Conference League

Nur Remis: Austria muss um Aufstieg bangen

Die Wiener Austria hat sich am Donnerstag bei ihrem Comeback im Europacup mit einem Remis begnügen müssen. Im Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde in der neuen UEFA Europa Conference League (ECL) trennten sich die „Veilchen“ daheim von Breidablik aus Island nur mit 1:1 (1:0) und müssen damit um den Aufstieg in die nächste Runde bangen.

Nach einer schwierigen Anfangsphase kam die Austria besser in die Partie und ging durch Marco Djuricin auch verdient in Führung (32.). Doch die Isländer bestraften die Wiener lediglich 64 Sekunden nach Wiederbeginn und sicherten sich durch Alexander Sigurdarson (47.) ein Remis, nachdem die Gastgeber in der zweiten Hälfte abgebaut hatten.

Das Rückspiel steigt am kommenden Donnerstag in Kopavogur, in Island hat noch keine Clubmannschaft aus Österreich gewonnen. Zumindest die Auswärtstorregel, die abgeschafft wurde, steht nicht mehr im Weg. Gelingt der Aufstieg, geht es in Qualifikationsrunde drei (5. bzw. 12. August) wohl gegen Aberdeen. Die Schotten gewannen ihr Hinspiel gegen BK Häcken aus Schweden am Donnerstag klar mit 5:1.

Ausgleich zum 1:1 durch Sigurdarson (47. Minute)

Aus einem Fehlpass heraus bekommt Breidablik die Chance auszugleichen und nutzt diese direkt nach dem Beginn der zweiten Spielhälfte. Alexander Sigurdarson trifft zum 1:1.

Neuzugang Martins gibt Pflichtspieldebüt

„Es wird ein Gradmesser gegen einen guten und spannenden Gegner“, hatte Manfred Schmid zuvor betont. Gegenüber dem glanzlosen 4:0 in der ersten Cuprunde beim Auswärtsspiel in Spittal/Drau änderte der neue Trainer der Austria seine Startelf nur an einer Position. Der luxemburgische Neuzugang Marvin Martins, der im Cup wegen Muskelproblemen gefehlt hatte, begann statt Benedikt Pichler.

Dem ersten violetten Europacup-Auftritt seit fast zwei Jahren wohnten 6.015 Zuschauer im Viola Park – so wie die Arena der Austria in UEFA-Bewerben offiziell formiert – bei. Sie sahen zu Beginn eine isländische Mannschaft, die sich nicht versteckte. Martins bekam gleich ihre Härte zu spüren, doch auch vor dem Tor zeigte Breidablik Präsenz. Damir Muminovic prüfte nach einer Ecke Austria-Goalie Patrick Pentz, der den Schuss des allein gelassenen Verteidigers parieren konnte (6.).

Pentz erstmals gefordert (6. Minute)

Nach einer Serie von Eckbällen kommt Breidablik zur ersten guten Chance des Spiels. Austria-Tormann Patrick Pentz ist gefordert, hält jedoch souverän.

Der Dritte der laufenden isländischen Meisterschaft, der in Runde eins Racing Union aus Luxemburg mit dem Gesamtscore von 5:2 eliminiert hatte, präsentierte sich – wie von Schmid auch kommuniziert – als spielfreudiges Team, das die Austria phasenweise unter Druck setzte.

Austria fängt sich, hat aber Glück

Die Wiener fingen sich aber in ihrem zweiten Bewerbsspiel in dieser Saison und kamen selbst zum ersten Abschluss durch Manfred Fischer (11.). Drei Minuten später hatten die Gastgeber zwar Glück, dass Schiedsrichter Kari Hövdanum von den Färöern bei einem Duell von Johannes Handl gegen Gisli Eyjolfsson im Sechzehner seine Pfeife stumm ließ, das wirkte aber wie ein Weckruf für die „Veilchen“.

Zunächst bewahrte Breidablik-Goalie Anton Einarsson die Gäste noch vor einem Rückstand, als Fischer ihn per Kopf zu einer tollen Parade zwang (17.). Die Austria bekam die Partie und den Gegner aber besser unter Kontrolle und näherte sich dem 1:0. Ein Solo von Dominik Fitz auf der linken Seite blieb ebenso noch unbelohnt wie ein verdeckter Schuss von Verteidiger Christian Schoissengeyr nach Freistoßflanke von Fitz (29.), den Einarsson einmal mehr bravourös parieren konnte.

Schoissengeyr scheitert an Goalie (29. Minute)

Christian Schoissengeyr überzeugt mit einem scharfen und gut platzierten Schuss auf das Tor der Gegner. Allerdings zeigt auch der Goalie sein Können und wehrt gekonnt ab.

Djuricin bringt Austria in Führung

Drei Minuten später durften die Anhänger im Stadion aber endgültig jubeln: Nach einem herrlichen Zuspiel von Handl in die Tiefe brachte Fischer zunächst den Ball nicht unter Kontrolle, sah aber den freien Fitz, der am Sechzehner den Ball in die Schnittstelle beförderte. Dort spitzelte Djuricin das Leder über Goalie Einarsson ins lange Eck (32.). Beim Jubel war wohl auch Genugtuung dabei, schied der Stürmer doch einst 2013 mit Sturm Graz gegen die Isländer im Europacup aus.

Jubel von Marco Djuricin
GEPA/Philipp Brem
Marco Djuricin brachte die Austria in Führung, diese wurde aber noch aus der Hand gegeben

Wiederum drei Minuten später hätte Djuricin seinen dritten Treffer in einem internationalen Bewerb nachlegen können, agierte aber nach einem Zuspiel des emsigen Fitz vor Einarsson zu lässig (35.). Die Isländer taten sich nach gutem Beginn schwer, weitere Chancen zu kreieren, kamen durch Mittelfeldmann Viktor Einarsson noch zu einem Abschluss, den Schuss aus der Distanz wehrte Pentz zur Seite ab (41.).

Kalte Dusche nach der Pause

Das gute Gefühl, das die Austria in die Kabine mitgenommen hatte, war aber kurz nach Wiederbeginn verflogen. Nach einem Fehlpass von Vesel Demaku übernahm Alexander Sigurdarson das Leder und zog das Tempo an. Nach einem Doppelpass mit Arni Vilhjalmsson bekam Sigurdarson den Ball im Sechzehner zurück und traf 64 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte ins lange Eck – Pentz war machtlos (47.).

Die Austria zeigte sich nach dem Ausgleich sichtlich schockiert und tat sich schwer. Breidablik hatte wieder mehr vom Spiel, ohne dabei aber wirklich zwingend zu werden. Schmid reagierte nach einer Stunde mit einem Dreifachtausch und brachte Routinier Alexander Grünwald, Pichler und Aleksandar Jukic in die Partie. Das änderte an der müden Offensivvorstellung der Hausherren nach der Pause allerdings nichts.

Matchbälle werden vergeben

Das Glück wurde zudem schon in der ersten Hälfte verbraucht, denn ein Elfmeterpfiff nach einem Foul an Grünwald blieb ebenso aus. Der Linksfuß startete zwar aus einer Abseitsposition, doch das hätte das Schiedsrichterteam übersehen. Einen Video Assistant Referee gibt es in diesem Bewerb erst ab der K.-o.-Phase, die für die Wiener aktuell außer Reichweite scheint. Schon der Aufstieg in die dritte Runde wird schwierig, nachdem ein Kopfball von Grünwald (77.) und ein Schuss von Demaku (83.) vorbeigingen. Matchbälle gab es dann noch auf beiden Seiten, sie wurden aus der Distanz zunächst von Eyjolfsson und dann von Martins im Finish der Partie mit Auf und Abs vergeben.

Stimmen zum Spiel:

Manfred Schmid (Austria-Trainer): „Leider haben wir unser Spiel nicht so durchgezogen, wie wir es vor hatten. Man hat deutlich gesehen, dass das (Breidablik, Anm.) keine Mannschaft ist, die sich nur hinten hineinstellt. Die sind technisch und läuferisch stark. Wenn wir da nicht totale Laufbereitschaft zeigen und in die Zweikämpfe gehen, wie es sich gehört, dann bekommen wir Probleme – und so war es auch.“

„Es war sicher keine gute Leistung. Die Mannschaft hat gekämpft, sie hat in der zweiten Hälfte alles probiert. Sie hat sich dann gefangen, aber grundsätzlich war es nicht gut – da brauchen wir nicht darüber reden. Das muss besser werden. Wir haben vielleicht zu viel gewollt, das ist leider nicht aufgegangen. Die Mannschaft war ein wenig verkrampft. Aber das 1:1, auf das können wir aufbauen, und dann müssen wir es halt im Auswärtsspiel richten.“

Marco Djuricin (Austria-Torschütze): „Ich will nicht zu negativ sein nach dem ersten Spiel, aber das war einfach gar nichts heute. Breidablik war einfach stärker, wir haben es wirklich schwach gespielt. Ich bin sehr enttäuscht. Ich habe jetzt zwei Spiele gemacht, zwei Tore geschossen und bin zweimal in der 60. Minute ausgewechselt worden – das passt mir natürlich auch nicht. Ich habe nicht gut gespielt, die Mannschaft auch nicht, aber ich bin immer für ein Tor gut.“

„Das ist für mich nicht in Ordnung. Es tut mir auch leid für die Leute, die haben eine schwierige Zeit, kommen nach zwei Jahren hierher und feuern uns an – und wir spielen so einen Fußball. Das ist nicht in Ordnung. Ich hoffe, dass wir am Sonntag ein anderes Gesicht zeigen, sonst werden wir uns sehr wundern.“

Oskar Hrafn Thorvaldsson (Breidablik-Trainer): „Es war ein gutes Spiel, ich bin sehr glücklich mit meiner Mannschaft. Wir waren von der ersten Minute an gut im Spiel, haben Pressing gespielt, das Spiel von hinten heraus aufgebaut. Das ist unsere Identität. Ich bin zufrieden mit meinem Team, es gibt uns gute Chancen für das Rückspiel. Wir dachten schon vor dem Ausgleich, dass wir knapp dran sind. Die Austria ist nach wie vor Favorit, aber wir können es schaffen.“

Europa Conference League, Qualifikation, zweite Runde, Hinspiel

Donnerstag:

Austria – Breidablik 1:1 (1:0)

Viola Park, 6.015 Zuschauer, SR Hövdanum (FRO)

Torfolge:
1:0 Djuricin (32.)
1:1 Sigurdarson (47.)

Austria: Pentz – Martins, Schoissengeyr, Handl, Suttner – Martel, Demaku (89./Keles) – Teigl (63./Jukic), Fitz (62./Grünwald), Fischer – Djuricin (63./Pichler)

Breidablik: A. Einarsson – Gunnlaugsson, Muminovic, Margeirsson, Ingvarsson (57./Atlason) – V. Einarsson, Sigurjonsson, Sigurdarson (71./Yeoman) – Eyjolfsson, Steindorsson, Vilhjalmsson

Gelbe Karten: Handl, Martel, Demaku bzw. keine

Rückspiel am 29. Juli (21.00 Uhr) in Kopavogur – Aufsteiger spielt in der dritten Runde gegen Sieger aus Aberdeen/BK Häcken (Hinspiel: 5:1)