Trainer Stephan Helm
GEPA/Philipp Brem
2. Liga

Favoritenrolle wird St. Pölten aufgedrängt

Mit einem ambitionierten Absteiger und der bekannten Riege an mehr oder weniger aufstiegswilligen Kandidaten startet die 2. Liga in die neue Saison. Eineinhalb Wochen vor dem Anpfiff fanden sich am Mittwoch alle 16 Trainer der Zweitligisten zum Stelldichein ein. Mit dem Wettanbieter Admiral hat die zweithöchste Spielklasse denselben Bewerbsponsor wie die Bundesliga. Die „Drehscheibenfunktion“ soll gewahrt bleiben. Die Favoritenrolle wird St. Pölten zugeschrieben.

Ligavorstand Christian Ebenbauer erinnerte an die erschwerten Bedingungen durch die Coronavirus-Pandemie, denen sich die semiprofessionelle Liga stellen musste. „Wir müssen dankbar sein, dass wir jeden Bewerb spielen konnten“, meinte der Ligavorstand. Prinzipiell sei die 2. Liga seit der Reform mit 16 Mannschaften vor drei Jahren „eine Erfolgsgeschichte par excellence“.

Dass zuletzt der Dritte Austria Klagenfurt über die Relegation den Sprung ins Oberhaus schaffte, war in der vergangenen Saison ebenso kurios wie der Umstand, dass es auch aufgrund des Coronavirus-Spielstopps im Unterhaus erneut keinen Absteiger gab. Das Interesse hatte sich prinzipiell in Grenzen gehalten. Ebenbauer ging auf die Aufstiegsfrage ein. „Die Drehscheibenfunktion der Liga ist das Wesentliche. Nicht jeder Club muss in die Bundesliga aufsteigen“, sagte der Vorstand.

Start in die neue Saison

Nächste Woche Freitag startet neben der Bundesliga auch die 2. Liga in die neue Saison. Erwartet wird ein Aufstiegskampf zwischen den beiden letzten Absteigern St. Pölten und Wacker Innsbruck.

Natürlich wolle man die Vereine insbesondere beim kritischen Punkt der Infrastruktur „da hinführen“, dass der Aufstieg in die erste Liga ein Ziel werden kann. Für kommende Saison freut man sich vor allem auf eines: die Rückkehr der Fans. „Zuschauerzahlen sind bei unserer Strategie nicht das Ursprungsziel gewesen. Aber natürlich hoffen wir, dass die Fans schnell wieder kommen“, sagte Ebenbauer.

Umbau bei St. Pölten

Sportlich schickt sich der SKN St. Pölten an, das Ziel Wiederaufstieg anzugehen. Die Niederösterreicher mussten ihren Kader nach dem verlorenen Duell mit Klagenfurt nahezu komplett umbauen, werden bei der Frage nach den Favoriten oft ganz vorne genannt.

Gekommen sind Deni Alar (zuletzt Rapid), Christian Ramsebner (LASK) und drei junge Akteure von Kooperationspartner VfL Wolfsburg. Auch der Coach ist neu: Stephan Helm beendete sein Engagement als Kotrainer des LASK und ging als neuer Chef an die Traisen. Der 38-Jährige erklärte: „Entscheidend ist, dass wir nach dem Abstieg die Basis für die Zukunft legen. Wir haben eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt. Aber die Spieler müssen sich erst finden.“

Helm sah noch drei, vier andere Mannschaften, die um die vorderen Plätze kämpfen wollen. Lafnitz war in der Vorsaison lang überraschend ganz vorne. Blau Weiß Linz wurde nach einer Entscheidung erst in der letzten Runde Meister. Beide Vereine wollen aber auch in der kommenden Saison keine Lizenz für das Oberhaus beantragen. Auch der stark eingeschätzte FC Liefering verzichtet auf den Aufstieg.

Übergangssaison für Linz

Blau Weiß verlor u. a. Torjäger Fabian Schubert an St. Gallen. Trainer ist als Nachfolger des als Kotrainer von Oliver Glasner zu Eintracht Frankfurt gewechselten Ronald Brunmayr nun Gerald Scheiblehner. Die Linzer haben eine Art Übergangssaison. 2022/23 will Blau Weiß den Aufstieg in Angriff nehmen, da mit der Errichtung des neuen Donauparkstadions dann auch die Kriterien für die Bundesliga erfüllt sind.

Turbulent war der Sommer für Wacker Innsbruck. Die Clubspitze der Tiroler und der deutsche Investor trugen ihren Zwist öffentlich aus. Wacker nabelte sich inzwischen ab, das Budget wurde reduziert. Trainer Daniel Bierofka blieb. „Die ersten drei Wochen der Vorbereitung waren schwierig, die Mannschaft war durch die Situation belastet“, berichtete der Bayer. Ein halbes Dutzend Spieler wurden abgegeben. Bierofka hofft nun darauf, dass das Erlebte sein Team zusammengeschweißt hat: „Diese Jungs haben einen super Charakter.“

GAK stapelt eher tief

Bleibt noch der GAK, der ebenfalls die Infrastruktur für einen Platz ganz oben besitzt. Gernot Plassnegger winkte auf Fragen nach dem Titelkampf aber ab. Mit Blick auf den Transfermarkt sagte er: „Wir haben nicht das Geld, dass wir ins ganz obere Regal greifen können.“ Der GAK als Traditionsclub werde gerne als Kandidat für ganz vorne gehandelt. „Man muss aber auch Realist bleiben. Der Name allein gewinnt keine Spiele.“

Von den 16 Zweitligisten haben neun Vereine neue Trainer. Neben Scheiblehner und Helm gehen auch Rene Aufhauser als Nachfolger von Matthias Jaissle beim FC Liefering, Eric Orie (FC Dornbirn), Stefan Hirczy (Juniors OÖ), Jochen Fallmann (Amstetten), Markus Mader (Austria Lustenau), Patrick Jovanovic (Rapid II) und Rolf Landerl (SV Horn) in eine Saison bei neuem Arbeitgeber.