Verstappen-Fans auf der Tribüne in Spielberg 2019
Reuters/Leonhard Foeger
Formel 1

Spielberg leuchtet wieder in Orange

Der Hype um WM-Leader Max Verstappen und die Lockerungen der Coronavirus-Regeln machen es möglich. Der Red-Bull-Ring wird am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1 und im Livestream) beim Grand Prix von Österreich wieder ganz in Orange strahlen. Insgesamt 20.000 niederländische Fans werden in Spielberg erwartet, die den 23-Jährigen beim zweiten „Heimrennen“ in der Steiermark zu seinem nächsten Sieg tragen sollen.

Die meisten „Oranje“-Fans nehmen die 1.200 Kilometer weite Reise nach Spielberg mit ihren Wohnmobilen in Angriff, speziell weil das wegen der Coronavirus-Lockerungen ab 1. Juli wieder gut möglich ist. Obwohl die Niederlande mit Zandvoort nun wieder ein eigenes Formel-1-Rennen haben (5. September), pilgern viele niederländische Fans schon traditionell nach Spielberg. Diese freuen sich auch darüber, dass beim zweiten Rennen in Spielberg im Zuschauerbereich nur noch die „3-G-Regel“ gilt.

Im freien Gelände besteht keine Maskenpflicht mehr, und auch Sektoren oder Bubbles gibt es für sie nicht mehr. Vielmehr können sich die Fans in allen für sie geöffneten Bereichen frei bewegen. Deshalb werden beim Österreich-GP übers Wochenende voraussichtlich auch über 100.000 Fans kommen. Und diese werden wahrscheinlich eine weitere Machtdemonstration von Verstappen sehen. Durch seinen Sieg beim ersten von zwei Spielberg-Rennen am vergangenen Wochenende hat der 23-Jährige den Vorsprung auf Lewis Hamilton im Mercedes auf 18 Zähler ausgebaut und droht dem Titelverteidiger weiter zu enteilen.

Vorfreude auf den Grand Prix von Österreich

Auch in den nächsten Tagen ist Spielberg wieder der Nabel der Formel-1-Welt. Die Motorsportkönigsklasse macht erneut auf dem Red-Bull-Ring Station.

Verstappen greift nach Österreich-Rekord

Mit drei Triumphen in Spielberg (2018, 2019, 2021) hat der WM-Herausforderer aus den Niederlanden bereits mit dem Franzosen Alain Prost (1983, 1985, 1986) gleichgezogen. Fährt Verstappen erneut als Erster über die Ziellinie, würde er den Rekord allein halten. Auf dem Weg dorthin scheint ihn derzeit niemand aufhalten zu können. Souverän lag Verstappen am Sonntag zu jeder Sekunde des Rennens voran. Der Kurs liegt ihm und seinem Wagen, und der Niederländer leistet sich derzeit zudem keine Fehler. Zum ersten Mal in seiner Karriere konnte er schon viermal in einem Jahr gewinnen – und es kommen noch 15 Rennen.

Trotz des Erfolgslaufs mahnte der Überflieger aus den Niederlanden vor zu großer Euphorie, ein kleiner Fehler könnte das Blatt schnell wieder wenden. „Unser Heimrennen letztes Wochenende zu gewinnen war eine Teamleistung und wir können sehr glücklich damit sein“, wird der 23-jährige auf Motorsport-Magazin.com zitiert. „Aber wir können dieses Wochenende nicht dasselbe Resultat erwarten.“ Er werde aber wieder versuchen, das Maximum herauszuholen. „Im Moment haben wir ein sehr gutes Paket, aber wir müssen weiter alles im Griff haben, denn es ist immer noch eine sehr lange Saison“, sagte Verstappen.

Wettbewerbsvorteil nicht zu leugnen

Ein Wettbewerbsvorteil ist zurzeit allerdings kaum zu leugnen. Während Red Bull seinen Wagen kontinuierlich verbessert, konzentrieren sich die Silberpfeile schon stark auf die Zukunft. Da es ab 2022 ein ganz neues Reglement gibt, ist viel zu tun. Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes, verdeutlichte auch, dass man von diesem Weg nicht abweichen werde. „Ich stelle die Ausrichtung des Teams nicht infrage“, sagte auch Hamilton.

Eigentlich will der 36-Jährige in diesem Jahr als erster Fahrer zum achten Mal Weltmeister werden. Der Weg dorthin wird aber so schwer wie seit 2016 nicht mehr. Vor fünf Jahren hatte der Rekordjäger das letzte Mal im teaminternen Duell mit Nico Rosberg das Nachsehen, gewann ansonsten seit 2014 immer den Titel. „Gebt mir ein Upgrade, das würden wir lieben. Aber ich denke nicht, dass da im Moment etwas geplant ist“, sagte der 98-malige Grand-Prix-Sieger.

Red-Bull-Spitze gegen Toto Wolff

Die Verantwortlichen von Red Bull trauen den Aussagen der Silberpfeile derweil nicht. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Mercedes diese Saison beenden wird, ohne auch nur ein neues Teil an den Wagen zu bringen“, sagte Teamchef Christian Horner und konnte sich eine Spitze gegen Wolff nicht verkneifen: „Was Mercedes macht, das ist ihre Angelegenheit. Ich weiß, dass Toto Wolff gerne mal das Scheinwerferlicht auf etwas anderes richtet.“ Wahrscheinlich ist aber auch, dass auch Red Bull so wie die meisten anderen Teams bald voll auf das nächste Jahr schaut und keine neuen Teile für diese Saison mehr produziert.

Darauf setzt auch Hamilton. „Ich versuche, im Moment nicht besorgt zu sein. Aber es lässt sich nicht schönreden: Sie sind derzeit schneller. Ich kann nichts tun.“ Auf den Geraden ist ihm Red Bull angeführt von Verstappen enteilt. Das liegt an Verbesserungen des Honda-Motoren sowie des gesamten Autos mit dem Heckflügel und der Aerodynamik. Zum Saisonbeginn sei es noch enger gewesen, sagte Hamilton, aber jetzt habe Red Bull „entscheidende Schritte nach vorne“ gemacht.