„Wir haben seit Mittwochabend gehört, dass der Pokal nach Hause zurückkehrt“, sagte Leonardo Bonucci in Anspielung auf die inoffizielle englische Fußballhymne „Football’s coming home“, das die Italiener einfach in „It’s coming Rome“ umdichteten. „Tut mir leid für sie, aber heute Abend nimmt er einen schönen Flug nach Rom“, sagte Bonucci, der in der 67. Minute zum 1:1 getroffen hatte.
Dieser Triumph durch das 3:2 im Elfmeterdrama gegen England sei „für alle Italiener. Wir haben daran geglaubt, für uns und für sie.“ Auf dem Weg zum Flughafen in der Nacht setzte Bonuccis Abwehrpartner und Kapitän Giorgio Chiellini den Pokal auf den Platz neben sich.
Ganz Italien feiert
Auf den Straßen in ganz Italien feierten unzählige Fans den zweiten EM-Titel ihres Nationalteams euphorisch. In der Hauptstadt Rom gab es für die Anhänger kein Halten mehr. Nach dem Triumph stürmten die Menschen auf die Piazza Navona im Zentrum der Altstadt, rissen sich die Trikots vom Leib und fielen einander in die Arme. Die Polizei ließ die Sirenen ihrer Autos aufheulen, Feuerwerkskörper knallten. In Rom hatten Tausende Fans die Partie gemeinsam auf Großbildleinwänden vor dem Kolosseum und auf der zentralen Piazza del Popolo verfolgt.
Italien: Krönung nach Neustart
Groß ist der italienische Jubel über den ersten EM-Titel seit 53 Jahren. Im Mittelpunkt steht dabei Trainer Roberto Mancini, für den der Triumph die Krönung nach dem schwierigen Neustart vor drei Jahren ist.
Auch in anderen italienischen Städten wurde öffentlich gejubelt. In Mailand ließen die Menschen auf dem zentralen Platz vor dem Dom mit Tröten und Jubelschreien ihrer Freude freien Lauf, viele schwenkten italienische Flaggen. Auch Feuerwerk wurde gezündet.
Mancini lässt Tränen freien Lauf
Für Teamchef Roberto Mancini war der Triumph besonders emotional: Er vergoss noch auf dem Platz Freudentränen. „Mir sind einfach die Tränen gekommen, als ich die Burschen gesehen habe“, sagte der 56-Jährige, der die Mannschaft nach der verpassten WM 2018 übernommen und zum großen Triumph geführt hatte.
„Ich konnte noch gar nicht richtig glauben, dass wir es geschafft hatten“, schilderte Mancini seine Gefühle. Den Sieg widme er „allen Italienern. Wir haben ihnen einen wunderschönen Monat der Freude geschenkt. Darüber sind wir sehr glücklich.“
Empfang beim Ministerpräsidenten
Die Feierlichkeiten werden am Montag auch in der Heimat in offiziellem Rahmen fortgesetzt. Der neue Europameister wird in Rom von Ministerpräsident Mario Draghi empfangen. Der Regierungschef wolle sich persönlich bei der Mannschaft und dem Trainerteam bedanken, teilte die Regierung mit. Die „Squadra Azzurra“ habe „neben großer Individualität ein außergewöhnliches Spiel und einen besonderen Teamgeist“ gezeigt, hieß es in einer kurzen Mitteilung der italienischen Regierung am späten Sonntagabend.
Auch Staatspräsident Sergio Mattarella, der die Partie im Stadion verfolgt hatte, würdigte die Mannschaft für ihre Leistung. „Große Dankbarkeit für Roberto Mancini und unsere Spieler, die Italien gut vertreten haben und dem Sport Ehre gemacht haben“, wurde Mattarella auf Twitter zitiert.
Donnarumma „bester Torhüter der Welt“
Wie schon im Halbfinale gegen Spanien war wieder einmal Torhüter Gianluigi Donnarumma mit zwei gehaltenen Elfmetern entscheidend. „Es ist eine unglaubliche Sache, wir sind eine fantastische Mannschaft und verdienen es alle“, sagte der 22-jährige Keeper, der nach der Siegerehrung sichtlich nach Worten rang. „Wir sind außergewöhnlich gewesen, wir sind superglücklich“, ergänzte er grinsend.
Für den Torhüter, dessen Vertrag bei AC Milan ausgelaufen ist, gab es noch eine besondere Ehrung: Er wurde als Spieler des Turniers ausgezeichnet. „Ich war mir sicher, dass er einen Elfmeter halten würde. Er ist der beste Torhüter der Welt“, lobte Mancini seinen Keeper. „Wir haben Glück, Donnarumma zu haben.“