Fußball-EM

Dänemark verwehrt Tschechien Halbfinale

Dänemark hat mit einem 2:1 (2:0)-Erfolg gegen Tschechien am Samstagabend in Baku das Halbfinale der Fußball-EM erreicht. Tore von Thomas Delaney (5.) und Kasper Dolberg (42.) bescherten den Skandinaviern den größten Erfolg seit dem sensationellen EM-Titel 1992. Den Tschechen gelang nur noch der Anschlusstreffer durch Patrik Schick (49.).

Die Dänen, für die die Europameisterschaft mit dem Zusammenbruch von Christian Eriksen nach einem Herzstillstand gegen Finnland mit einem Schock begonnen hatte, treffen nun am Mittwoch (21.00 Uhr, live in ORF1) im Halbfinale im Londoner Wembley-Stadion auf England.

Der dänische Teamchef Kasper Hjulmand ließ seine Startelf gegenüber dem 4:0 im Achtelfinale gegen Wales unverändert. Doppeltorschütze Dolberg durfte erneut ran, der nach seiner Verletzung zurückgekehrte Yussuf Poulsen musste zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Hjulmands Gegenüber Jaroslav Silhavy ersetzte im Vergleich zum 2:0-Überraschungssieg gegen die Niederlande Linksverteidiger Pavel Kaderabek wieder durch den zuletzt gesperrten Jan Boril.

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Fans von Dänemark
Reuters/Tolga Bozoglu
Die nach Aserbaidschan gereisten dänischen Anhänger waren schon vor dem Anpfiff siegessicher
Ein tschechischer Fan
APA/AFP/Ozan Kose
Auch die tschechischen Fans im Olympiastadion von Baku verströmten Zuversicht
Anstoß bei Tschechien Dänemark
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Aufgrund der Coronavirus-Pandemie waren nur rund 16.300 Zuschauer auf den Tribünen zugelassen
Thomas Delaney bezwingt Tomas Vaclik
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Ein Teil davon durfte bereits in der fünften Minute das 1:0 für Dänemark durch Thomas Delaney bejubeln
Jubel der Dänen
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Auch beim Torschützen war die Freude über die rasche Führung riesengroß
Kasper Dolberg (Dänemark) gegen Jan Boril (Tschechien)
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Kasper Dolberg behielt seinen Platz in der Startelf trotz der Genesung von Yussuf Poulsen
Coach Kasper Hjulmand sitzt auf einer Kühltruhe
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Dänemarks Teamchef Kasper Hjulmand sollte mit dieser Entscheidung recht behalten
Dänmarks Kasper Dolberg trifft zum 2:0
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Denn Dolberg verwertete eine herrliche Vorlage von Joakim Maehle knapp vor der Pause zum 2:0
Patrik Schick bezwingt Kaspar Schmeichel
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Tschechiens Torjäger Patrik Schick verkürzte mit seinem fünfter Turniertreffer kurz nach dem Seitenwechsel
Joakim Maehle scheitert an Tomas Vaclik
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Keeper Tomas Vaclik bewahrte die Tschechen einige Male vor dem 1:3 – hier gehen Maehle
Tschechiens Michael Krmencik ist enttäuscht
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Der Ausgleich wollte dem Überraschungs-EM-Viertelfinalisten aber nicht mehr gelingen
Jubel der Dänen
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Die Dänen zogen erstmals seit dem sensationellen Titelgewinn 1992 wieder in ein EM-Halbfinale ein

Delaney sorgt für frühe dänische Führung

Schon die erste gefährlich Aktion brachte die Dänen in Führung. Nach einem Eckball von Jens Stryger Larsen kam Delaney im Strafraum ungehindert zum Kopfball und ließ dem tschechischen Goalie Tomas Vaclik keine Chance. Schönheitsfehler bei dem Tor war aber, dass die Corner-Entscheidung des niederländischen Schiedsrichters Björn Kuipers nicht korrekt war, eigentlich hätte es nämlich Abstoß für die Tschechen geben müssen. In einem solchen Fall ist jedoch keine Korrektur durch den Video Assistant Referee (VAR) möglich.

Delaney bringt Dänen in Führung (5. Minute)

Thomas Delaney kommt nach einem zu Unrecht gegebenen Corner ungehindert zum Kopfball und legt für Dänemark das 1:0 vor.

Bei der ersten Möglichkeit der Tschechen wurde ein Schlenzer von Schick von der Abwehr geblockt (12.). Nach dem folgenden Eckball, der nichts einbrachte, lancierten die Dänen einen Konter, Mikkel Damsgaard vergab aber die Chance zum 2:0 – ebenso wie kurze Zeit später Delaney, dessen Schuss nach Vorlage von Stryger Larsen das Tor verfehlte (17.).

Ein Fehler von Kasper Schmeichel hätte dann beinahe zum Ausgleich geführt. Ein Abschlag des dänischen Keepers landete bei Lukas Masopust, der ideal für Tomas Holes auflegte. Schmeichel konnte den Abschluss aber parieren und somit seinen Schnitzer ausbügeln (22.). Die Tschechen hielten danach das Match offen, mehr als Halbchancen auf beiden Seiten schauten aber vorerst nicht heraus.

Traumtor Marke „Danish Dynamite“

Knapp vor Pause sorgte dann ein Traumtor Marke „Danish Dynamite“ für erneuten Jubel bei den dänischen Fans. Joakim Maehle schlug per Außenrist eine perfekte Flanke in den Strafraum. Martin Braithwaite verfehlte den Ball per Kopf knapp, der dahinter lauernde Dolberg verwertete aber per Volley sicher zum 2:0 (42.). Für den in den Gruppenphase lediglich einmal eingewechselten Stürmer war es der bereits dritte Treffer dieser EM.

Tschechien verkürzt nach Umstellung

Angesichts des Rückstandes brachte Silhavy mit dem Seitenwechsel zwei neue Spieler: Jakub Jankto kam für Holes, Michael Krmencik für Masopust. Das damit offensivere Spielsystem brachte umgehend den erhofften Erfolg: Kaum auf dem Feld zwang Krmencik Schmeichel zu einer Parade, wenig später traf Schick zum Anschlusstreffer. Der Torjäger verwertete eine Hereingabe von Vladimir Coufal volley (49.) und zog mit seinem fünften Turniertreffer mit dem in der Schützenliste führenden portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo gleich.

Schick gelingt Anschlusstreffer (49. Minute)

Patrick Schick bringt die Tschechen wieder auf 1:2 heran. Der Stürmer erzielt seinen fünften Treffer bei der EM und zieht in der Torschützenliste mit Cristiano Ronaldo gleich.

Auch Dänemarks Coach Hjulmand stellte danach um, Dolberg wurde durch Poulsen ersetzt, Damsgaard durch Christian Nörgaard. Gleich nach seiner Einwechslung sorgte Poulsen für Torgefahr, wurde aber im letzten Moment am Abschuss gehindert (62.).

Einen unfreiwilligen Austausch mussten dann die Tschechen vollziehen. Für den angeschlagenen Innenverteidiger Ondrej Celustka kam Jakub Brabec. Tomas Soucek wurde von Poulsens Fuß am Kopf getroffen, konnte aber mir „Turban“ weiterspielen. Auf der Gegenseite wurde der völlig erschöpfte Stryger Lasen durch Daniel Wass ersetzt.

Tschechen verpassen Ausgleich, Dänen Entscheidung

Die wohl beste Chance zum 2:2 vergab Jankto, der nach einer verunglückten Abwehr unvermutet in guter Position zum Ball kam, diesen aber nicht richtig traf (73.). Bei einem Freistoß von Antonin Barak war Schmeichel zur Stelle (74.). Zuvor hatte Vaclik einen Poulsen-Schuss entschärft. Der Keeper bewahrte die Tschechen auch wenig später mit einer Glanzparade vor dem 1:3 – bei einem gut angetragenen Versuch von Poulsen (78.). Unmittelbar danach war die Partie für Schick beendet, für den am Oberschenkel blessierten Stürmer wurde Matej Vydra eingewechselt.

Im Finish waren die Dänen ihrem dritten Tor dann näher als die Tschechen dem Ausgleich. Vaclik rettete etwa bei beim Maehle-Kopfball nach Steilvorlage von Poulsen (82.). Die letzte Möglichkeit auf das 2:2 und damit eine Verlängerung hatte Barak in der Nachspielzeit, sein Schuss von der Strafraumgrenze ging aber weit vorbei (96.). Dänemark gelang damit auch eine späte Revanche für die 0:3-Niederlage gegen Tschechien im EM-Viertelfinale 2004.

Stimmen zum Spiel:

Kasper Hjulmand (Teamchef Dänemark): „Es ist magisch. Das erste, was ich den Jungs zeigte, als wir uns trafen, war ein Bild von Wembley, als wir im Herbst dort waren. Ich habe gesagt, dass wir zurückkommen werden. Es war nicht schön heute, aber es gab Kampf und einen fantastischen Tormann. Die Batterien waren fast leer, aber ein EM-Halbfinale zu erreichen, ist riesig. Es fühlte sich an, als würden wir wieder in einem dänischen Stadion spielen, dank der Unterstützung unserer Fans. Das ist einer der Gründe, warum wir so viel Energie haben.“

Jaroslav Silhavy (Teamchef Tschechien): „Wir lagen nach der ersten Halbzeit mit 0:2 hinten und mussten etwas daraus machen, also haben wir einen weiteren Stürmer eingewechselt und 4-4-2 gespielt. Wir haben die Dänen unter Druck gesetzt und ein Tor erzielt. Aber mit der Zeit hatten wir nicht mehr genug Kraft, um den Ausgleichstreffer zu erzielen. Die Spieler verdienen großen Dank für das gesamte Turnier. Ich bin stolz auf sie und glaube, dass die Fans zu schätzen wissen, wie meine Spieler bis zum Ende des Spiels gekämpft haben.“

Fußball-EM, Viertelfinale

Samstag:

Tschechien – Dänemark 1:2 (0:2)

Baku, Olympiastadion, 16.306 Zuschauer, SR Kuipers (NED)

Torfolge:
0:1 Delaney (5.)
0:2 Dolberg (42.)
1:2 Schick (49.)

Tschechien: Vaclik – Coufal, Celustka (64./Brabec), Kalas, Boril – Holes (46./Jankto), Soucek – Masopust (46./Krmencik), Barak, Sevcik (79./Darida) – Schick (79./Vydra)

Dänemark: Schmeichel – Christensen (81./Andersen), Kjaer, Vestergaard – Stryger Larssen (71./Wass), Hojbjerg, Delaney (81./Jensen), Maehle – Braithwaite, Dolberg (59./Poulsen), Damsgaard (60./Nörgaard)

Gelbe Karten: Krmencik, Kalas

Die Besten: Soucek, Barak bzw. Maehle, Christensen