Lewis Hamilton (GBR/Mercedes) und Max Verstappen (NED/Red Bull Racing)
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Formel 1

Verstappen-Crash erhitzt die Gemüter

Nach dem schonungslosen Duell mit dem Crash-Leidtragenden Max Verstappen feierte Lewis Hamilton seinen Formel-1-Heimsieg beim GP von Großbritannien in Silverstone am Sonntag mit einer Union-Jack-Fahne vor den englischen Fans. Dem Red-Bull-Team stand hingegen der Ärger und Zorn ins Gesicht geschrieben.

Nach seinem heftigen Unfall, den er einigermaßen unversehrt überstand, sparte Verstappen nicht mit Kritik. Er sei okay, sagte der Red-Bull-Pilot am Sonntagabend in den sozialen Netzwerken. Dennoch ging Verstappen mit Hamilton und speziell dem Jubel nach dem Heimsieg hart ins Gericht. Es sei „respektloses und unsportliches Verhalten“ zu feiern, während sich ein anderer noch im Krankenhaus befindet, schrieb der Niederländer weiter. Die in seinen Augen zu geringe Strafe gegen seinen Rivalen Lewis Hamilton „hilft uns nicht weiter“.

Der spätere Silverstone-Sieger Hamilton habe ein „gefährliches Manöver“ auf der Strecke gezeigt. „Ich bin sehr enttäuscht, dass ich so rausgenommen wurde“, schrieb Verstappen. Er und Hamilton hatten sich bei einem Zweikampf in der „Copse“-Kurve schon in der ersten Runde mit den Rädern berührt.

Hamilton gewinnt Grand Prix in Silverstone

Beim Grand Prix in Silverstone hat Lewis Hamilton am Sonntag einen Heimsieg gefeiert. Überschattet wurde sein Triumph von einem Manöver in der ersten Runde mit einem schweren Unfall von Rivalen Max Verstappen.

Der WM-Führende verlor die Kontrolle und krachte mit seinem Auto in einen Reifenstapel. Hamilton wurde für das Manöver mit einer Zehnsekundenstrafe belegt, weil er aus Sicht der Stewards die Kollision verursacht hatte, und gewann trotzdem den Grand Prix. „Max ist sehr aggressiv, ich war auf einer Höhe mit ihm in der Situation“, meinte Hamilton, „und er hat mir keinen Platz gelassen“, so der 36-Jährige zum Unfallhergang.

„Schuld liegt bei Hamilton“

„Die ganze Schuld liegt bei Hamilton“, hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor der Entscheidung über die Zehnsekundenstrafe dem Renndirektor des Internationalen Automobilverbands (FIA), Michael Masi, über Funk mitgeteilt. „Es war zu hundert Prozent die Kurve von Max.“ Red-Bull-Berater Helmut Marko bewertete das Manöver des Mercedes-Piloten als „fahrlässiges bis gefährliches Verhalten“.

Mit einer Zehnsekundenstrafe sei die Angelegenheit für ihn nicht erledigt. Horner meinte: „Die Strafe passt nicht zu dem kriminellen Verhalten, das er gezeigt hat. Es war an der gefährlichsten Stelle der Strecke.“ Red Bull prüfe alle weiteren Optionen, sagte er.

„Gehört zum Rennfahren dazu“

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte Renndirektor Masi, er habe ein E-Mail mit Diagrammen über die Positionen der Autos geschickt. „So ein Unfall sieht immer hässlich aus. Aber das gehört zum Rennfahren dazu, das ist hart“, sagte er im ORF-Interview.

Verstappen fliegt nach Kollision mit Hamilton ab

Ein hartes Duell in der ersten Runde endete für den WM-Spitzenreiter aus den Niederlanden mit einem harten Aufprall im Reifenstapel

„Lewis war über die Mitte des Autos hinaus, dann gehört die Kurve dir. Das ist einfach die Regel, das kann man nachlesen. Es gibt sogar Zeichnungen.“ Strikt nach dem Regelbuch wäre „keine Strafe gerechtfertigt. Das mag vielleicht manchen ärgern, aber das ist einfach so.“ Hamilton sei jemand, „der nie aggressiv fährt und jemanden rausschießt“.

„Hartes Racing von Anfang an“

„Es war hartes Racing von Anfang an“, sagte Wolff weiter. „Wir sehen einfach zwei Fahrer, die mit dem Messer zwischen den Zähnen kämpfen.“ Da seien zwei Spitzenpiloten, „die um die Vorherrschaft kämpfen“.

Lokalmatador Hamilton hingegen feierte mit den Zuschauern seinen Erfolg, mit dem er seinen Rückstand in der WM-Wertung auf acht Punkte verkürzte. „Das Heimpublikum ist das beste“, sagte Hamilton nach seinem achten Heimsieg. „Das ist ein Traum für mich, es vor euch zu schaffen.“ Allerdings schränkte er ein: „Es war sehr schwierig heute. Nach einer Kollision mit einem Rivalen möchte ich eigentlich nicht gewinnen.“

Rassistische Beleidigungen

Hamilton sah sich nach dem Rennen trotzdem mit – teilweise rassistischen – Beleidigungen in sozialen Netzwerken konfrontiert. Das teilten die Formel 1, die FIA und Hamiltons Rennstall Mercedes am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Rede war am Montag von rassistischen Mitteilungen wie „Affen-Emojis“, die als Antwort auf einen Instagram-Post gesendet wurden, in dem Mercedes den Erfolg Hamiltons am Sonntag feierte.

Weltverband und Rennstall stellten sich klar hinter den Silverstone-Sieger. „Die Formel 1, die FIA und das Mercedes-AMG Petronas F1 Team verurteilen dieses Verhalten auf das Schärfste. Diese Leute haben keinen Platz in unserem Sport, und wir fordern, dass die Verantwortlichen für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden“, hieß es in der Erklärung. Solche Fälle seien inakzeptabel und müssten „aufgezeigt und beseitigt werden“.

Red Bull verurteilt Rassismus

Red Bull schloss sich an. „Wir verurteilen rassistische Beleidigungen jeglicher Art gegenüber unserem Team, unseren Konkurrenten und unseren Fans“, sagte der Rennstall. „Als Team sind wir angewidert und traurig über die rassistischen Beschimpfungen, die Lewis gestern nach der Kollision mit Max in den sozialen Netzwerken ertragen musste.“ Dafür gebe es niemals eine Entschuldigung, und die Urheber müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Hamilton selbst erinnerte als Reaktion auf die Kritik an seinem Fahrstil in sozialen Netzwerken „an die Gefahren in diesem Sport. Ich sende meine besten Wünsche an Max, der ein unglaublicher Wettkämpfer ist. Ich bin froh zu hören, dass es ihm gut geht“, schrieb der Engländer. Hamilton kündigte auch an, seinen Stil trotz der Aufregung um den Unfall nicht zu ändern: „Ich werde immer hart, aber immer fair fahren“, schrieb der siebenmalige Weltmeister.