Marco Grüll (Rapid)
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Grüll möchte bei Rapid durchstarten

Gleich mehrere Clubs im In- und Ausland haben in der vergangenen Saison die Fühler nach Marco Grüll nach dessen starken Leistungen für SV Guntamatic Ried ausgestreckt. Das Rennen um den 23-jährigen Offensivmann machte schließlich der SK Rapid, mit dem der Salzburger die Admiral Bundesliga aufmischen will. Für das Engagement in Hütteldorf sieht sich Grüll jedenfalls gerüstet. „Das ist der richtige Schritt“, sagte der „Quereinsteiger“ vor dem Ligastart am 23. Juli.

Elfmal schrieb Grüll in der abgelaufenen Saison für Ried an, das er im Jahr davor mit 13 Toren von der 2. Liga ins Oberhaus geschossen hatte. Mit seiner Schnelligkeit und besonderen Qualität im Eins-gegen-eins möchte sich der Mann aus dem Pongau nun in die Herzen der Rapid-Fans spielen. „Wenn man variabel ist, sollte es überall funktionieren“, sagte der Neo-Grün-Weiße zuversichtlich. Dabei ging es 2020/21 nicht immer ganz glatt für ihn.

Just als die Transfergerüchte Fahrt aufnahmen, ließen seine Leistungen nach. „Ich weiß nicht, ob es belastend war, wir haben eine Unserie gehabt, es hat halt ins Bild gepasst. Im Play-off waren wir als Mannschaft viel besser, und auch ich habe wieder mehr Tore gemacht“, erinnerte er sich an die Berg-und-Tal-Fahrt unter dem neuen Coach Andreas Heraf, mit dem schließlich souverän der Klassenerhalt fixiert wurde.

Vorfreude auf offensive Spielweise

Mit einem Doppelpack beim 3:2 gegen TSV Hartberg kam das Selbstvertrauen bei Grüll nach zehn Partien mit nur einem Tor zurück. Die defensive Spielweise, die Ried in der folgenden Phase stabilisierte, empfand der offensiv orientierte Grüll als notwendiges Übel. „Das war notwendig, das mussten wir einsehen. Kein Offensivspieler verteidigt gern. Da musst du den Schädel ausschalten und einfach laufen.“ Umso mehr freut er sich auf Rapid: „Dieser Fußball kommt mir wohl eher entgegen.“

„Das ist mein Fußball, deswegen bin ich geholt worden, glaube ich, weil ich im Eins-eins wahrscheinlich sehr gut bin“, so der neunfache ÖFB-Nachwuchsteamspieler: „Das ist gerade wichtig, wenn der Gegner tiefer steht, dass du über die ‚Außen‘ drüberkommen kannst.“

Rapid setzte sich in Tauziehen durch

Nicht nur Rapid zeigte an ihm Interesse, auch Ligakrösus Salzburg war neben ausländischen Clubs – gerüchteweise Eintracht Frankfurt und Union Berlin – an Grüll dran. „Es hat viele Sachen gegeben, aber das ist der richtige Schritt. Bei Rapid haben sie mir gleich das Vertrauen gegeben, dass sie mich unbedingt haben wollen. Ich habe nicht viel überlegen müssen.“ Bei Salzburg sei das Interesse hingegen nicht so stark zu spüren gewesen. „Ich bin nicht mehr 17. In meinem Alter muss man spielen.“

Marco Grüll (Ried) und Dejan Petrovic (Rapid)
GEPA/Mario Kneisl
Mit seinen starken Leistungen in Ried hat sich Grüll nicht nur in die Notizbücher der Rapid-Scouts gespielt

Grüll will seine Karriere Schritt für Schritt entwickeln, das zeigt seine Vergangenheit. So schlug er einen Wechsel zu Rapid – bereits 2018 absolvierte er ein Probetraining bei Rapids Zweierteam – im Sommer 2020 noch aus. Da kannte er die Bundesliga noch nicht, es sei eben zu früh gewesen. Auch den Verlockungen Salzburgs widerstand er eigenen Angaben nach schon mehrmals. „Salzburg war (zuletzt, Anm.) nicht das erste Mal an mir dran. Aber damals wollte ich noch nicht weg von daheim. Das hat gut gepasst.“

Steiler Aufstieg auf Karriereleiter

Eine Fußballakademie hat der gelernte Sportartikelverkäufer im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nie von innen gesehen. 2015 kam er im Alter von 17 von Pfarrwerfen aus der 2. Landesliga (6. Leistungsstufe) zu Regionalligist St. Johann, im Winter 1918/19 erfolgte sein Wechsel zu Ried in die 2. Liga. „Ich habe mit 14 schon mit Erwachsenen trainiert, da lernst du es mit dem Körper anders“, blickte er auf eine Zeit zurück, in der er auch mental vieles gelernt habe, das ihm nun hilfreich sein soll.

Schließlich betritt Grüll beim Wiener Großclub eine neue Welt. „Im Umfeld des Vereins ist alles viel größer“, sagte er. Auf dem Platz seien Tempo und individuelle Qualität höher. Insgesamt sei ihm der „Umstieg“ vorerst aber leichtgefallen – nicht nur, weil ihn die Clubverantwortlichen stets als „absoluten Wunschspieler“ bezeichnet hatten: „Ich bin positiv überrascht vom Klima.“