Jakob Poeltl
GEPA/Philipp Brem
NBA

Pöltl schwimmt sich als Profi frei

Jakob Pöltl ist seit bereits fünf Jahren Teil der National Basketball Association (NBA). Im November unterschrieb der 25-jährige Wiener einen Dreijahresvertrag bei den San Antonio Spurs und darf nun auf seine persönlich erfolgreichste Saison zurückblicken. Bei einem Pressetermin an der Alten Donau in Wien erklärte der 2,13-Meter-Center auch seine neue Rolle, der erste NBA-Profi aus Österreich hat sich in der Milliardenliga freigeschwommen.

In der abgelaufenen Saison ist Pöltl von einem „Mitschwimmer“ zum Stammspieler avanciert. Die Spurs verpassten zwar die Play-offs zum zweiten Mal in Folge, der fünffache NBA-Champion befindet sich aber auch in einem Umbruch. Pöltl ist wichtiger Teil davon und konnte in dieser Spielzeit diesbezüglich im wahrsten Sinne des Wortes punkten.

Österreichs NBA-Pionier schaffte es zum Starter und verzeichnete im Schnitt die meisten Punkte (8,6) bzw. Rebounds (3,2 offensiv/4,8 defensiv) seiner Karriere. Vor allem seine defensiven Qualitäten werden geschätzt, offensiv will er sich weiter verbessern.

Pöltl sieht Luft nach oben

Nach seiner bisher besten Saison zieht NBA-Profi Jakob Pöltl durchaus zufrieden Bilanz. Das Verpassen des Play-offs schmerzt trotzdem. Im Sommer will der Wiener an seinem Offensivspiel arbeiten.

Seiner neuen Rolle ist er sich bewusst. „Als junger Spieler ist man mehr so dabei, aber jetzt geht es Richtung Jahr sechs. Ich habe das Gefühl, ich muss mehr machen, es muss mehr von meiner Seite kommen. Nicht nur auf, sondern auch abseits des Parketts“, sagte Pöltl, der vor zahlreichen Medienvertretern auf eine Saison mit „Höhen und Tiefen“ zurückblickte, aber alles zusammen mit der Spielzeit zufrieden war.

Stellenwert hat sich geändert

Durch die Vertragsunterschrift und als Starter hat Pöltl auch eine andere Rolle als zu Beginn seiner Zeit in Texas inne. „Mein Stellenwert hat sich geändert, das habe ich schon gespürt, mehr Minuten, mehr Verantwortung, meine Meinung zählt mehr, das ist mir aufgefallen.“ In der neuen Saison soll der nächste Schritt erfolgen und allgemein der eingeschlagene Spurs-Weg zunächst zurück in die Play-offs führen.

Jakob Poeltl
GEPA/Philipp Brem
Traditionell stellte sich Pöltl in der Offseason den heimischen Medienvertretern – dieses Mal an der Alten Donau in Wien

Während sein Stellenwert auf dem Parkett sukzessive steigt, ist jener in Österreich weiter ausbaufähig. Den Bekanntheitsgrad wie andere heimische Ausnahmesportler genießt Pöltl noch immer nicht. Das stört ihn persönlich aber auch nicht. „Ich bin gerne unter dem Radar, auch wenn das mit dieser Größe nicht einfach ist“, meinte der bescheidene Athlet, der in Österreich noch bei seinen Eltern lebt und seine Einkäufe im sechsten Wiener Gemeindebezirk quasi anonym erledigen kann.

„Es wird aber mehr und mehr“, merkte Pöltl an, wenn es darum geht, wie viele Menschen ihn in Österreich erkennen. „Ich spüre, dass das Interesse größer wird.“ Die wie „immer zu kurze Zeit in Österreich“ verbringt er mit Training sowie vor allem mit Familie und Freunden.

„Geld ist mir nicht so wichtig“

Seine Bescheidenheit drückt sich auch in seinen Aussagen über Geld aus. Pöltl hat einen Vertrag über 26 Millionen Dollar unterschrieben, unter den Centern in der NBA gehört er damit gerade noch zu den Top 20. „Die Vertragsverhandlungen hätten diesen Sommer wohl anders ausgesehen“, merkte Pöltl an. Vergangenes Jahr war er noch Reservist.

Interview mit Jakob Pöltl

In der NBA ist Jakob Pöltl bei den San Antonio Spurs mittlerweile zum Stammspieler avanciert. Der alljährliche Sommeraufenthalt in Österreich bietet für den Center die Gelegenheit, abzuschalten und neue Motivation zu schöpfen.

„Aber ich bin mit meinem Gehalt mehr als zufrieden, und ich arbeite mich jetzt auf den nächsten Vertrag hin. Mir ist Geld nicht so wichtig, deswege stört es mich nicht, dass ich vielleicht unterbezahlt bin.“

Seinen Traum zu leben ist ihm sichtlich und hörbar wichtiger. Nun geht es darum, die nächsten Schritte zu setzen. Das Feedback auf seine Saison fiel „sehr positiv“ aus, der Blick richtet sich aber schon längst auf die neue Spielzeit. Seit der Vertragsunterschrift ist der 2016 von den Toronto Raptors gedraftete und 2018 zu den San Antonio Spurs getradete Center mit dem Team noch mehr zusammengewachsen.

Mit Spurs zusammengewachsen

„Ich bin noch mehr drin im Spurs-Projekt, bin öfter mit dem Coach und anderen Spielern zusammengesessen, auch bezüglich der neuen Saison, wo wir uns verbessern wollen. Wir können auf etwas aufbauen, wir haben eine gute Basis“, sagte Pöltl im Hinblick auf das Team, das sich mit jungen Spielern hocharbeiten will – angeführt wird es weiterhin von Headcoach-Legende Gregg Popovich. Der führte die Spurs schon zu fünf Titeln. Nun sei es ein langer Weg zurück ins Finale, so Pöltl, für den der Titel naturgemäß das Karriereziel bleibt.

Jakob Poeltl (Spurs)
Reuters/USA Today Sports/Daniel Dunn
Pöltl entwickelte sich in San Antonio zum Starter und will mit den Spurs 2022 zurück in die Play-offs

„Es braucht Zeit, wir sind unserem Weg comitted, aber es wird dauern“, mahnte Pöltl, den das Ausscheiden im Play-in gegen die Memphis Grizzlies schmerzte. „Wir haben es gegen Ende der Saison nicht geschafft, unser Niveau zu halten.“ Selbst hat er sich Aufgaben verpasst. „Offensiv habe ich mich als Starter noch zurückgehalten, ich möchte die Sache mit mehr Selbstvertrauen angehen.“ Rückblickend sei er aber mit der Saison zufrieden, „ich habe Entwicklungsschritte gesehen, die ich fast schon für selbstverständlich gehalten hatte“.

Vor seiner Rückkehr in die USA im August stünde er auch gerne noch dem österreichischen Nationalteam zur Verfügung. Dafür braucht es letztlich Freigaben von den Spurs und der NBA, um beim anstehenden ÖBV-Camp teilnehmen zu können. „Das Nationalteam hat mir immer Spaß gemacht, ich freue mich darauf, hoffentlich wird es was.“