Radfahrer Tadej Pogacar bei der Schlussetappe der Tour de France in Paris
AP/Daniel Cole
Tour de France

Jungstar Pogacar fixiert zweiten Gesamtsieg

Die Fahrt nach Paris ist für Tadej Pogacar wie im vergangenen Jahr zum Triumphzug geworden. Zum zweiten Mal in Folge gewann der erst 22-jährige Slowene vom UAE-Team die Tour de France. Um 5:20 Minuten deklassierte er den zweitplatzierten Dänen Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma), Richard Carapaz (ECU/Ineos) verlor als Dritter 7:03 Minuten auf Dominator Pogacar. Die 21. und letzte Etappe über 108,1 Kilometer nach Paris gewann am Sonntag der Belgier Wout Van Aert (Jumbo) im Massensprint vor seinem Landsmann Jasper Philipsen (Alpecin).

Der Brite Mark Cavendish (Deceuninck-Quick-Step) verpasste als Etappendritter seinen fünften Tagessieg bei der 108. Auflage und zugleich seinen insgesamt 35., mit dem er den Belgier Eddy Merckx als Rekordetappensieger der Tour abgelöst hätte. Beide halten bei 34 Erfolgen. Es war die einzige Sprintniederlage von Cavendish bei der Frankreich-Rundfahrt 2021. Das Grüne Punktetrikot holte der 36-Jährige zum zweiten Mal nach 2011.

Der Österreicher Patrick Konrad (Bora), der überraschend die 16. Etappe nach Solofahrt gewonnen hatte, zeigte sich am Schlusstag noch einmal kurz in einer Fluchtgruppe, das Ziel passierte er als 93. wie Pogacar (72.) mitten im Feld. Lukas Pöstlberger belegte als bester der drei Österreicher den 16. Etappenplatz, Marco Haller wurde 38. Bester Profi des Österreichischen Radsportverbands (ÖRV) in der Gesamtwertung wurde Konrad als 27. (+ 1:27:06).

Tour de France: Tadej Pogacar sichert sich Gesamtsieg

Bei der abschließenden 21. Etappe der Tour de France nach Paris sichert sich Tadej Pogacar den Gesamtsieg. Der Slowene krönt sich damit nach einer souveränen Frankreich-Rundfahrt mit 5:20 Minuten nach 3.414 km zum zweiten Mal in Folge zum Gesamtsieger.

14 Tage im Gelben Trikot

Während Pogacar im vergangenen Jahr bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt mit einem historischen Zeitfahrsieg erst auf der vorletzten Etappe ins Gelbe Trikot gefahren war, dominierte er diesmal nach Belieben. Seit der achten Etappe und damit 14 Tage lang fuhr er im Gelben Trikot und holte drei Etappensiege. „Ich bin super happy. Es war großartig, nach dem Vorjahr mit so einem großartigen Emirates-Team zurückzukommen. Ich bin stolz, Teil dieser Familie zu sein“, sagte Pogacar im Ziel.

Die Verfolger im Kampf um den Gesamtsieg verzweifelten. Pogacar beruhigte: „Das war das Maximum. Ein größerer Vorsprung wäre nicht möglich gewesen.“ Selbst Tour-Fünffachsieger Merckx sieht in dem Slowenen einen würdigen Nachfolger.

„Neuer Kannibale“

Für den Belgier ist die Sache längst klar. „Ich sehe in ihm den neuen Kannibalen. Er ist extrem stark. Ich denke, er wird in den kommenden Jahren die Tour mehrmals gewinnen. Wenn ihm nichts passiert, kann er die Tour ganz sicher mehr als fünfmal gewinnen“, sagte Merckx. Den Vergleich scheut Pogacar allerdings. „Ich mag das nicht. Ich sehe mich nicht als Boss“, sagte er.

Es gehört zu den Eigenheiten des Radsports, dass den jeweiligen Tour-Sieger stets eine Wolke des Zweifels begleitet. Das ist auch bei Pogacar nicht anders, wobei sie nicht allzu groß und allzu grau ist. Denn gegen ihn selbst gab es bisher keine Verdachtsmomente. Alle Kontrollen waren negativ, und er sah sogar die Razzia beim Team Bahrain-Victorious in Pau als positives Zeichen für den Radsport. Schließlich wurde nichts gefunden, man habe Transparenz bewiesen.

Teamchef spaltet die Meinungen

Dicht an Pogacars Seite sind allerdings UAE-Teamchef Mauro Gianetti und Sportchef Matxin Fernandez. Und das kahlköpfige Duo hat eine – gelinge gesagt – bemerkenswerte Dopingvergangenheit. Seit 2000 wurden zehn von Fernandez betreute Fahrer des Dopings überführt. Zusammen mit Gianetti leitete er das Team Saunier-Duval, das 2008 für einen der größten Dopingskandale der Tour-Geschichte sorgte. Da verlor einst sogar Tour-Direktor Christian Prudhomme die Fassung und bezeichnete den Schweizer Gianetti als „Mann von schlechtem Ruf“.

Pogacar wollte das nicht an sich heranlassen. „Ich denke, er ist ein guter Mensch. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit“, sagte der Shootingstar über seinen Chef. So sehr Pogacar betonte, wie transparent der Radsport geworden sei – er selbst gab sich in gewissen Dingen verschwiegen. So will er beispielsweise seine Leistungsdaten von den Tour-Etappen nicht veröffentlichen. Das würde nur die Konkurrenz gegen ihn verwenden, argumentierte Pogacar.

Kuriose Motordopinggerüchte

Dabei würden gerade diese Daten helfen, das neueste Gerücht im Keim zu ersticken. Die Schweizer Zeitung „Le Temps“ hatte drei Fahrer anonym zitiert, die von seltsamen Geräuschen aus Pogacars Hinterrad berichteten und damit eine Verbindung zu mechanischem Doping in den Raum gestellt. „Ich höre kein Geräusch und weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll“, meinte Pogacar.

Seine Wattwerte bei der Tour würden Behauptungen über technische Schummeleien entkräften können. Dazu muss aber auch angemerkt werden, dass der Internationale Radsportverband (UCI) täglich Dutzende Räder nach dem Zufallsprinzip in eine Röntgenmaschine schickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort etwas nicht bemerkt wird, dürfte relativ gering sein.

108. Tour de France

21. Etappe

Chatou - Paris Champs Elysees (108,4 km):
1. Wout Van Aert BEL 2:39:37
2. Jasper Philipsen BEL -"-
3. Mark Cavendish GBR -"-
4. Luka Mezgec SLO -"-
5. Andre Greipel GER -"-
6. Danny van Poppel NED -"-
7. Michael Matthews AUS -"-
8. Alex Aaranburu ESP -"-
9. Cyril Barthe FRA -"-
10. Max Walscheid GER -"-
16. Lukas Pöstlberger AUT -"-
38. Marco Haller AUT -"-
72. Tadej Pogacar SLO -"-
93. Patrick Konrad AUT -"-

Gesamtwertung

Endstand nach 21 Etappen:
1. Tadej Pogacar SLO 82:56:36
2. Jonas Vingegaard DEN + 5:20
3. Richard Carapaz ECU 7:03
4. Ben O'Connor AUS 10:02
5. Wilco Kelderman NED 10:13
6. Enric Mas ESP 11:43
7. Alexej Luzenko KAZ 12:23
8. Guillaume Martin FRA 15:33
9. Peio Bilbao ESP 16:04
10. Rigoberto Uran FRA 18:34
27. Patrick Konrad AUT 1:27:06
116. Lukas Pöstlberger AUT 3:47:12
127. Marco Haller AUT 4:03:01