David Alaba hält Marko Arnautovic zurück
AP/Robert Ghement
Fußball-EM

Die prägenden Spieler des Turniers

Am Sonntag (21.00 Uhr, live in ORF1) geht die Fußball-EM im Londoner Wembley-Stadion mit dem Finale zwischen England und Italien zu Ende. Weltweit sind die Fans in Erwartung eines Spektakels. Doch auch die 50 Spiele zuvor waren nicht arm an Aufregungen aller Art. In der Folge einige Spieler, darunter ein Österreicher, welche die prägenden Figuren der EM waren – bisher.

Torjäger wie Cristiano Ronaldo, Tormannhelden wie Yann Sommer, Volkshelden wie Goran Pandev und Harry Kane und tragische Helden wie Kylian Mbappe zählten neben dem Drama um Christian Eriksen zu jenen Spielern, die maßgeblich zur Geschichte dieser EM beitrugen. Für eine Menge Schlagzeilen sorgte auch ÖFB-Stürmer Marko Arnautovic. Und: Jede „Elf des Turniers“ braucht auch einen Trainer. Der kommt zum Schluss.

Christian Eriksen

Der Kollaps des dänischen Spielers zum Turnierauftakt überschattete die EM – und beflügelte nach dem überstandenen Schock die Mannschaft. Der 29-Jährige überlebte. „Ich denke jeden Tag an Christian, vor dem Spiel und nach dem Spiel“, sagte Trainer Kasper Hjulmand. Die weltweite Woge der Zuneigung trägt Dänemark emotional durch die Spiele. Eriksen bekam einen Defibrillator eingesetzt. Ob und wann er seine Karriere fortsetzen kann, ist offen.

Dänische Spieler schirmen Christian Eriksen ab
APA/AFP/Jonathan Nackstrand

Cristiano Ronaldo

Wenn am Sonntag der EM-Titel ausgespielt wird, ist Portugals Superstar längst im Urlaub. Die Träume des Triumphators von 2016 zerschellten im Achtelfinale an Belgien. Dennoch hinterließ der fünffache Weltfußballer Zahlen für die Historie: Ronaldo ist mit 14 Toren neuer EM-Rekordtorschütze und hat den Franzosen Michel Platini (9) inzwischen deutlich hinter sich gelassen. Und mit insgesamt 109 Länderspieltreffern zog der 36-Jährige mit dem Iraner Ali Daei gleich. Auch 25 EM-Endrundenspiele und fünf Turniere sind Bestwert.

Cristiano Ronaldo am Ball
Reuters/Franck Fife

Patrik Schick

Der Viertelfinal-Einzug Tschechiens ist maßgeblich ihm zuzuschreiben. Fünf der sechs Tore seines Teams erzielte der 25-Jährige und stellte damit den nationalen EM-Rekord von Milan Baros ein. Seinen Marktwert dürfte der Bayer-Leverkusen-Spieler enorm gesteigert haben. In der Torschützenliste liegt Schick sogar gleichauf mit Cristiano Ronaldo. Da in der UEFA-Arithmetik bei Gleichstand die Vorlagen herangezogen werden, reicht es aber momentan nur für Platz zwei.

Torjubel von Patrik Schick
Reuters/Andy Buchanan

Harry Kane

Ein Elfernachschuss ins Glück – Englands Kapitän Harry Kane brachte die „Three Lions“ mit dem 2:1 gegen Dänemark in ihr erstes EM-Finale. Es war das vierte Turniertor des 27-Jährigen, bei dem am Anfang viele Fans und Kritiker fragten: Wo ist Kane? Doch der WM-Torschützenkönig von 2018 fand rechtzeitig in die Spur mit seinem Treffer zum 2:0 gegen Deutschland und zwei weiteren gegen die Ukraine. Jetzt will er am Sonntag den ersten Pokal für England seit der WM 1966 in die Höhe stemmen.

Elfmeterschuss von Harry Kane gegen Dänemark
Reuters/Laurence Griffiths

Kylian Mbappe

2018 noch Weltmeister mit Frankreich und als Nachwuchsstar ausgezeichnet. Die EM war überhaupt nicht das Turnier des 22-Jährigen von Paris Saint-Germain. Kein Tor für die „Equipe Tricolore“ – und dann noch das: Beim Achtelfinal-Aus gegen die Schweiz scheiterte er als letzter französischer Elfmeterschütze an Yann Sommer. „Ich wollte dem Team helfen, aber ich habe versagt“, schrieb er später.

Reaktion von Kylian Mbappe nach dem vergebenen Elfmeter
APA/AFP/Franck Fife

Yann Sommer

Das Bild, wie der 32-Jährige inmitten seiner ausflippenden Teamkollegen jubelt, wird er sich vielleicht ins Wohnzimmer hängen. Der Keeper ging beim Elferkrimi gegen Frankreich in die Schweizer Fußballgeschichte ein. Gegen Spanien rettete er sein Team dann mit seinen Paraden wieder in die Entscheidung vom Punkt, diesmal reichte es aber nicht.

Jubel von Yann Sommer und Team nach dem Sieg gegen Frankreich
APA/AFP/Justin Setterfield

Giorgio Chiellini

Das breite Grinsen und die kompromisslose Spielweise des Kapitäns und Abwehrchefs steht auch für Italiens Erfolgsweg. Der 36-Jährige von Juventus Turin gab vor fast zwei Jahrzehnten, am 17. November 2004, sein Debüt in der „Squadra Azzurra“. Nach der verpassten WM 2018 lebt nun sein Traum vom ersten Titel mit der Nationalmannschaft.

Giorgio Chiellini scherzt mit Jordi Alba vor dem Elfmeterschießen gegen Spanien
Reuters/Andy Rain

Goran Pandev

Nordmazedoniens Rekordspieler und Kapitän beendete nach dem Turnier des Neulings seine Nationalteamkarriere. Der 37-Jährige erzielte gegen Österreich das erste EM-Tor Nordmazedoniens. Für seine Landsleute unvergessen ist auch sein Treffer beim 2:1 in der WM-Qualifikation im März gegen Deutschland. Die EM bezeichnete Pandev als Höhepunkt seiner Karriere: „Ein Traum ist wahr geworden.“

Torschuss von Goran Pandev gegen Österreich
Reuters/Daniel Mihailescu

Sergio Busquets

Den Turnierstart verpasste Spaniens Kapitän noch wegen eines positiven Coronavirus-Tests. Quarantäne statt Teamtraining und Spiele. Der 32-Jährige kam spät – aber gewaltig. „Es ist spektakulär, an seiner Seite zu spielen“, sagte Mittelfeldkollege Pedri (18) über den Weltmeister von 2010. „Superkapitän“, schrieb „Marca“. Sein 128. Länderspiel als EM-Finale blieb Busquets durch das bittere Halbfinal-Aus gegen Italien verwehrt. Es soll sein letztes Turnier sein, sagte er.

Sergio Busquets am Ball
Reuters/Laurence Griffiths

Marko Arnautovic

Das Bild, wie David Alaba seinen ÖFB-Teamkollegen energisch am Kinn packt und versucht, ihm den Mund zuzuhalten, wird den Stürmer noch lange begleiten. Die Aktion von Österreichs Kapitän kam zu spät: Der 32-jährige China-Legionär hatte gegen Nordmazedonien zum 3:1-Endstand getroffen – und wurde danach von der UEFA für ein Spiel gesperrt, weil er beim Torjubel den Gegner mit Worten und Gesten beleidigte.

Arnautovic polarisiert immer wieder, aber er ist „ein absolutes Mentalitätsviech“, sagt sein Mannschaftskollege Christoph Baumgartner. Das Bild von Arnautovic’ Torjubel bleibt aber wohl für länger im Gedächtnis – nicht nur der ÖFB-Anhänger.

Georginio Wijnaldum

Mit seiner Kapitänsbinde mit der Aufschrift „One Love“ setzte der Niederländer in Budapest ein Zeichen. Zuvor war dort im Spiel der Ungarn gegen Frankreich Mbappe von den Rängen der Puskas-Arena rassistisch beleidigt worden. Wijnaldum schied zwar mit „Oranje“ gegen Tschechien aus, doch seine Aktion bleibt: Er protestierte damit auch gegen ein ungarisches Gesetz, das Informationen für Jugendliche in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt.

Georginio Wijnaldum mit Armbinde mit der Aufschrift „One Love“
AP/Laszlo Balogh

Joachim Löw

Seine 15-jährige Amtszeit als Trainer der deutschen Nationalmannschaft endete ähnlich bitter wie die WM 2018 in Russland mit dem Aus nach der Vorrunde. Mit dem 0:2 im Achtelfinale gegen England ging eine Ära mit 198 Länderspielen zu Ende. Löw konnte nach dem unvergessenen WM-Triumph von 2014 keinen weiteren Titel holen und erntete viel Kritik. Der 61-Jährige übergibt den Stab an seinen früheren Assistenten Hansi Flick. „Mein Herz schlägt weiterhin schwarz-rot-gold“, sagte er zum Abschied.

Enttäuschter Jogi Löw nach dem Ausscheiden Deutschlands
GEPA/Witters/Tim Groothuis