Primoz Roglic
APA/AFP/Thomas Samson
Tour de France

Vorjahreszweiter Roglic steigt aus

Für Mitfavorit Primoz Roglic ist die Tour de France für heuer vorbei. „Es macht keinen Sinn weiterzufahren. Ich hatte große Schmerzen. Ich bin enttäuscht. So habe ich es nicht geplant, aber ich muss es akzeptieren“, sagte der slowenische Vorjahreszweite und packte am Sonntag die Koffer.

Seit April hatte sich Roglic speziell auf die 108. Frankreich-Radundfahrt vorbereitet. Immer mit dem Ziel, die Rechnung aus dem Vorjahr, als ihm am vorletzten Tag durch Landsmann Tadej Pogacar noch das Gelbe Trikot entrissen wurde, endlich zu begleichen. Doch ein schwerer Sturz auf der dritten Etappe machte das Unterfangen unmöglich. Starke Schmerzen am Steißbein sowie Prellungen und Hautabschürfungen am ganzen Körper setzten Roglic zu, jeder Tritt war eine Qual.

Ebenfalls nicht mehr am Start war am Sonntag der Niederländer Mathieu van der Poel, der nach seinem Etappensieg vor einer Woche fünf Tage das Gelbe Trikot getragen hatte. Auf der ersten Bergetappe war der Klassikerspezialist weit zurückgefallen. Der 26-Jährige hatte seinen Ausstieg im Laufe der Tour schon im Vorfeld angekündigt, um sich auf seinen Olympiastart im Mountainbiken vorzubereiten.

„Zu viel für meinen Körper“

Roglic hatte ebenfalls schon einige Zeit ans Aufgeben gedacht. „Ich habe nur versucht durchzukommen, habe gar nicht mehr auf Paris geschaut. Nach ein paar Tagen habe ich gemerkt, dass es mich nirgendwohin führt. Eine schwere Rundfahrt ist momentan zu viel für meinen Körper“, sagte er und kündigte an, sich neue Ziele zu setzen. Die Olympischen Spiele in Tokio dürften dabei ganz oben auf seiner Agenda stehen.

Der Slowene ist derzeit der große Pechvogel des Radsports. Immer wieder wird der frühere Skispringer durch Stürze um den Lohn der Arbeit gebracht. So wie bei Paris – Nizza in diesem Jahr. Oder bei seinem dritten Gesamtrang beim Giro d’Italia 2019, als er vor der Königsetappe durch einen Crash wertvolle Zeit verlor.

Stürze fordern prominente Opfer

Aber Roglic ist bei der Tour 2021 bei Weitem nicht das einzige prominente Sturzopfer. „Rien ne va plus – nichts geht mehr“, hieß es am Samstag auch für Geraint Thomas, der genauso wie Roglic und Vierfachchampion Chris Froome im Gruppetto das Ziel erreichte. Die beiden Briten und der Slowene vereinen zusammen zehn große Rundfahrtsiege auf sich und hatten eigentlich ein großes Spektakel in den Bergen erwarten lassen.

„Der Sturz hat mehr Moral gekostet, als ich dachte. Nach all dieser harten Arbeit seit Januar sind 35 Minuten Rückstand mit den Sprintern nicht das, was ich wollte. Es ist hart, hart für den Kopf“, sagte Thomas. Der Waliser hatte sich auf der dritten Etappe die Schulter ausgekugelt.

Auch sein frühere Teamkollege Froome quält sich nach einem Sturz gleich zum Tour-Auftakt über die Landstraßen, wenngleich er für eine vordere Platzierung nicht infrage gekommen ist. „Momentan überlebe ich. Wenn ich aus dem Sattel gehe, ist es richtig ungemütlich, und tiefes Atmen bereitet mir schmerzen“, sagte Froome der „L’Equipe“.