Novak Djokovic (SBR)
AP/Kirsty Wigglesworth
Tennis

Grand Slam für Djokovic in Griffweite

Gratulationen sind von seinen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal sowie vielen anderen Tennisgrößen gekommen: Kein Wunder, denn Novak Djokovic hat mit dem 6:7 (4/7) 6:4 6:4 6:3-Erfolg über den Italiener Matteo Berrettini im Wimbledon-Finale seinen nächsten Meilenstein gesetzt: Sechster Wimbledon- und 20. Major-Titel sowie die Chance, mit einem US-Open-Triumph als dritter Spieler den „echten“ Grand Slam zu schaffen.

Die Frage, ob er der beste Spieler aller Zeiten ist, beantwortete er – zumindest für die gegenwärtige Ära – mit einem Ja. „Ich halte mich für den Besten und glaube, dass ich der Beste bin, sonst würde ich nicht selbstbewusst darüber sprechen, Slams zu gewinnen und Geschichte zu schreiben“, sagte der „Djoker“.

Dann schränkte der 34-jährige Serbe aber doch noch ein: „Aber ob ich der Größte aller Zeiten bin oder nicht, diese Debatte überlasse ich anderen.“ Es sei sehr schwierig, die Epochen im Tennis zu vergleichen. „Wir haben verschiedene Schläger, Technik, Bälle, Plätze. Es sind völlig andere Bedingungen, unter denen wir spielen, daher ist es sehr schwer, das Tennis von vor 50 Jahren mit heute zu vergleichen.“

Djokovic holt 20. Grand-Slam-Titel

Novak Djokovic hat am Sonntag das Endspiel in Wimbledon und damit seinen 20. Major-Titel gewonnen. Bei seinem sechsten Triumph bei den All England Championships bezwang der Serbe den Italiener Matteo Berrettini in vier Sätzen.

Rekordjagd geht weiter

Doch nach seinem sechsten Wimbledon-Titel, mit dem er übrigens den legendären Schweden Björn Borg übertrumpfte, scheint für Djokovic noch mehr möglich. Nadal ist knapp ein Jahr älter und wird ihm noch etwas länger im Weg stehen. Federer, der Dritte aus den „Big Three“ mit je 20 Grand-Slam-Triumphen, wird hingegen am 8. August 40 Jahre alt. Seine Karriere könnte vielleicht noch dieses Jahr enden.

Dass Djokovic von der körperlichen Substanz her Chancen hat, sogar den Gesamt-Major-Rekord von Margaret Court (24 Titel) zu toppen, daran glaubt US-Legende John McEnroe. „Wenn er gesund bleibt, dann kann er wahrscheinlich noch zumindest vier oder fünf weitere Majors gewinnen“, sagte „Mac“. Aus Sicht des siebenfachen Grand-Slam-Siegers hat Djokovic zuletzt „besser als je zuvor gespielt“ und könne auch unter sehr viel Druck abliefern. „Man kann erwarten, dass das noch zwei Jahre so weitergehen kann, außer jemand anderer erscheint, und erkennt, wie gut er selbst ist“, orakelt McEnroe.

Djokovic-Coach Goran Ivanisevic meinte, dass die Debatte über den „Größten aller Zeiten“ (GOAT – Greatest of all time) vorbei sein könnte, wenn der Serbe am 12. September die US Open gewinnt und damit als dritter Spieler nach Don Budge (USA/1938) und Rod Laver (AUS/1962 und 1969) den Grand Slam – also Titel bei allen vier Major-Turnieren in einem Kalenderjahr – schafft. „Er ist der Einzige, der alle vier im selben Jahr gewinnen kann“, glaubt Ex-Wimbledon-Sieger Ivanisevic.

Chancen auf Olympiastart gesunken

Ob Djokovic auch den „Golden Slam“ anvisiert, ist seit Sonntag hingegen unsicher: Das wäre der Grand Slam plus Olympiagold – das ist noch gar keinem Mann gelungen, sondern bisher lediglich der Deutschen Steffi Graf 1988. Die Chancen, dass er in Tokio antritt, bezifferte Djokovic nach dem Titel auf dem „Heiligen Rasen“ aber nur noch mit 50:50. Der Ausschluss des Publikums sowie zu erwartende sehr strenge CoV-Auflagen haben seine Olympialust stark reduziert.