Englands Raheem Sterling
AP/Justin Tallis
Fußball-EM

Die Hoffnungsträger der Viertelfinalisten

Da sind es nur noch acht Teams, die um den Titel bei der Fußball-EM kämpfen. Am Freitag und Samstag (jeweils 18.00 bzw. 21.00 Uhr, live in ORF1) entscheidet sich, wer den Sprung ins „Final Four“ nach London schafft. Allen voran strebt England eine Rückkehr in die Heimat an, Raheem Sterling ist nach dem bisherigen Turnier einer der Hoffnungsträger.

Sterling träumte schon als Kind davon, einmal im Wembley-Stadion für England ein Tor zu schießen. Schließlich wuchs er nicht weit entfernt von der Arena in der Hauptstadt auf. Bei dieser EM-Endrunde ist ihm das nun schon dreimal gelungen. Den Gruppensieg in der Vorrunde sicherte der 26-Jährige den „Three Lions“ mit seinen Toren gegen Kroatien (1:0) und Tschechien (1:0) praktisch im Alleingang.

Auch beim 2:0-Erfolg im Achtelfinale gegen Deutschland war der Flügelstürmer von Manchester City zuletzt erfolgreich. Wenn Sterling trifft, dann bebt Wembley. So war es bei der EM bisher immer. „Ich habe immer gesagt, wenn ich bei einem großen Turnier in Wembley spiele, werde ich treffen – in meinem ‚back garden‘“, sagte er nach dem Auftaktsieg gegen die Kroaten vor mittlerweile fast drei Wochen.

Sterling will „König von Wembley“ werden

Sterling ist der erst zweite Spieler in der Geschichte Englands, der bei einem Großereignis die ersten drei Tore für die „Three Lions“ erzielen konnte. Zuvor war das nur Gary Lineker bei der WM 1986 gelungen.

Englands Raheem Sterling schießt ein Tor gegen Deutschland
Reuters/Matthew Childs
Sterling erzielte für England die ersten drei Tore bei dieser Endrunde, wie Lineker bei der WM vor 35 Jahren

Aber anders als Lineker vor 35 Jahren in Mexiko darf Sterling bei dieser EM in seinem Wohnzimmer spielen. Ob Sterling es bei einem großen Turnier auch auswärts kann, wird sich am Samstag (21.00 Uhr) zeigen.

Dann dürfen die Engländer zum ersten Mal nicht in ihrer geliebten Heimspielstätte antreten, das Viertelfinale gegen die Ukraine findet stattdessen im Olympiastadion in Rom statt. Beim Erreichen des Halbfinals würde Sterling mit seiner Mannschaft dann in „seinen Garten“ zurückkehren können, auch das Finale wird am 11. Juli in Wembley ausgetragen. Er habe als Kind davon geträumt, „eines Tages der König von Wembley zu sein“, sagte Sterling zuletzt.

Ukraine setzt auf Sintschenko

Dass zumindest die Chancen gut stehen, nach London zurückzukehren, das liegt auch am wohl leichtesten Gegner im Viertelfinale. Die Ukraine schaffte in der Österreich-Gruppe C als Dritter trotz negativen Torverhältnisses den Aufstieg ins Achtelfinale, wo in der letzten Minute der Verlängerung in Überzahl das Tor zum 2:1 gegen Schweden gelang.

Mann des Spiels war mit Alexander Sintschenko ein Teamkollege von Sterling bei Manchester City. Der 24-Jährige traf zum 1:0 und legte das viel umjubelte Siegestor auf. Auch gegen England soll der Linksfuß, der noch keine EM-Minute verpasst hat, wieder vorangehen. Dabei trifft er neben Sterling mit John Stones, Kyle Walker und Phil Foden noch auf weitere City-Kollegen. „Ich werde so glücklich sein, sie zu sehen, aber sobald wir auf das Spielfeld gehen, gibt es keine Freunde mehr.“

Jungspund Pedri als spanischer Kompass

Spanien ist bei dieser EM nach schwierigem Beginn heiß gelaufen, seinen Anteil daran hat auch der erst 18-jährige Pedri. Vier Spiele, alle von Anfang bis Ende. Das Eigentor, das er beim Patzer von Torwart Unai Simon angerechnet bekam, ist nicht mehr als ein Kratzer in Pedris junger Vita. „Pedri ist der Spieler Spaniens“, schrieb am Mittwoch das Sportblatt „Marca“. Ein Kompass sei er für die Mannschaft bei der EM.

Vier Länderspiele hatte der Barcelona-Spieler vor der EM bestritten, nun wartet mit dem Spiel am Freitag (18.00 Uhr) in St. Petersburg gegen Weltmeister-Besieger Schweiz schon seine fünfte EM-Partie.

Spaniens Pedri
GEPA/Bildbyran/Ludvig Thunman
Mit nur 18 Jahren zieht Barcelona-Spieler Pedri im spanischen Mittelfeld bereits die Fäden

1,74 Meter ist Pedri groß, im offensiven Mittelfeld fühlt er sich wohl. Er wirkt immer ein bisschen schlaksig, hat er den Ball, paart sich das mit feinster Technik zu einer stimmig-eleganten Fußballharmonie.

Bei der EM packt Pedri sein Können aus. Ein einzigartiger Spieler, „völlig anders als alle anderen, die wir haben“, betonte jüngst Trainer Luis Enrique, der bei der EM-Mission genauso auf diesen Teenager setzt wie auch der Coach der spanischen Olympiamannschaft: Denn für das Fußballturnier in Tokio ist Pedri auch schon gesetzt.

Shaqiri soll Xhaka nicht nur als Kapitän ersetzen

Die Schweizer müssen im Duell mit den Spaniern unterdessen auf Granit Xhaka verzichten. Der Arsenal-Legionär fehlt wegen einer Gelb-Sperre, den zweiten Karton hatte sich der Mittelfeldspieler bei der Sensation gegen Weltmeister Frankreich eingehandelt. Beim Sieg nach Elfmeterschießen war Xhaka einer der besten Schweizer auf dem Feld.

Als Ersatzkapitän wird Xherdan Shaqiri die Eidgenossen auf den Rasen führen. „Ich bin stolz, die Mannschaft anführen zu können. Auf dem Platz ändert sich aber nichts für mich. Jeder weiß, was zu tun ist“, sagte der 29-Jährige vom FC Liverpool, der mit 25 Toren die meisten innerhalb des Nationalteams erzielt hat. Zweimal traf er beim 3:1-Sieg gegen die Türkei, der die Schweiz ins Achtelfinale gebracht hatte. Dort war von Shaqiri weniger zu sehen, das soll sich gegen Spanien ändern.

Noch mehr Augen auf Lukaku und Schick gerichtet

Im Freitagsschlager Belgien gegen Italien (21.00 Uhr) könnten wohl noch mehr Augen als ohnehin schon auf Stürmerstar Romelu Lukaku gerichtet sein. Denn bei den Belgiern drohen mit Kevin de Bruyne und Eden Hazard gleich zwei angeschlagene Offensivstars auszufallen.

Österreichs Achtelfinal-Bezwinger Italien will im Duell mit dem Ersten des FIFA-Rankings seine Serie auf 32 ungeschlagene Spiele in Serie ausbauen. Zuletzt bekam man zwar durch Sasa Kalajdzic erstmals seit 1.169 Minuten wieder ein Tor, aber Gianluigi Donnarumma hat im Tor der „Squadra Azzurra“ längst bewiesen, dass er nur schwer zu bezwingen ist. Verteidiger-Altstar Giorgio Chiellini ist zudem auch wieder mit dabei.

Was Lukaku für Belgien, ist Patrik Schick für die Tschechen, die am Samstag (18.00 Uhr) in Baku gegen Dänemark spielen. Kein Spieler, der noch im Turnier ist, hat mehr Treffer als der Leverkusen-Angreifer erzielt, nämlich vier. Gemeinsam mit West Hams Tomas Soucek ragt Schick aus dem tschechischen Kollektiv heraus. Dänemark könnte erstmals seit 1992, als man sensationell Europameister geworden war, wieder ins Halbfinale einziehen. Nach dem Schock um Christian Eriksen hat sich die Mannschaft selbst zum großen Hoffnungsträger entwickelt.