Patrik Schick (CZE)
Reuters/Tolga Bozoglu
Fußball-EM

Tschechen verdienen sich großen Respekt

Patrik Schick wollte allein sein. Zusammengekauert hockte der fünffache EM-Torschütze auf der tschechischen Ersatzbank und schaute mit leerem Blick aufs Spielfeld. Nur wenige Minuten nach der 1:2-Viertelfinal-Niederlage gegen Dänemark überwog beim herausragenden Spieler seines Teams aber trotz des geplatzten Traums vom ersten Halbfinale seit 2004 der Stolz. „Wenn wir zurückschauen, verdienen wir großen Respekt“, sagte der Stürmer am Samstag in Baku.

„Es haben nicht viele Menschen an uns geglaubt, wir haben gezeigt, dass wir mit den ganz Großen mithalten können.“ Dass es Tschechien überhaupt unter die besten acht schaffte, ist maßgeblich Schick zuzuschreiben. Fünf der sechs Turniertreffer seines Teams erzielte der Angreifer, der damit den nationalen EM-Rekord von Milan Baros einstellte.

Gegen Dänemark war seine feine Direktabnahme aus der Drehung zum Anschluss in der 49. Minute aber zu wenig. In der Schlussviertelstunde ließ sich Schick dann auswechseln. „Ich war schon müde und habe mich nicht gut gefühlt“, sagte der 25-Jährige von Bayer Leverkusen dazu. Damit musste Schick trotz eines großartigen Turniers mit dem Weitschusstreffer aus knapp 50 Metern gegen Schottland als Höhepunkt auch auf die persönliche Krönung verzichten.

Highlights von Tschechien – Dänemark

Der Lauf von Dänemark geht weiter. Mit einem 2:1-Sieg über Tschechien stehen die Dänen nun bereits im Semifinale.

Schick kann nicht mehr Torschützenkönig werden

Zwar liegt Schick in der Torschützenliste nach Treffern gleichauf mit Cristiano Ronaldo, weil in der UEFA-Arithmetik bei Gleichstand aber die Vorlagen herangezogen werden, reicht es aktuell nur für Platz zwei. Der ebenfalls bereits ausgeschiedene Portugiese, der drei Elfmeter versenkte, legte nämlich im Gegensatz zu Schick auch ein Tor auf.

Trotzdem steht der Tscheche in einem sehr illustren Kreis: Nur neun Spieler haben überhaupt fünfmal bei einer EM-Endrunde getroffen, lediglich Michel Platini (9/1984) und Antoine Griezmann (6/2016) erzielten mehr Treffer. Seinen Marktwert dürfte der Ex-Leipziger, der noch bis 2025 bei Leverkusen unter Vertrag steht, auf der EM-Bühne stark gesteigert haben.

Stolz überwiegt Enttäuschung

Das konnte die Trauer über das Viertelfinal-Aus zunächst jedoch nicht lindern. „Wir sind enttäuscht, es gab Tränen in der Kabine“, berichtete Teamchef Jaroslav Silhavy. „Es war nicht einfach. Aber wir haben etwas erreicht, auf das wir stolz sein dürfen.“

Diese EM soll zumindest für Schwung für die erhoffte erste WM-Qualifikation seit 2006 sorgen. „Ich glaube, dass das Turnier Ansporn für die weiteren Duelle in der Qualifikation ist“, sagte Kapitän Vladimir Darida.

Kapitän Darida erklärt Rücktritt

Er selbst wird dann aber nicht mehr dabei sein. Wie der tschechische Verband am Sonntag mitteilte, beendet der Mittelfeldspieler von Hertha BSC seine Karriere im Nationalteam. „Danke für alles, wir wünschen dir nur das Beste“, schrieb der Verband auf dem Kurznachrichtendienst Twitter an den 30-Jährigen, der in seinen 76 Länderspielen acht Tore erzielt hatte.

Nach einem durchwachsenen Start sind die Tschechen in der WM-Quali mit vier Punkten aus drei Spielen Zweiter der Gruppe E, drei Zähler hinter Tabellenführer Belgien. In der nächsten Partie gegen Belarus Anfang September müssen die Tschechen aber ausgerechnet auf ihren Star verzichten: Beim jüngsten 0:1 in Wales sah Schick die Rote Karte.