Austria Coach Manfred Schmid
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Bundesliga

Austria schlägt mit Schmid neues Kapitel auf

Die vergangene Saison der Wiener Austria hat zwar in einem Hoch geendet, aber der Blick geht nicht zurück. Mit einem laut Vorstand Gerhard Krisch „großen wirtschaftlichen Rucksack“ ausgestattet, sollen die früheren Meistermacher Manfred Schmid und Manuel Ortlechner versuchen, eine erfolgreiche violette Zukunft zu gestalten. Der Weg der Jugend soll bewusst verfolgt werden, die Zielsetzung ist dabei vage formuliert.

Für Schmid ist es eine Rückkehr an eine Wirkungsstätte, die ihm schon seit seiner Kindheit vertraut ist. „Ich kenne die Austria und weiß, was mich hier erwartet“, sagt der Nachfolger von Peter Stöger gegenüber der APA. Viele Jahre war Schmid als Kotrainer an der Seite seines einstigen Teamkollegen. 2013 holte das Duo die Meisterschaft nach Wien-Favoriten, ehe es nach Deutschland zum 1. FC Köln und später Borussia Dortmund ging. 2019 trennten sich die Wege.

Schmid – als Aktiver mit der Austria dreimal Meister und zweimal Cupsieger – will auch nun nicht in Stögers Fußstapfen wandeln. Von allen Verantwortlichen ist von einem „Neubeginn“ die Rede. Neun Spieler haben den Club verlassen, darunter Arrivierte wie Michael Madl, Christoph Schösswendter, Stephan Zwierschitz, Christoph Monschein und Thomas Ebner. Der ausgeliehene Erik Palmer-Brown kehrte zu Manchester City zurück. Von den Neuen ist Marvin Martins 26, Manfred Fischer 25 und Filip Antovski 20 Jahre alt. Die ohnehin schon junge Austria ist noch einmal jünger geworden. 23 Jahre beträgt derzeit das Durchschnittsalter des Kaders.

„Dieser Weg kann steinig sein“

Vor allem in der Abwehr gibt es noch großen Bedarf, Schmid hofft auf Verstärkung. Drei, vier Spieler sollen noch kommen. Es gehe aber in erster Linie darum, die eigenen Talente zu entwickeln. Teure Zugänge kann sich die Austria nicht leisten. „Das ist kein Geheimnis. Dieser Weg kann steinig sein. Aber wir haben uns darauf geeinigt, dass wir diesen Neufang machen wollen“, meinte Schmid. Er werde gemeinsam mit seinem Trainerteam alles versuchen, um etwas entstehen zu lassen. „Natürlich muss man da auch eine Entwicklung sehen.“

Sportdirektor Manuel Ortlechner, Vorsitzender Gerhard Krisch und Trainer Manfred Schmid
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Ortlechner, Krisch und Schmid stehen für den neuen Weg der Wiener Austria

Im Verein sei „alles umgedreht worden“, bekräftigte Routinier Markus Suttner. Der Linksverteidiger ist einer der wenigen gestandenen Profis im Kader und trat bei der Kick-off-Veranstaltung der Bundesliga am Dienstag in Wien als Kapitän auf. „Aber man hat trotzdem gemerkt, dass die Qualifikation für die Conference League einen Elan entfacht hat, wo die neuen Mitarbeiter einen Zusammenhalt zeigen, den wir lange nicht gesehen haben und den wir weiterentwickeln wollen.“

Bei seiner Präsentation hatte Schmid angemerkt, dass er jener Trainer der Austria sei, der sich der schwierigsten Ausgangssituation der Clubgeschichte stelle. Es könnte sein, dass man sich auf „scheiß Jahre“ einstellen müsse. „Die Betonung liegt auf könnte. Es kann aber auch sein, dass wir überraschen“, hielt Schmid nun fest. Rückschläge seien eingeplant. Zur Zielsetzung meinte er: „Es geht nicht um Platzierungen, auch wenn wir so weit rauf wie möglich wollen.“

Gutes Händchen auf Transfermarkt gefragt

Klar ist, dass die sportliche Führung mit Schmid und dem ebenfalls neuen Sportdirektor Ortlechner auf dem Transfermarkt ein gutes Händchen brauchen wird. Inwiefern der strategische Partner Insignia Abhilfe schaffen kann, ist nach wie vor unklar. Das Lifestyle-Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge gute Kontakte zu Chelsea und AS Roma. Zumindest nach außen hin plant die Austria nicht damit. „Es gibt das Thema. Ich gebe meine Wunschvorstellungen ab. Was sich dann realisieren lässt, muss man abwarten“, so Schmid.

Der Vertrag mit dem Partner wurde noch von Markus Kraetschmer ausverhandelt, Gerhard Krisch hat als Vorstand übernommen. Insignia soll Sponsoren akquirieren. Vorerst scheint das Unternehmen selbst als Brustsponsor auf, soll dem Vernehmen nach aber Platz machen, wenn ein Geldgeber kommt. Der in Aussicht gestellte Millionenregen durch den Deal ist für die Austria vorerst nicht in Sichtweite.

Krisch will die wirtschaftliche Stabilität im Club „wieder nachhaltig herstellen“. Er versprach eines: „Ich denke, dass wir einen Kader bekommen werden, der nicht schlechter ist als der Kader, den wir letzte Saison hatten.“ Schmid betonte am Dienstag auf der Bühne: „Ich habe einen Stamm, der absolut in Ordnung ist. Wir haben viele Spieler mit Potenzial und Talent. Das Problem ist einfach der Zeitfaktor.“

Weitere Abgänge möglich

Dringend benötigte Einnahmen könnten auf dem Transfermarkt lukriert werden. Für Patrick Wimmer soll ein Angebot vorliegen. Der Vertrag des 20-jährigen Flügelspielers läuft wie jener von Torhüter Patrick Pentz im Sommer 2022 aus. Schmid nimmt es, wie es kommt.

Für seine Schützlinge geht es bald ans Eingemachte. Angefangen mit dem Gastspiel in Runde eins des ÖFB-Cups bei Spittal/Drau am Samstag geht es mit Auftritten in der Qualifikation zur neuen Conference League am 22. und 29. Juli. In der Liga starten die Wiener am 25. Juli in Ried. Schmid weiß: „Für uns beginnt die Saison schnell, aber wir haben die Situation angenommen.“