Seinen ersten Tagessieg hatte Cavendish 2008 gefeiert. Merckx waren die Erfolge zwischen 1969 und 1975 gelungen, die belgische Radlegende hatte sich zudem fünfmal den Tour-Gesamtsieg gesichert. Nach 219,9 Kilometern von Nimes nach Carcassonne gewann Cavendish im Massensprint vor seinem dänischen Deceuninck-Teamkollegen Michael Mörköv. Bei zwei noch erwarteten Sprintankünften hat der Straßenweltmeister von 2011 die Chance, Merckx zu übertreffen.
In der Gesamtwertung gab es an der Spitze keine Veränderungen. Der Slowene Tadej Pogacar führt weiter mit dem deutlichen Vorsprung von 5:18 Minuten auf den Kolumbianer Rigoberto Uran.
Cavendish egalisiert Merckx-Rekord
Mark Cavendish hat am Freitag Radsportgeschichte geschrieben. Der britische Sprintstar gewann seine 34. Etappe bei der Tour de France und egalisierte damit den Rekord vom legendären Eddie Merckx.
„Bin nicht auf einer Stufe mit Merckx“
Cavendish streckte die Faust nach oben, ließ sich im Blitzlichtgewitter feiern und zeigte auf dem Siegerpodest die magische Zahl. „Das war mein erster Versuch auf die 34. Ich kann das immer noch nicht glauben“, sagte der neue Rekordsieger. Es war der vierte Sieg im vierten Massensprint. Den direkten Vergleich mit Merckx hält Cavendish aber für unangebracht. „Ich denke nicht, dass ich je auf einer Stufe mit Merckx sein werde. Er ist der Größte.“
„Jetzt ist Mark auf einer Stufe mit Eddy Merckx. Das ist ganz speziell, die Marke von so einer Legende zu erreichen“, sagte hingegen Mörköv, der als Anfahrer Zweiter hinter dem „King Cav“ genannten Sieger wurde. „Man kann sagen, dass Mark der beste Sprinter in der Geschichte des Radsports ist“, meinte der Däne.
Mit 101 Zählern Vorsprung ist Cavendish im Kampf um das Grüne Trikot des Spitzenreiters der Punktewertung kaum noch einzuholen, er muss es eigentlich nur noch über die Pyrenäen schaffen. Und dann kann der Mann von der Isle of Man in Libourne oder Paris sogar noch alleiniger Rekordhalter werden. Zuvor hatte er schon in Fougeres, Chateauroux und Valence gewonnen. Doch so hart wie am Freitag war es davor noch nicht. „Ich bin so tot. Die letzten 20 Kilometer, die Hitze, der Wind“, klagte Cavendish, der nach der Einstellung der Bestmarke offen über seine Rolle sprach. „Es geht beim Sprint nicht nur um die Beine. Es geht um den Kopf. Man muss mit dem Druck umgehen können.“
Merckx droht baldiger Verlust eines Rekordes
Merckx muss sich die prestigeträchtige Bestmarke nun teilen. Zumindest solange, bis Cavendish mit einem 35. Sieg endgültig vorbeizieht. Der 76-Jährige hatte schon zuvor in der „Gazzetta dello Sport“ betont: „Es gibt kein Problem, wenn Cavendish meinen Rekord holt. Ich werde deshalb keinen Schlaf verlieren. Wenn er es schafft, gratuliere ich, denn es ist nicht einfach, 34 Sprints zu gewinnen.“ Merckx verwies dabei dezent auf seine 96 Tage im Gelben Trikot, seine Titel und seine Vielseitigkeit, mit der er Etappen gewonnen hatte.
Cavendish, der vor der heurigen Tour eine lange Durststrecke hinter sich hat, trumpft 2021 wieder auf wie in jungen Jahren. Der Coup in Carcassonne war bereits sein vierter Tagessieg, alle Massensprints im dezimierten Sprinterfeld gingen bislang an den Routinier. Auch ein Radwechsel konnte den Briten am Freitag nicht ausbremsen.
Gogl muss verletzungsbedingt aufgeben
Der Oberösterreicher Michael Gogl musste bei seiner vierten Tour-Teilnahme wie im Vorjahr aufgeben. Der 27-Jährige aus dem Qhubeka-Rennstall trat nicht mehr zur 13. Etappe an. Er hatte sich während des achten Teilstücks bei einem Sturz am linken Bein verletzt.
„Ich habe nach dem Sturz alles versucht und bin positiv geblieben, aber leider sagt mein Körper Nein“, sagte Gogl in einer Mitteilung seiner Mannschaft. Der Brite Simon Yates, der Dritte des heurigen Giro d’Italia, musste nach einem Sturz ebenfalls aussteigen.
Bora-Teamchef Ralph Denk dementierte indes den von französischen Medien als fix kolportierten Abgang des dreifachen Weltmeisters Peter Sagan mit Saisonende. Es gebe mit dem Management des Slowaken Gespräche über eine Verlängerung des seit 2017 laufenden Vertrags.