Salzburg-Trainer Matthias Jaissle
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Bundesliga

Jaissles Alter ist in Salzburg relativ

Neue Saison, neue Gesichter bei Salzburg. So weit, so üblich. Doch mit Matthias Jaissle setzt Österreichs Fußballserienmeister auf den bisher jüngsten Trainer in der Ära Red Bull. Der 33-jährige Deutsche, den – mit Ausnahme von Sturms Christian Ilzer (43) – zumindest 15 Jahre von allen anderen Coaches in der Admiral Bundesliga trennen, ist bei seiner ersten Station als Cheftrainer einer Profimannschaft gleich gefordert. Sein Alter ist dabei relativ.

Was in zwei Jahren alles passieren kann, zeigt nicht nur eine Pandemie. Jaissle heuerte im Juli 2019 als Trainer der U18-Akademiemannschaft bei den Salzburgern an, eineinhalb Jahre später ging es weiter zum Kooperationsclub FC Liefering, sechs Monate danach folgte der Ruf der Profis, nachdem sich Jesse Marsch nach Leipzig verabschiedet hatte.

Nach dem traditionellen Kaderumbruch im Sommer setzt Salzburg auch im Trainersektor auf ein Talent, das zum Weg passt und nichtdestoweniger abliefern muss. Neben Liga und Cup gehört mittlerweile auch die Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League zur Messlatte. Seine Anzahl an Lebensjahren spielt für ihn eine untergeordnete Rolle. „Alter ist kein Maßstab für gut oder schlecht, jeder Trainer muss über seine Inhalte kommen, die er den Jungs vermittelt“, erklärte Jaissle vor Saisonbeginn gegenüber Journalisten.

Rangnick als Mentor für Jaissle

Tatsächlich mangelt es ihm auch nicht so sehr an Erfahrung, zumindest was die Trainerarbeit an sich betrifft. Aufgrund von Verletzungen war die vielversprechende Spielerlaufbahn schon mit 26 Jahren vorbei. Eine entscheidende Rolle in seiner damaligen wie heutigen Karriere spielte der frühere Salzburg-Sportchef Ralf Rangnick. „Er war mein erster Profitrainer, ich kenne ihn seit der Zeit bei Hoffenheim“, so Jaissle.

Ein Bild aus dem Jahr 2008 zeigt den damaligen Hoffenheim-Trainer Ralf Rangnick jubelnd mit Spieler Matthias Jaissle
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Ex-Salzburg-Sportchef Rangnick, Neo-Salzburg-Trainer Jaissle und Ex-Salzburg-Coach Zeidler in Hoffenheimer Zeiten

2014 startete der frühere Innenverteidiger auch seine Trainerkarriere bei einem Club von Rangnick, nämlich als Jugendtrainer bei RB Leipzig. Ob der 63-Jährige, der sich als Berater selbstständig gemacht hat, früh das Trainertalent des Spielers erkannt habe, wollte und konnte Jaissle nicht beantworten. Die Antwort ist ohnehin offensichtlich. In drei Jahren lernte Jaissle alles Wesentliche im Nachwuchsbereich, um dann auch als Kotrainer bei Bröndby Kopenhagen Erfahrungen zu sammeln.

Nach zwei Jahren kehrte Jaissle in die Welt von Red Bull zurück, dort ging es vor allem nach Bo Svenssons Rückkehr von Liefering zu Mainz schnell nach oben. „Im Fußball ist es schwer, Pläne zu schmieden. Ich habe immer versucht, in meinen Aufgaben aufzugehen, maximalen Erfolg herauszuholen und hier in Salzburg die Jungs zu entwickeln.“

Spielerentwicklung als entscheidender Faktor

Früher als später ging es zu den Profis, nachdem Jesse Marsch sich wiederum für eine Rückkehr zu RB Leipzig in die deutsche Bundesliga entschloss. „Wie er arbeitet, wie er junge Spieler entwickelt, ist herausragend. Er war daher unsere Wunschlösung“, erklärte Sportchef Christoph Freund, als man Jaissle prompt als Nachfolger präsentierte. Jaissle näherte sich der Aufgabe sukzessive, indem er erst bei der U18 und dann in Liefering heimische und internationale Talente trainierte.

Salzburg-Trainer Matthias Jaissle im Gespräch mit Spielern
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Jaissle zeichnet sich unter anderem durch seine klare Ansprache aus

Einige davon sind nun bei den Profis dabei. Es gilt, Abgänge wie die von Patson Daka (Leicester City), Cican Stankovic (AEK Athen), Andre Ramalho (PSV Eindhoven) und Enock Mwepu (Brighton) zu ersetzen.

„Ich will den Weg, den Salzburg geht, konsequent mitgehen. Da gehört dazu, den jungen Talenten zu vertrauen und ihnen den Platz zu geben, damit sie sich entfalten können. Durch einen Abgang von Patson oder eine Verletzung von Sekou (Koita, Kreuzbandriss, Anm.) haben sie die Riesenchance, in die Bresche zu springen“, so Jaissle.

Champions League als Ziel, für Ulmer kein Muss

Mit dem Kader ist der Trainer so weit zufrieden, möglicherweise kommt noch jemand dazu. Für ihn gilt es aber, die nächsten Talente mit Spielzeit weiterzuentwickeln. „Wir haben ein Riesenpotenzial, haben sehr junge Spieler, vielleicht so junge wie schon lange nicht mehr“, betonte Jaissle, auf den die erste große Bewährungsprobe mit dem Play-off der Champions League im August wartet. Vielleicht kommt es ja zum Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club Bröndby.

„Champions League ist das Ziel“, erklärte sein Kapitän Andreas Ulmer, der in Folge der Europameisterschaft verspätet in die Vorbereitung eingestiegen ist, und einen guten ersten Eindruck von seinem neuen, um zweieinhalb Jahre jüngeren Trainer, gewonnen hat. Die „klare Ansprache“ und viel eigenes Coaching im Training seien etwa zwei Eigenschaften, die gleich aufgefallen seien. „Das ist auch gut, unsere junge Mannschaft braucht diese Unterstützung.“ Der Oberösterreicher nahm zumindest nach außen ein wenig Druck weg. „Wir wollen im Herbst international vertreten sein, wenn es dann die Europa League ist, passt das auch ganz gut“, merkte der Linksverteidiger an.

Markige Sprüche wird es von Jaissle nicht geben, er antwortet ruhig und bedacht, offenkundig kann er aber auch laut werden. Zumindest gab es nach dem letzten Testspiel eine deutliche Pausenansprache. Es geht freilich auch in dieser Saison in Salzburg um viel, allgemein sind die Ziele mit dem Gewinn der beiden nationalen Titel bekannt. „Das ist eine große Herausforderung und kein Selbstläufer. Aber wir gehen mit großer Vorfreude an die Sache heran“, unterstrich der Jungspund.