Mann mit Maske hinter den Olympischen Ringen in Tokio
Reuters/Kim Kyung-Hoon
Olympia

Tokios „CoV-Blase“ erhält weitere Risse

Am Freitag (12.55 Uhr, live in ORF1) werden die Spiele der XXXII. Olympiade in Tokio im Schatten der Coronavirus-Pandemie offiziell eröffnet. Doch die um die Athletinnen und Athleten aufgebaute Sicherheitsblase gegen den Covid-19-Erreger wird immer dünner. Denn die positiven Tests häufen sich. Am Dienstag wurden weitere Fälle publik gemacht.

Wenige Tage vor dem offiziellen Beginn der Spiele registrierten die Organisatoren in der japanischen Hauptstadt am Dienstag weitere positive Fälle. Darunter sei auch wieder ein Athlet im olympischen Dorf, so das Organisationskomitee in seinem in der Früh (Ortszeit) veröffentlichten Coronavirus-Tagesbericht. Die Zahl der seit 1. Juli ermittelten positiven Tests stieg damit insgesamt auf 67.

Auf einer Pressekonferenz gefragt, ob die Spiele, die am Freitag eröffnet werden sollen, möglicherweise noch abgesagt werden, meinte OK-Chef Toshiro Muto, er werde die Infektionszahlen im Auge behalten. „Wir können nicht vorhersagen, was mit der Zahl der CoV-Fälle passieren wird. Daher werden wir die Diskussionen fortsetzen, wenn es zu einem Anstieg der Fälle kommt“, sagte Muto, der eine kurzfristige Absage weiter nicht ausschloss. Die Eröffnungszeremonie wird unterdessen ohne die großen olympische Sponsoren stattfinden, teilten die Unternehmen am Dienstag mit.

Infektionen in „CoV-Blase“: Keine Beunruhigung

In drei Tagen werden die olympischen Spiele in Tokio offiziell eröffnet. Die täglichen Meldungen von CoV-Fällen in der dortigen „Blase“ sollen bisher aber keine Beunruhigung darstellen.

Tschechischer Beachvolleyballer positiv getestet

Bereits am Montag hatte das Nationale Olympische Komitee Tschechiens mitgeteilt, dass Beachvolleyballspieler Ondrej Perusic positiv getestet worden sei. Der 26-Jährige wurde zur Isolation in ein für solche Fälle bestimmtes Hotel gebracht. Perusic zeige keine Krankheitssymptome, ein PCR-Test habe aber das Ergebnis eines vorhergehenden Schnelltests bestätigt, sagte der ehemalige Kanu-Olympiasieger und Delegationsleiter Martin Doktor.

Der tschechische Beachvolleyballer Ondrej Perusic
AP/CTK/Petr Sznapka
Perusic wurde von den Organisatoren umgehend in einem speziell dafür vorgesehenen Hotel isoliert

Am Dienstag wurde auch der positive Test von Simon Nausch, Trainer der tschechischen Beachvolleyballer, bekanntgegeben. Der Österreicher habe sich in Quarantäne begeben, teilte das Nationale Olympische Komitee am Dienstag in Prag mit. Nausch ist der Trainer von Marketa Slukova und Barbora Hermannova, die am Samstag auf die Japanerinnen treffen. Man sei „extrem vorsichtig“ gewesen, das habe aber leider nicht gereicht, sagte der 43-Jährige der Mitteilung zufolge. „Das ist für uns unangenehm, aber wir werden damit klarkommen“, sagte Delegationsleiter Doktor.

Postiver Test bei US-Ersatzturnerin

Am gleichen Tag wurde auch aus dem Lager der US-Turnerinnen ein positiver CoV-Fall gemeldet. Bei der im Olympiatrainingslager der Amerikanerinnen positiv getesteten Turnerin handelt es sich um Kara Eaker. Das bestätigte ihr Trainer Al Fong. Die 18-Jährige befand sich noch nicht in Tokio, sondern zunächst nur zur Vorbereitung in der japanischen Stadt Inzai. Eaker ist bei den Amerikanerinnen um Superstar Simone Biles als Reserveathletin vorgesehen.

Bereits Sonntag waren von den Organisatoren in Tokio positive Tests bei drei Athleten bekanntgegeben worden. Betroffen waren unter anderem zwei Fußballer aus dem südafrikanischen Team, die bereits im olympischen Dorf wohnten. Zu den 67 durch die Organisatoren ermittelten CoV-Fällen kommen noch vier von den Präfekturen gemeldete positive Tests. Die regionalen Behörden sind jedoch nicht dazu verpflichtet, Bericht über Coronavirus-Fälle in Bezug auf die Sommerspiele zu erstatten.

Fußballspiel als Stresstest

Der erste große bewerbliche Stresstest steht noch vor der Eröffnung an. Am Donnerstag trifft Gastgeber Japan im olympischen Fußballturnier der Männer auf Südafrika, dessen Team von Coronavirus-Fällen geplagt ist. Die Südafrikaner könnten deswegen Schwierigkeiten haben, genügend Spieler aufzustellen. Die olympischen Organisatoren glauben jedoch an ein sicheres Abhalten des Matches.

Der Kader der „Bafana bafana“ war bereits vor der Abreise zu den Spielen durch CoV-Infektionen sowie Absagen stark dezimiert. Zuletzt wurde dann zudem bekannt, dass zwei Spieler und ein Videoanalyst bei der Ankunft in Tokio positiv getestet wurden. Die Olympiaorganisatoren sagten am späten Montag, dass 21 Mitglieder der Delegation enge Kontakte hätten. Das Fußballspiel am Donnerstag gegen die Gastgeber steht damit auf Messers Schneide.

Unterschiedliche Regeln

Der olympische Maßnahmenkatalog schreibt vor, dass jeder Teilnehmer, der als „enger Kontakt“ gilt, täglich negative PCR-Tests vorweisen muss, einschließlich eines innerhalb von sechs Stunden zum Wettkampf. Außerdem werden ein Gesundheitscheck durch einen Sachverständigen sowie die Erlaubnis des internationalen Sportverbandes benötigt.

Das Reglement des Internationalen Fußballverbands (FIFA) sieht wiederum vor, dass ein Team 13 Spieler für ein Match zur Verfügung haben muss. Südafrikas Trainer David Notoane sagte, dass er derzeit keine Ahnung habe, wer gegen Japaner auflaufen kann. „Ich weiß nicht, wer für die Startelf überhaupt infrage kommt“, sagte er zu Reportern über sein Team, das am Montag nach einer Woche wieder zum Training zurückkehren durfte.

Michiko Dohi, CoV-Verantwortliche im Japanischen Olympischen Komitee, sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz, dass das Match mit den richtigen, strengen Schritten sicher abgehalten werden könnte. Die meisten der positiven Fälle seien abgeschlossen worden, bevor die Delegationen nach Japan einreisten, sagte Dohi.