Für Deceuninck-Profi Cavendish war es der insgesamt 33. Tagessieg bei der Tour. Die Bestmarke hält die belgische Radlegende Merckx mit 34 Erfolgen. Bei dieser Tour hat der 36-jährige Cavendish noch bis zu vier Sprintankünfte, womit ein neuer Rekord möglich wäre.
„Ich habe fast nix gemacht, außer die letzten paar Meter schnell zu fahren“, sagte der Altstar nach seinem Coup. „Das war die alte Schule, das war eine perfekte Anfahrt meines Teams – es war so, wie du es im Lehrbuch erwarten würdest“, hob der souveräne Träger des Grünen Punktetrikots nach dem dritten Erfolg im dritten Massensprint dieser Tour hervor. „Ich gehe nicht auf das Grüne Trikot, ich gehe auf Etappensiege. Und so sammle ich die Punkte“, schilderte Cavendish.
Furioses Comeback nach drei Jahren
Cavendish war erst in letzter Minute ins Tour-Aufgebot seines neuen Teams gerutscht. Drei Jahre nach seiner letzten Teilnahme erweist sich der in den letzten zwei Saisonen von Problemen geplagte Weltmeister von 2011 nun aber unerwartet als schnellster Fahrer im Feld.
Einige seiner Sprintkonkurrenten sind in den vergangenen Tagen in den Bergen aufgrund von Überschreitungen des Zeitlimits ausgeschieden, auch deshalb könnte Cavendish in den nächsten elf Tagen die Merckx-Bestmarke noch brechen.
In der Gesamtwertung gab es mit Titelverteidiger Tadej Pogacar an der Spitze keine Verschiebungen, obwohl in der Schlussphase starke Seitenwinde für viel Unruhe und abgerissene Fahrer im Feld sorgten. Der 22-jährige Slowene Pogacar führt 2:01 Minuten vor dem Australier Ben O’Connor und 5:18 Minuten vor dem Kolumbianer Rigoberto Uran.
Premiere für Mont-Ventoux-Doppel
Am Mittwoch, wenn es auf der elften Etappe von Sorgues nach Malaucene zweimal über den berühmt-berüchtigten Mont Ventoux geht, treten aber wieder die Bergspezialisten in Aktion. Auf der zweiten Hälfte des 198-km-Abschnitts muss der 1.910 Meter hohe Bergriese der Provence erstmals von beiden Seiten befahren werden, insgesamt 37 Kilometer Steigung warten.
Der Mont Ventoux war Schauplatz von Tragödien – 1967 starb dort der Brite Tom Simpson – und Triumphen. Simpson fiel vor 54 Jahren als einer der Tour-Favoriten kurz vor dem Ziel bei großer Hitze vom Rad, Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Dem 29-Jährigen war die Einnahme von Aufputschmitteln zum Verhängnis geworden. Heute erinnert ein Gedenkstein an den Briten.
2013 legte der Brite Chris Froome mit einem Soloerfolg auf dem Mont Ventoux den Grundstein zu seinem ersten von vier Tour-Gesamtsiegen. Auf dem Weg zu seinem dritten Triumph 2016 lief Froome nach einem Defekt sogar etliche Meter Richtung Ziel, während er auf den Materialwagen warten musste. Für die Autos hatte es angesichts der Zuschauermassen kaum ein Durchkommen gegeben.