Radfahrer Tadej Pogacar
AP/Daniel Cole
Tour de France

108 Kilometer trennen Pogacar vom Triumph

Der Slowene Tadej Pogacar steht unmittelbar vor seinem zweiten Gesamtsieg bei der Tour de France. Der 22-jährige Slowene verteidigte am Samstag als Achter im Einzelzeitfahren über 30,8 Kilometern souverän das Gelbe Trikot und geht mit 5:20 Minuten Vorsprung auf den Dänen Jonas Vingegaard am Sonntag in die Schlussetappe nach Paris. 108,4 Kilometer trennen Pogacar von seinem zweiten Gesamtsieg in Folge. Lediglich ein schwerer Sturz könnte seinen Triumph noch verhindern.

Den Tagessieg holte sich der Belgier Wout van Aert in 35:53 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit von 51,5 km/h), 21 bzw. 32 Sekunden vor den Dänen Kasper Asgreen und Vingegaard. Richard Carapaz aus Ecuador büßte als 23. über zwei Minuten auf van Aert ein, geht aber mit 7:03 Minuten Rückstand als Gesamtdritter in das abschließende Teilstück.

Dominator Pogacar steht auch ohne eine weitere Machtdemonstration vor seinem zweiten Gesamtsieg. Der Vorjahressieger vom Team UAE Emirates musste sich im Zeitfahren von Libourne nach Saint-Emilion zwar geschlagen geben und verlor 57 Sekunden auf van Aert. Doch so wie Pogacar in diesem Jahr hat die Tour seit dem inzwischen als Dopingsünder entlarvten Lance Armstrong vor rund 20 Jahren niemand mehr dominiert.

Motivation hat nachgelassen

„Ich bin so froh, dass es nun zu Ende geht. Es waren drei harte Wochen. Gestern war ich nicht sehr motiviert, du verlierst nach drei Wochen die Motivation. Heute habe ich mir gesagt; Komm, hol es dir. Es war nicht mein bester Tag, aber ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis“, sagte Pogacar.

„Pogi“, wie der UAE-Profi genannt wird, hat die Rivalen in den Bergen beherrscht und bei Tour-Zeitfahren eine exzellente Bilanz: drei Starts, zwei Siege, einmal Platz acht. Auf die Idee, sich nach Tagessiegen auf dem Col du Portet und in Luz Ardiden zu schonen, kam der Slowene in der prallen Sonne auch am Samstag nicht, auf dem flachen Kurs waren die Spezialisten im Kampf gegen die Uhr diesmal aber im Vorteil.

Österreicher schneller als Froome

Als bester Österreicher fuhr Lukas Pöstlberger auf Rang 100 (4:45), Patrick Konrad kam auf Platz 121 (5:24) und geht als Gesamt-27. in den abschließenden Sonntag. In der Gesamtwertung noch hinter Pöstlberger (117.) und Marco Haller (129.) wird der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome mit über vier Stunden Rückstand die Tour beenden.

Dennoch gab sich der 36-jährige Brite zufrieden. „Es ist großartig für mich, hier dabei zu sein. Ich freue mich sehr auf Paris. Ich habe sehr viel gelitten. Für mich war es auch ganz anders als sonst. Normalerweise leide ich vorne, diesmal leide ich hinten“, sagte Froome in der ARD.

Froome hat das wichtigste Rennen der Welt 2013, 2015, 2016 und 2017 gewonnen. Seit seinem brutalen Sturz unmittelbar vor der Tour 2019 ist der Routinier nicht mehr an sein früheres Niveau herangekommen. „Jeder weiß über meine schweren Verletzungen und Knochenbrüche. Ich hoffe aber darauf, zu meinem alten Level zurückzukehren“, sagte Froome. Er habe gewusst, „dass es lange dauern wird“. Der Deutsche Andre Greipel, elffacher Tagessieger bei der Frankreich-Rundfahrt, gab am Samstag sein Karriereende mit Jahresende bekannt.

108. Tour de France

20. Etappe

Einzelzeitfahren Libourne - Saint-Emilion (30,8 km):
1. Wout van Aert BEL 35:53
2. Kasper Asgreen DEN + 0:21
3. Jonas Vingegaard DEN 0:32
4. Stefan Küng SUI 0:38
5. Stefan Bissegger SUI 0:44
6. Mattia Catteneo ITA 0:49
7. Mikkel Bjerg DEN 0:52
8. Tadej Pogacar SLO 0:57
9. Magnus Cort Nielsen DEN 1:00
10. Dylan van Baarle NED 1:21
23. Richard Carapaz ECU 2:09
26. Wilco Kelderman NED 2:20
31. Ben O'Connor AUS 2:41
100. Lukas Pöstlberger AUT 4:45
121. Patrick Konrad AUT 5:24
134. Marco Haller AUT 5:53

Gesamtwertung

Stand nach 20 von 21 Etappen:
1. Tadej Pogacar SLO 80:16:59
2. Jonas Vingegaard DEN + 5:20
3. Richard Carapaz ECU 7:03
4. Ben O'Connor AUS 10:02
5. Wilco Kelderman NED 10:13
6. Enric Mas ESP 11:43
7. Alexej Luzenko KAZ 12:23
8. Guillaume Martin FRA 15:33
9. Peio Bilbao ESP 16:04
10. Rigoberto Uran FRA 18:34
27. Patrick Konrad AUT 1:27:06
117. Lukas Pöstlberger AUT 3:47:12
129. Marco Haller AUT 4:03:01