Italien steht nach fünf Spielen mit fünf Siegen da. „Wir haben eine perfekte Serie hingelegt. Auch wenn Spanien Schwierigkeiten im Turnier hatte, das zählt nicht mehr“, sagte Verteidiger Leonardo Bonucci. Teamchef Roberto Mancini erklärte: „Wir wissen, dass es nicht so leicht wird, dass wir ein großartiges Spiel brauchen.“ Die Iberer hätten den Fußball in den vergangenen Jahren dominiert. „Der Tiqui-Taca-Fußball hat sie zu außergewöhnlichen Erfolgen gebracht, sie spielen das immer noch sehr gut“, sagte der Coach. „Unser Fußball ist anders, wir werden versuchen, unser Spiel durchzubringen.“
Selbiges gilt natürlich auch für Spanien. „Sie sind auch ein Team, das den Ball haben will. Unser Ziel ist aber klar: Wir brauchen den Ball, wir wollen den Ball“, sagte Teamchef Luis Enrique und gab damit die Marschroute vor. Die Spanier haben laut UEFA-Statistik bei der EM bisher 365 Angriffe lanciert. 69 mehr als Italien, 235 mehr als England.
Italien gegen Spanien um Finaleinzug
Am Dienstag geht es in einem Klassiker um das erste Finalticket. Italien und Spanien duellieren sich im Wembley-Stadion.
Effizienz gegen Italien gefragt
Effektiv waren die Vorstellungen der Spanier aber nicht. Ein Torjäger ist weit und breit nicht in Sicht. Zwar schoss die „Furia Roja“ im Verlauf des Turniers zwölf Tore, mehr als zwei gelangen aber keinem Akteur. So blieb Gerard Moreno, der in La Liga für Europa-League-Sieger Villarreal immerhin 23 Tore in 33 Saisonspielen anschrieb, bisher überhaupt ohne Treffer. Alvaro Morata hat wie Ferran Torres zweimal angeschrieben.
Enrique stärkte ihnen den Rücken. „Es ist ziemlich offensichtlich, was Morata und Gerard durchgemacht haben. Sie sind beide meine Spieler und ich bewundere sie beide“, sagte der ehemalige Offensivspieler. Moreno merkte nach dem Viertelfinal-Aufstieg über die Schweiz im Elferschießen an: „Ja, wir hatte viele Chancen. Es geht darum, mental stark zu bleiben.“

Effizienz gegen Italien gefragt
Gerade gegen Italien wird aber Effizienz gefragt sein, denn viele Chancen wird die Defensive der „Squadra Azzurra“ nicht zulassen. Kapitän Giorgio Chiellini (36) und Bonucci (34) bilden die alternde, aber kaum zu überwindende Innenverteidigung der Italiener. Einzig wenn der Gegner Tempo aufnimmt, scheint Italien anfällig. Gerade das entspricht aber nicht der spanischen Philosophie.
Fußball-EM, Halbfinale
21.00 Uhr, live in ORF1:
Italien – Spanien
London, Wembley Stadion, SR Brych (GER)
Aufstellungen:
Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Emerson – Barella, Jorginho, Verratti – Chiesa, Immobile, Insigne
Spanien: Simon – Azpilicueta, Garcia, Laporte, Alba – Koke, Busquets, Pedri – F. Torres, Oyarzabal, Olmo
Ist die Defensive einmal überwunden, steht mit Gianluigi Donnarumma aber immer noch einer der besten Goalies bei diesem Turnier im Tor. Mit Leonardo Spinazzola fällt bei Italien allerdings einer der bisher stärkste Akteure aus. Der Linksverteidiger mit ausgeprägtem Offensivdrang riss sich gegen Belgien ohne Fremdeinwirkung die Achillessehne. Emerson dürfte ihn ersetzen.
Kapitän Busquets als Schlüsselfigur
Die Spanier müssen jedenfalls einen Weg finden, an der Defensive vorbeizukommen. Enrique ist das zuzutrauen. Der 51-jährige Taktikfuchs lässt im 4-3-3-System spielen, wobei im Halbfinale Dani Olmo in die Startformation zurückkehren könnte. Zur Schlüsselfigur wird einmal mehr Taktgeber Sergio Busquets werden. Der Kapitän ist der letzte Vertreter der großen Generation, die 2010 Welt- und 2012 Europameister wurde. „Es ist spektakulär, an seiner Seite zu spielen“, sagte Mittelfeldkollege Pedri.
Mancini baut einmal mehr auf das Offensivtrio Ciro Immobile, Lorenzo Insigne und Federico Chiesa, das zusammen bisher fünf Treffer erzielte. Im Mittelfeld soll Marco Verratti gegen die passsicheren Spanier für die nötigen Ballgewinne sorgen. „Je weiter man kommt, desto schwieriger wird es“, mahnte Italiens Teamchef.
Duell mit viel EM-Tradition
Das Duell der beiden Mannschaften hat bei einer EM jedenfalls schon Tradition. Zum insgesamt siebenten Mal treffen Spanien und Italien bei einer europäischen Endrunde aufeinander. Die Bilanz ist mit jeweils zwei Siegen und zwei Remis ausgeglichen. Den wichtigsten Erfolg feierten allerdings die Spanier im Finale 2012 nach einer dominanten Vorstellung mit einem 4:0-Kantersieg. Moreno ist überzeugt, dass es in London wesentlich schwieriger werden wird. „Details werden den Unterschied ausmachen“, sagte der Stürmer.
Enrique ließ indes am Ziel der Spanier keinen Zweifel aufkommen. „Wir wollen ins Finale“, erklärte der Teamchef. Für die seit 32 Spielen ungeschlagenen Italiener wäre es unterdessen sehr bitter, so kurz vor dem Finale noch zu scheitern. „Wir hatten kein Minimalziel für dieses Turnier, wir wollten so viel erreichen wie möglich“, sagte Mancini. „Es sind noch zwei Partien, wir werden sehen, was passiert.“