noch immer in seiner Anfangsphase.

Auch wenn Verstappen und Red Bull Racing die Wachablöse vollzogen haben dürften und Mercedes beim ersten Rennen in Spielberg vergangene Woche chancenlos wirkte, gibt man im Lager der Serienweltmeister nicht klein bei. „Die Weltmeisterschaft ist in diesem Jahr ein Schwergewichtskampf über 23 Runden, und wir haben gerade erst ein Drittel davon hinter uns“, sagte Wolff und schickte bereits nach Verstappens Start-Ziel-Sieg eine Kampfansage Richtung „Bullen“-Box.

Denn trotz Unterlegenheit sei das Maximum aus dem ersten Rennen in der Obersteiermark herausgeholt worden, so der Wiener. „Am vergangenen Wochenende haben wir die Möglichkeiten, die sich uns geboten haben, bestmöglich genutzt. Obwohl wir nicht das schnellste Auto hatten, konnten wir ein solides Doppelpodest und eine gute Punkteausbeute einfahren“, sagte Wolff und verwies auf die Plätze zwei und drei durch Hamilton und Valtteri Bottas: „Unser Auto war eigentlich nur gut genug für die Plätze zwei und vier, aber wir haben zwei und drei gemacht. Insofern haben wir über unseren Erwartungen performt.“

Spielberg erneut Nabel der Formel-1-Welt

Auch in den nächsten Tagen ist Spielberg wieder der Nabel der Formel-1-Welt. Die Motorsport-Königsklasse macht erneut auf dem Red-Bull-Ring Station.

Mercedes, das zuletzt sieben Titel in Folge bei den Fahrern wie auch als Konstrukteur feiern durfte, wolle immer gewinnen. „Aber obwohl wir beim letzten Rennen nicht auf dem obersten Podesttreppchen gestanden sind, gab es trotzdem viele Dinge, die uns Mut machen. Unsere Fahrer haben gute Leistungen gezeigt, unsere Boxenstopps waren exzellent, und unsere Strategieentscheidungen waren stark“, sagte Wolff. Bei den vergangenen vier Rennen stand am Ende jeweils ein Red-Bull-Pilot ganz oben – dreimal Verstappen, einmal dessen Stallkollege Sergio Perez. Red Bull liegt daher auch in beiden WM-Klassements voran.

Max Verstappen (NED/Red Bull) und im Hintergrund Lewis Hamilton (GBR/Mercedes)
GEPA/Manfred Binder
Beim ersten Duell in Spielberg sah Hamilton seinen großen Konkurrenten Verstappen nur von hinten

Neue Reifen, neue Möglichkeiten

Wolff setzt für den Grand Prix von Österreich auf die zuletzt gewonnenen Erfahrungswerte. „Am vergangenen Wochenende haben wir am Freitag mit dem Fahrzeug-Set-up experimentiert. Wir hoffen, dass wir uns diesmal im ersten Training in einer besseren Position befinden, auf der wir dann aufbauen können“, sagte der Mercedes-Teamchef. „Zudem sind die Reifenmischungen an diesem Wochenende anders (Pirelli bringt weichere Reifen, Anm.). Das stellt alle Teams vor eine neue Herausforderung und bringt neue Möglichkeiten bei der Strategie mit sich.“

Grafik zur Formel-1-WM
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AFP
Das bisherige Kopf-an-Kopf-Rennen um die WM-Krone

Verloren sei noch lange nichts, auch wenn Wolff zuletzt öffentlich machte, dass Mercedes die Weiterentwicklung des diesjährigen Autos praktisch eingestellt habe. Das Team bündelt die Ressourcen bereits für das Fahrzeug der kommenden Saison 2022, das sich aufgrund neuer Aerodynamikregeln grundlegend vom aktuellen Modell unterscheiden wird. Doch noch sei „alles drin, und es wird noch viele Gelegenheiten geben. Deshalb freuen wir uns auf Runde neun“, sagte Wolff und benutzte einmal mehr die Boxmetapher.

Volle Tribünen und wechselhaftes Wetter

Die Fahrer dürfen sich diesmal auch auf eine Stimmung wie früher freuen. Denn während beim Grand Prix der Steiermark die Zahl der Zuschauer noch auf insgesamt 15.000 Besucher beschränkt war, werden an diesem Wochenende aufgrund der CoV-Lockerungen laut Veranstalter 105.000 Fans erwartet. Der GP von Österreich wird die größte Veranstaltung hierzulande seit Beginn der Coronavirus-Pandemie zu Beginn des Jahres 2020. Zutritt zum Gelände gibt es allerdings nur für Personen, die der „3-G-Regel“ entsprechen: geimpft, genesen oder rezent auf das Virus getestet.

Niederländische Fans in Spielberg im Juni 2019
APA/Georg Hochmuth
Erstmals seit Ausbruch der CoV-Pandemie wird es in Spielberg wieder Bilder wie jenes von 2019 geben

Zudem kehrt dafür die so beliebte Fanzone hinter der Kurve eins zurück. Dort warten auf die Zuschauer Livemusikacts, Fan-Challenges sowie eine Fahrzeugausstellung. Tausende Fans vor allem aus den Niederlanden werden die Tribünen bevölkern. Denn Verstappen ist derzeit ein Nationalheld. Nach dem unerwarteten Aus der Fußballnationalmannschaft bei der EM erst recht. Bei Red Bull hofft man also auf ein Deja-vu. Man müsse das „Momentum mitnehmen“, sagte etwa Teamchef Christian Horner. Berater Helmut Marko zeigte sich angetan davon, wie sehr man beim aktuellen Auto den „Sweet Spot“ getroffen habe.

Zusätzlich zu einem der drei genannten Nachweise sollten die Zuschauer übrigens auch einen Regenschutz mitnehmen. Denn es wird für das Wochenende wechselhaftes Wetter erwartet. Die Aussicht auf Regen ist ausgerechnet beim Rennen am Sonntag am größten. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass Red Bull auf seiner Heimstrecke Mercedes im sportlichen Sinn nass macht, ist angesichts der jüngsten Ergenis hoch. Verstappen hat zudem auf keiner Rennstrecke öfter gewonnen. Mit drei Erfolgen ist er neben Alain Prost Rekordsieger von Rennen in Österreich. Letztgenannter triumphierte jedoch noch in den 1980er Jahren auf dem alten Österreich-Ring.