Den Tagessieg holte sich der Belgier Wout van Aert in 35:53 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit von 51,5 km/h), 21 bzw. 32 Sekunden vor den Dänen Kasper Asgreen und Vingegaard. Richard Carapaz aus Ecuador büßte als 23. über zwei Minuten auf van Aert ein, geht aber mit 7:03 Minuten Rückstand als Gesamtdritter in das abschließende Teilstück.
Dominator Pogacar steht auch ohne eine weitere Machtdemonstration vor seinem zweiten Gesamtsieg. Der Vorjahressieger vom Team UAE Emirates musste sich im Zeitfahren von Libourne nach Saint-Emilion zwar geschlagen geben und verlor 57 Sekunden auf van Aert. Doch so wie Pogacar in diesem Jahr hat die Tour seit dem inzwischen als Dopingsünder entlarvten Lance Armstrong vor rund 20 Jahren niemand mehr dominiert.
Motivation hat nachgelassen
„Ich bin so froh, dass es nun zu Ende geht. Es waren drei harte Wochen. Gestern war ich nicht sehr motiviert, du verlierst nach drei Wochen die Motivation. Heute habe ich mir gesagt; Komm, hol es dir. Es war nicht mein bester Tag, aber ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis“, sagte Pogacar.
„Pogi“, wie der UAE-Profi genannt wird, hat die Rivalen in den Bergen beherrscht und bei Tour-Zeitfahren eine exzellente Bilanz: drei Starts, zwei Siege, einmal Platz acht. Auf die Idee, sich nach Tagessiegen auf dem Col du Portet und in Luz Ardiden zu schonen, kam der Slowene in der prallen Sonne auch am Samstag nicht, auf dem flachen Kurs waren die Spezialisten im Kampf gegen die Uhr diesmal aber im Vorteil.
Österreicher schneller als Froome
Als bester Österreicher fuhr Lukas Pöstlberger auf Rang 100 (4:45), Patrick Konrad kam auf Platz 121 (5:24) und geht als Gesamt-27. in den abschließenden Sonntag. In der Gesamtwertung noch hinter Pöstlberger (117.) und Marco Haller (129.) wird der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome mit über vier Stunden Rückstand die Tour beenden.
Dennoch gab sich der 36-jährige Brite zufrieden. „Es ist großartig für mich, hier dabei zu sein. Ich freue mich sehr auf Paris. Ich habe sehr viel gelitten. Für mich war es auch ganz anders als sonst. Normalerweise leide ich vorne, diesmal leide ich hinten“, sagte Froome in der ARD.
Froome hat das wichtigste Rennen der Welt 2013, 2015, 2016 und 2017 gewonnen. Seit seinem brutalen Sturz unmittelbar vor der Tour 2019 ist der Routinier nicht mehr an sein früheres Niveau herangekommen. „Jeder weiß über meine schweren Verletzungen und Knochenbrüche. Ich hoffe aber darauf, zu meinem alten Level zurückzukehren“, sagte Froome. Er habe gewusst, „dass es lange dauern wird“. Der Deutsche Andre Greipel, elffacher Tagessieger bei der Frankreich-Rundfahrt, gab am Samstag sein Karriereende mit Jahresende bekannt.