Hartberg-Trainer Kurt Russ
GEPA/Michael Meindl
Bundesliga

Von Russ bis Pacult

Die Antworten der zwölf Trainer der österreichischen Fußballbundesligisten in einer Umfrage, welche die APA vor der Saison 2021/22 durchgeführt hat:

Fragen:

1.) Wen sehen Sie als ersten Herausforderer von Salzburg in der Meisterschaft und warum?

2.) Wie lauten die Ziele und Erwartungen Ihrer Mannschaft?

3.) Welche Auswirkungen erwarten Sie durch die Einführung des VAR?

4.) Wie beurteilen Sie das EM-Abschneiden des ÖFB-Teams?

5.) Ist der Fußball schon zurück in der alten Normalität vor Corona, oder gibt es noch Einschränkungen?

Kurt Russ (TSV Hartberg):

1.) „Ich glaube, dass Rapid und Sturm Graz die ersten Jäger sind. Der LASK auch vom Kader her, aber da weiß man noch nicht, wie das aufgehen wird. Ich denke, dass sie ein bisschen näher an Salzburg sind, und hoffe, dass Spannung reinkommen wird.“

2.) „Wir möchten um den sechsten Platz spielen und uns mit der Qualifikation für die Meistergruppe vorzeitig Ruhe holen. Aber wir werden Zeit brauchen, um bei hundert Prozent zu sein, und brauchen noch zwei, drei Offensive, um diesen Platz wirklich anpeilen zu können.“

3.) „Ich sehe es nur positiv. Es werden zwar Unterbrechungen sein, aber die Spieler und wir Trainer sollten die Schiedsrichter einfach in Ruhe arbeiten lassen. Der Fußball wird damit gerechter, das ist im Sinne des Sports.“

4.) „Man kann ihnen nur gratulieren. Beim letzten Spiel gegen Italien hat man gesehen, welches Potenzial diese Mannschaft hat, da muss man sagen: Hut ab! Aber wenn man sieht, wo unsere Spieler unter Vertrag stehen, dann darf man sich solche Leistungen öfter erwarten.“

5.) „Ich hoffe einfach, dass die Leute zahlreich ins Stadion kommen und das so bleibt. Die Spieler erwartet wieder eine Umstellung, nachdem es jetzt viel ruhiger war. Ich denke, dass sie durch die Zuschauer 20 Prozent mehr Leistung bringen können. Der Druck von den Rängen kann positiv sein, kann manchmal natürlich auch negativ sein. Für uns Trainer bedeutet es, dass Systemumstellungen im Spiel wieder schwieriger werden. Aber wir wollen alle nicht mehr mit uns selber feiern und freuen uns auf die Rückkehr der Fans.“

Manfred Schmid (FK Austria Wien):

1.) „Ich glaube, dass der eine oder andere Verein, der letzte Saison schon gute Leistungen erbracht hat, wieder vorne dabei ist. Sturm, Rapid haben sich gut verstärkt. Salzburg steht klar an oberster Stelle, egal, wie viele Abgänge sie haben. Durch ihre Struktur können sie das auffangen. Die Frage ist, wie schnell sie sich wieder finden. Da sehe ich schon die Chance für andere, das auszunützen, wie es 2013 bei Peter (Stöger, Anm.) und mir war.“

2.) „Unser ganz klares Ziel ist die Entwicklung der Mannschaft, die Entwicklung der Einzelspieler, der Einbau junger Spieler. Es geht nicht um Platzierungen, auch wenn wir so weit rauf wie möglich wollen.“

3.) „Ich bin absolut der Meinung, dass der VAR den Fußball gerechter macht – wenn er richtig angewendet wird. Wenn eine Entscheidung sehr lange gedauert hat, war es zu Beginn sehr schwierig. Wichtig sind klare Regeln und dass schnell entschieden wird.“

4.) „Ich sehe es sehr positiv. Die Leistung der Spieler war gut, man hat ein System gesehen, das oft funktioniert hat. Man hat Italien gefordert, man kann stolz sein. Aber das war auch keine Überraschung, wir haben Topspieler aus Deutschland im Team.“

5.) „Man muss weiter vorsichtig sein. Aber grundsätzlich belastet uns das nicht mehr. Das sind wie bei den Tests Abläufe, die bereits automatisiert sind. Ob die Rückkehr der Zuschauer die Leistungen der Spieler auf dem Platz beeinflusst, ist schwer zu sagen. Grundsätzlich freut es mich riesig, dass die Fans zurückkommen.“

Andreas Heraf (SV Ried):

1.) „Natürlich wieder Rapid. Aufgrund der letzten Saison mit dem zweiten Platz, und jetzt mit den Zuschauern wieder im Stadion ist Rapid zu Hause eine Macht. Und Sturm Graz schätze ich ebenfalls stark ein. Sie sind zusammengeblieben, haben eine klare Philosophie. Auch da spielen die Zuschauer eine Rolle.“

2.) „Ich würde mir wünschen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“

3.) „Natürlich mehr Gerechtigkeit im Fußball. Es wird alle Mannschaften mal treffen – im negativen wie im positiven Sinne. Es macht Sinn. Man hofft natürlich, dass es mehr zu seinen Gunsten ausgeht, aber es wird sich irgendwann die Waage halten.“

4.) „Sie haben mit dem Überstehen der Gruppenphase Historisches geschafft und sind dann leider gegen Italien ausgeschieden. Wenn man sich den Rest der Europameisterschaft anschaut, dann waren unsere vielleicht noch am ehesten dran, die Italiener zu biegen. Wie wir wissen, ist Italien am Ende ganz oben auf dem Treppchen gestanden – es wäre also noch einiges mehr drinnen gewesen. Aber man muss der Mannschaft und dem Teamchef gratulieren.“

5.) „Da fragen Sie genau den Richtigen, nämlich den Trainer einer Mannschaft, die vor Kurzem noch acht Corona-Fälle hatte. Bei uns ist Corona noch omnipräsent, aber wir hatten gegenüber dem Rest der Bevölkerung den Vorteil, dass wir mit dem Präventionskonzept unsere Meisterschaft super durchziehen konnten und im letzten Spiel auch schon Zuschauer hatten, jetzt dürfen noch mehr rein. Also wir sind ziemlich da, wo wir vor Corona waren.“

Damir Canadi (SCR Altach):

1.) „Rapid Wien ist ein großer Konkurrent, der stabil mit seiner Mannschaft weiterspielt. Mal sehen, wie Red Bull wieder den Umbruch schafft. Sie haben es bis jetzt jedes Jahr super hingekriegt. Jedes Jahr glauben alle, jetzt geht was, und dann hat Salzburg wieder hervorragende Spieler, die sie in der Saison entwickeln. Rapid Wien und Sturm Graz haben die Möglichkeiten, das Ganze enger zu gestalten.“

2.) „Wir haben doch einen größeren Umbruch getätigt und sehr viele junge Spieler dazugenommen, die wir entwickeln wollen. Daher fällt es mir jetzt schwer, vor der Saison zu sagen, welche Rolle wir in der Bundesliga einnehmen können. Wir wollen die Mannschaft stabilisieren, ihr eine DNA geben und sie körperlich und technisch-taktisch so entwickeln, damit der Verein stabil in der Bundesliga spielen kann.“

3.) „Für mich ist es nichts Neues. Ich war in den letzten fünf Jahren immer mit dem VAR beschäftigt, dort wo ich Trainer war. Ich bin ein Befürworter. Aber natürlich habe ich in Nürnberg selbst gespürt, wo wir vier Spiele sehr unglücklich verloren haben durch den VAR, dass dann auch meine Position gewackelt hat und auch zur Entlassung geführt hat. Mal schauen, wie wir das rüberkriegen im ersten Jahr.“

4.) „Sehr positiv! Wir sind ausgeschieden gegen Italien. Wir haben Italien sehr gefordert und mit ein wenig Glück hätten wir das Spiel gewinnen können.“

5.) „Corona wird jetzt einfach da sein. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Wir haben gelernt, mit der Situation irgendwie umzugehen. Es war finanziell eine Riesenherausforderung in ganz Europa. Wir haben eine Erfahrung gemacht, die noch niemals da war. Die Zuschauer, die Emotionen fehlen. Aber natürlich fehlt den Vereinen auch dieses Geld, da weniger Zuschauer da waren als budgetiert.“

Andreas Herzog (FC Admira):

1.) „Rapid und Sturm werden sicher wieder gut sein. Der LASK wird gut sein, denn mit Raguz haben sie einen wichtigen Spieler wieder zurück. Im Endeffekt sind aber die Salzburger wieder der Favorit. Bis jetzt ist es ihnen immer gut gelungen, die jungen Spieler einzubauen. Für die Liga muss man hoffen, dass es dieses Mal etwas länger dauern wird.“

2.) „Wir haben eine sehr junge Mannschaft. Wir haben sehr viele spannende Spieler – die musst du als Trainer entwickeln. Sie sollen mit einer Freude, mit einer Leidenschaft ans Werk gehen. Ich hoffe, dass wir mit ganz hinten nichts zu tun haben werden.“

3.) „Es wird trotzdem diskutiert werden. Man hat auch bei der Europameisterschaft gesehen, dass manche Sachen nicht so funktionieren. Jeder Videoschiedsrichter wird es ein bisschen anders auslegen, deshalb wird es mit einer einheitlichen Linie schwierig. Es gibt aber sicher wenige grobe Fehlentscheidungen.“

4.) „Das Spiel gegen Italien war richtig stark, aber man ist halt ausgeschieden. Aber ich denke, dass Franco Foda mit seinen Burschen das Plansoll erfüllt hat, endlich mal über eine Gruppenphase hinauszugehen.“

5.) „Die letzten eineinhalb Jahre waren sehr schwierig für die Trainer, weil du nie gewusst hast, wann etwas passiert. Ich hoffe, dass es so lange wie möglich so bleibt, wie es jetzt ist. Beim Testen ist durch die 3-G-Regel eine gewisse Erleichterung da.“

Peter Pacult (SK Austria Klagenfurt):

1.) „Ich sehe Rapid schon sehr, sehr weit vorne. Sie sind einfach schon sehr lange zusammen, kennen die Arbeit von Didi Kühbauer und haben das Potenzial schon die letzten Jahre gehabt. Wenn der Kader so bleibt, wie er jetzt ist, dann sehe ich Rapid schon als ernste Konkurrenz zu RB. Dort ist ein neuer Trainer, viele erfahrene Spieler sind weg.“

2.) „Die Erwartungen sind, dass wir eine anständige Figur machen, dass wir uns gut präsentieren und dementsprechende Leistungen bringen. Und dass wir unser Ziel, sprich den Klassenerhalt, schaffen. Das wird sehr schwierig werden.“

3.) „Mit dem müssen wir umgehen. Das ist so entschieden worden, weil es viele andere Länder auch machen. Es wird nie eine hundertprozentig richtige Entscheidung geben. Für die Zuschauer wird es natürlich oft schwierig, weil die Situation erst fertiggespielt wird. Es wird dann immer Diskussionen geben, aber man muss es annehmen.“

4.) „Sie haben das Minimalziel mit dem Aufstieg ins Achtelfinale erreicht, dort haben sie eine tolle Leistung gegen Italien gebracht. Im Endeffekt war es knapp, aber wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Spiel schon der Leitfaden ist für die kommende Qualisaison. Der Wermutstropfen ist vielleicht, dass Länder wie die Ukraine noch weiter gekommen sind.“

5.) „Das Allerwichtigste ist, dass die Stadien wieder gefüllt sind, dass wieder die Zuschauer kommen dürfen. Ich hoffe, es bleibt dabei, und wir erleben nicht wieder im Herbst eine Überraschung. Testen müssen wir sowieso weiter. Jeden zweiten Tag haben die, die noch nicht doppelt geimpft sind, ihren Test. Aber mit der 3-G-Regel ist es ein bisschen leichter.“