Luis Enrique (ESP) tröstet seine Spieler
Reuters/Andy Rain
Fußball-EM

Spanien nimmt „mit Würde“ Abschied

Trotz einer klaren Steigerung und seines besten Spiels im Turnierverlauf musste Spanien am Dienstag bei der Fußball-EM im Elferschießen gegen Italien im Halbfinale die Segel streichen. In den Medien des Landes gab es trotz der Enttäuschung lobende Worte. „Spanien weint mit Würde. Beim grausamsten Abschied der vergangenen Jahre bleibt Spanien ohne EM-Titel“, schrieb „Marca“.

Teamchef Luis Enrique habe Spanien wieder zur Einheit geformt. Er habe zu Recht den Applaus der Fans sowie seiner Kritiker erhalten, urteilte die Sporttageszeitung. Die Zeitung „Mundo Deportivo“ pflichtete dem bei: „Luis Enrique bringt ‚La Roja‘ den Stolz zurück.“

Auch der Coach sagte nach dem Aus, dass er stolz auf seine Mannschaft sei. „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber im Profisport muss man lernen zu gewinnen und auch, wie man mit Niederlagen umgeht.“ Spanien, so führte er weiter aus, sei wieder im Kreis der Besten angekommen. „Wir können mit der Gewissheit heimreisen, dass wir bei dem Turnier ganz klar zu den besten Teams gehört haben“, sagte der 51-Jährige.

Morata Held und Unglücksrabe

Zum tragischen Helden der „Roja“ avancierte beim 2:4 im Elferschießen Angreifer Alvaro Morata. Der 28-jährige vom italienischen Spitzenclub Juventus Turin brachte Spanien im Wembley-Stadion mit einem späten Treffer (80.) nach der italienischen Führung durch Federico Chiesa (60.) in die Verlängerung, sein vergebener Strafstoß in der Entscheidung besiegelte aber dann das Aus.

Gianluigi Donnarumma (ITA) und Alvaro Morata (ESP)
AP/Facundo Arrizabalaga
Moarata scheiterte mit seinem Elfer an Italiens Torhüter Antonio Donnarumma

Enrique nahm Morata, dessen Familie nach den ersten schwachen EM-Auftritten bereits bedroht wurde, nach der Enttäuschung demonstrativ in Schutz. Morata habe sich der Verantwortung trotz einer Blessur gestellt, sagte der Coach. „Das sagt sehr viel über die Persönlichkeit aus. Er war enorm wichtig für uns in diesem Turnier.“ Der Madrilene schoss drei Tore, nach 46 Länderspielen hält er nun bei der wahrlich nicht schlechten Ausbeute von 22 Treffern. In Erinnerung bleibt jedoch wohl, dass Morata in einem Schlüsselmoment die Nerven versagten.

Für kommende Großtaten bereit

Teamchef Enrique dürfte die Mannschaft auch zur WM nach Katar Ende 2022 führen, sein Vertrag läuft erst danach aus. Nimmt man die Vorstellung im Wembley als Maßstab, scheint Spanien für die Zukunft gewappnet zu sein. Angreifer Dani Olmo (23), der in London eine starke Vorstellung bot, im Elferschießen aber wie Morata scheiterte, Ferran Torres (21) und allen voran der erst 18-jährige Pedri gelten als Versprechen für die Zukunft. Ältere wie Kapitän Sergio Busquets (32), Linksverteidiger Jordi Alba (32) und Cesar Azpilicueta (31) könnten die WM noch mitnehmen.

Pedri (ESP) und Domenico Berardi (ITA)
Reuters/Andy Rain
Pedri (l.) zeigte sein großes Potenzial

Pedri sagte Enrique eine große Zukunft voraus. „Kein anderer 18-Jähriger hat bei einem großen Turnier das geleistet, was Pedri hier geleistet hat“, sagte er über den Mittelfeldspieler vom FC Barcelona. „Ich habe noch nie jemanden wie ihn gesehen“, sagte er über den auf Teneriffa geborenen Teenager. Dieser war erst im Sommer des Vorjahres vom Zweitligisten Las Palmas nach Barcelona gewechselt. Nicht einmal der ehemalige Weltklassespieler Andres Iniesta sei in diesem Alter so gut gewesen wie Pedri, sagte Enrique. „Das entbehrt jeglicher Logik.“