US-Tennisspielerin Serena Williams weint nach ihrem verletzungsbedingten Ausfall in Wimbledon
Reuters/Jed Leicester
Wimbledon

Serena Williams nach Aus am Boden zerstört

Die Jagd nach ihrem 24. Grand-Slam-Titel ist für US-Star Serena Williams am Dienstag in Wimbledon schmerzhaft gestoppt worden. Den Schrei der 39-Jährigen dürfte keiner der Tennisfans auf dem Centre-Court vergessen, den möglicherweise letzten Abschied der unglücklichen Rekordjägerin von den All England Championships auch nicht.

Mit erhobenem Schläger in der rechten Hand, der linken auf dem Herzen und Tränen in den Augen verließ die langjährige Nummer eins unter dem Beifall der stehenden Zuschauer verletzt den Platz. Offener denn je bleibt, ob es ein Abschied für immer war. Einige Stunden nach dem Erstrunden-Aus meldete sich Serena Williams bei Instagram. Die verletzungsbedingte Aufgabe mache sie todunglücklich. Ihre Liebe und Dankbarkeit seien bei den Fans und ihrem Team, die es so bedeutsam machten, auf dem Centre-Court zu sein.

„Die außergewöhnliche Wärme und die Unterstützung des Publikums zu spüren, als ich auf den Platz kam – und ihn verließ – der Platz hat mir die Welt bedeutet“, schrieb sie. Wie die schon zuvor angeschlagene Serena Williams beim Stand von 3:3 gegen Alexandra Sasnowitsch aus Belarus am Dienstagabend zusammensank und in die Knie ging, erschütterte die Zuschauer auf dem berühmtesten Tennisplatz der Welt. Weil das Dach geschlossen war, hallte der Schrei noch heftiger durch die Arena.

Fragezeichen hinter Verletzungsgrad

Welche Verletzung sich die 39-Jährige am rechten Bein zuzog, ließ sie offen. Der Oberschenkel war jedoch schon zuvor bandagiert. Als Sasnowitsch auf 2:3 verkürzt hatte, humpelte Williams zu ihrer Bank. Nur wenig später musste sie aufgeben. Im Lauf ihrer mehr als zwei Jahrzehnte umspannenden großartigen Karriere hat die ehemalige Nummer eins so manch schwere Verletzung weggesteckt. Doch Fakt ist auch, dass sie am 26. September 40 Jahre alt wird. Die Zeit spielt inzwischen einfach gegen die einstige Dominatorin, der die Siege nicht mehr so leicht gelingen wie früher.

Dabei gab es für sie heuer in Wimbledon auf Rasen die wohl beste Chance, mit ihrem kraftraubenden Power-Tennis endlich diesen 24. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und den Allzeitrekord der Australierin Margaret Court einzustellen. Siebenmal triumphierte sie in Wimbledon. Der letzte Erfolg bei den vier großen Turnieren gelang – damals als Schwangere – 2017 bei den Australian Open. Danach folgten eine Babypause und vier Finalniederlagen, die bisher letzte vor knapp zwei Jahren bei den US Open.

Auch Federer nicht mehr der Jüngste

Bis zur kommenden Auflage bleiben knapp zwei Monate, zu Olympia nach Tokio wollte Williams zuvor ohnehin nicht. Über die genauen Gründe wollte sie sich vor dem Turnierstart in Wimbledon nicht äußern. Dabei nannte sie am Sonntag die heutigen Schläger, die Schuhe, die Art der Erholung, die Sichtweise auf Tennis an sich als wichtigste Gründe dafür, warum sie und Roger Federer so lange so erfolgreich hätten spielen können.

Doch auch der am 8. August 40 Jahre alt werdende Schweizer spürt seinen Körper und stieg nach zwei Knieoperationen zuletzt bei den French Open lieber vorzeitig aus. Am Dienstagabend hatte er direkt vor dem Aus von Williams Glück, dass ihm wegen der Verletzung seines französischen Gegners Adrian Mannarino ein fünfter Satz erspart blieb. Federer war zufrieden, dass er selbst nicht ausgerutscht war. Als er vom Pech von Williams hörte, tat das auch ihm weh. „Oh mein Gott, das glaube ich nicht“, sagte der achtmalige Wimbledon-Champion und Gewinner von 20 Grand-Slam-Titeln.