Nach dem 6:3 6:7 (4/7) 6:3-Finalerfolg gegen die Tschechin Karolina Pliskova ist die Australierin ab Montag die 77. Woche in Folge die Nummer eins der Welt. Die 25-Jährige hat damit das davor stattfindende Wechselspiel an der Spitze beendet. Und das, obwohl sie während der Coronavirus-Pandemie rund ein Jahr lang kein Turnier bestritt. Da kam ihr natürlich das „Einfrieren“ der Punkte zugute.
Barty hatte es in dieser Zeit aber nicht unbedingt einfach, großteils war sie in Australien ohne Coach festgesessen. Sie gewann dafür ein regionales Golfturnier, nachdem sie ihre vielseitigen sportlichen Qualitäten schon in früheren Jahren als Cricket-Halbprofi unter Beweis gestellt hatte.
Australierin Barty gewinnt Wimbledon
Die Australierin Ashleigh Barty hat sich zur neuen Wimbledon-Siegerin gekürt. Die 25-jährige Weltranglistenerste setzte sich im Finale gegen Karolina Pliskova aus Tschechien in drei Sätzen durch.
Auf den Spuren von Goolagong Cawley
Tennis liegt ihr aber doch am besten, den Gewinn des Wimbledon-Titels bezeichnete sie als Erfüllung ihres größten Traums. Das schaffte sie in einem von Evonne Goolagong Cawley inspirierten Kleid. Diese hatte 1980 als davor letzte Australierin das Wimbledon-Einzel-Turnier gewonnen. „Ich hoffe, ich habe Evonne stolz gemacht“, sagte Barty.

50 Jahre nach Goolagong Cawleys erstem Triumph an der Church Road stellte Barty die indigenen Wurzeln beider heraus – und die herzerwärmende Antwort aus der Heimat ließ nicht lange auf sich warten. Goolaong Cawley gab sich daheim extrem „stolz auf Ash, wie sie nicht nur auf dem Platz zurechtkommt, sondern auch daneben. Sie ist eine große Australierin, alle lieben sie“, sagte die Gewinnerin von sieben Grand-Slam-Titeln und betonte: „Ash ist wie eine kleine Schwester und Teil meiner Familie.“
„Mächtig stolz auf unser Mädchen“
Daheim fieberte die Sportnation Australien zu später Stunde an den Fernsehgeräten mit und überschlug sich mit Gratulationen. Zu Wort meldete sich auch Cathy Freeman: Die 400-m-Olympiasiegerin von Sydney 2000 ist ebenfalls indigener Abstammung. „Mächtig stolz auf unser Mädchen“, twitterte sie. Australien platze vor Stolz, schrieb Premierminister Scott Morrison. Glücklich zeigte sich auch Tennisidol Rod Laver, der 1969 als bisher letzter Mann Gewinner aller vier Grand-Slam-Turniere in einer Saison war.
Bartys Popularität in der Heimat gründet sich auch auf ihrem bescheidenen Auftreten. „Ich habe einfach versucht, nach den Werten zu leben, die mir meine Eltern beigebracht haben. Ich denke, es ist wichtiger, ein guter Mensch zu sein als eine gute Tennisspielerin“, sagte sie. Bei ihrer in der Nähe von Brisbane lebenden Familie brach nach dem Endspiel Jubel aus. Der Kontakt zu den Schwestern und seiner Frau sei täglich da, sagte Vater Rob Barty. Heimkommen wird die Tochter aber wohl erst im November.
„Wunder“ nach Paris-Verletzung
Die Wimbledon-Teilnahme der 1,65 Meter großen Siegerin war eigentlich an einem seidenen Faden gehangen. Vor fünf Wochen hatte sie bei den French Open wegen akuter Hüftprobleme aufgeben müssen. Die Ärzte machten ihr nicht viel Hoffnung. Wie bedrohlich die Blessur war, verrieten ihr ihre Betreuer erst nach dem Finale. „Normalerweise geht man bei dieser Verletzung von zwei Monaten Pause aus“, sagte Barty. „Es ist nichts anderes als ein Wunder, dass ich ohne Schmerzen spielen konnte.“