Athleten vor leeren Tribünen
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Olympia

Fanausschluss als Ausweg aus Dilemma

Der Ausschluss von Zuschauern bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio hat nicht nur bei Sportlern für Wehmut verbunden mit Verständnis gesorgt. „Wir sind in erster Linie erleichtert, dass die Spiele trotz Pandemie ausgetragen werden können und unsere Athletinnen und Athleten nicht um ihre Olympiachance gebracht werden“, so der Generalsekretär des Österreichischen Olympische Comites (ÖOC), Peter Mennel. Die Sportler reagierten enttäuscht, sind aber froh, dass überhaupt Wettkämpfe stattfinden.

Am Donnerstag hatte die japanische Regierung entschieden, für die Zeit der Olympischen Spiele in Tokio und drei Nachbarpräfekturen erneut den Coronavirus-Notstand auszurufen. Die Maßnahme werde von Montag bis vorläufig 22. August gelten, hieß es. Die Sommerspiele in Tokio sollen von 23. Juli bis 8. August stattfinden. Die Paralympics, die am 24. August beginnen, sind derzeit von den Maßnahmen nicht betroffen. Grund für den inzwischen vierten Notstand für Tokio sind wieder deutlich steigende Infektionszahlen.

Nach Beratungen mit der Regierung und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hatten die Veranstalter mitgeteilt, dass nach dem Verbot für ausländische Gäste auch keine einheimischen Zuschauer die Sommerspiel an Ort und Stelle verfolgen dürften. „Natürlich haben wir bis zuletzt gehofft, dass die Spiele unter Zuschauerbeteiligung in Szene gehen. Aber die Entscheidung der japanischen Regierung ist zu 100 Prozent zu respektieren. Der Veranstalter muss diese Entscheidung auch verantworten“, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss.

Olympia findet ohne Zuschauer statt

In gut zwei Wochen beginnen die Spiele in Japan. Dessen Regierung hat den CoV-Notstand für Tokio bis weit in den August verlängert, was den Alltag deutlich einschränkt und auch den Besuch der Stadien verhindert – auch japanische Fans bleiben ausgesperrt.

Sportler von Ausschluss nicht überrascht

Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger zeigte sich wenig betroffen. „Ehrlich gesagt überrascht mich diese Nachricht nicht mehr. Die Verschiebung vor einem Jahr hat mich mehr getroffen. Da war ich ein paar Wochen orientierungslos“, sagte er: „Hauptsache, die Olympischen Spiele gehen trotzdem über die Bühne. Ich bin Profi, will möglichst viele Wettkämpfe bestreiten. Erst recht im Fall von Olympia. Das ist für mich das Nonplusultra.“

Ähnliche Reaktionen waren in Deutschland zu hören. Der deutsche Athletensprecher Max Hartung hält aus Sicht der Sportler das Festhalten an Olympia trotz des Ausschlusses von Zuschauern in Tokio für richtig. „Ich habe jetzt fünf Jahre trainiert, ich bin froh, wenn ich antreten kann“, sagte der Säbelfechter in den ARD-„Tagesthemen“. Diese Rückmeldung habe er auch aus dem deutschen Team erhalten, sagte Hartung: „Die freuen sich, antreten zu können, die wollen Sport machen.“

Kopfschütteln wegen gefüllter EM-Stadien

Wirklich überrascht zeigte sich aber niemand. „Es hat sich ja schon lange abgezeichnet“, sagte Hartung. Der Zuschauerausschluss sei „auf der einen Seite sehr schade, aber auch nachvollziehbar“, sagte Hartung. „Es wird sicher nicht so aufregend, nicht so emotional wie in einer vollen Halle“, so der 31-Jährige mit Blick auf die Wettbewerbe. Die Lage rund um Olympia drücke die Vorfreude.

Angesichts der gut gefüllten Stadien bei der Fußball-EM sei er keineswegs neidisch, versicherte Hartung. „Mich besorgen die Bilder eher, mit den vielen Fans und den vielen Infektionen auch. Ich finde es vernünftig, dass es in Japan nicht so gehandhabt wird“, sagte der Athletensprecher. Bei der Pandemie handle es sich um ein globales Problem. „Dass es so unterschiedlich gehandhabt wird, scheint nicht richtig“, sagte Hartung.