Dabei ist es nicht so, als würden es seine Verfolger nicht versuchen und Angriffe starten. Der Kolumbianer Rigoberto Uran, der Däne Jonas Vingegaard und Richard Carapaz aus Ecuador – sie alle machten vor dem Ruhetag am Montag beim Abstecher nach Andorra im Hochgebirge Druck auf Pogacar, allen radelte er leichtfüßig davon. „Ich fühle mich gut, das ist Pech für die anderen“, sagte der 22-jährige Slowene unbeeindruckt.
Seinen Konkurrenten bleiben noch die Bergankünfte am Col du Portet am Mittwoch und in Luz Ardiden am Donnerstag sowie das Einzelzeitfahren nahe Bordeaux am Samstag. Realistisch betrachtet dürfte es aber nur noch um Platz zwei gehen. „Meine größte Angst vor der Tour war, wie ich mit der Hitze umgehen kann“, sagte Pogacar nach dem über 30 Grad heißen Pyrenäen-Auftakt über 4.500 Höhenmeter. „Das lief sehr gut. Jetzt habe ich keine Angst mehr.“

Pogacar für weitere Attacken gerüstet
Somit blickt der Dominator der aktuellen Tour relativ gelassen auf die kommenden Herausforderungen. „Wir werden sehen, wie weit meine Reise in Gelb noch gehen wird“, sagte Pogacar. Er ließ keinen Zweifel aufkommen, was er meinte: bis auf die Pariser Champs-Elysees am Sonntag. Auf dem Weg dahin wird der junge Vingegaard auf jeden Fall seine Attacken setzen. Auf dem Mont Ventoux gelang es dem Dänen als bisher einzigem Fahrer, Pogacar zu distanzieren.
Mit Ansagen hält sich der 24-Jährige zurück. „Wir schauen einfach von Tag zu Tag“, sagte Vingegaard, der erst durch das Aus seines Kapitäns Primoz Roglic in die Rolle des Anführers im Jumbo-Team gerutscht ist. „Jonas ist immer noch superstark. Er kann gut Zeitfahren, und an den Bergankünften werden wir mehr Risiken eingehen“, versprach sein Teamkollege Sepp Kuss nach seinem Etappensieg in Andorra.
Erster Verfolger von Pogacar ist vorläufig der Kolumbianer Uran. Der Routinier vom EF-Team hat etwas überraschend wieder zu der Form zurückgefunden, die ihm schon 2017 den zweiten Platz bei der Tour ermöglicht hatte. Zwar zeigte der 34-Jährige Schwächen bei den explosiven Antritten seiner Konkurrenten am Berg, fand jedoch immer wieder den Anschluss. Nun hofft Uran, dass die Kräfte bis Paris reichen.
Nächste Chance für Ausreißer
Bevor es auf die berühmten Pyrenäen-Berge geht, warten am Dienstag 169 hügelige Kilometer von Pas de la Case nach Saint-Gaudens. Während die Hochgebirgsetappen am Mittwoch und Donnerstag eine Sache für die Favoriten werden könnten, sind auf dem 16. Teilstück die Ausreißer im Fokus. Der schwerste der vier Anstiege wird bereits 68 Kilometer vor dem Ziel erklommen. Auch die Kandidaten für das Bergtrikot dürften sich auf dieser Etappe wieder in Fluchtgruppen zeigen.
Nicht mehr dabei sein wird der Italiener Vincenzo Nibali. Der Tour-Sieger von 2014 stieg vorzeitig aus, um sich auf die Olympischen Spiele in Tokio vorzubereiten. Das teilte sein Team Trek-Segafredo am Montag mit. „Es war ein letzter guter Test, um das Rennen danach zu verlassen“, sagte der 36-jährige Routinier nach der Pyrenäen-Etappe am Sonntag.